Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Fuchses: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
weiter befindet. Dort erinnert man sich bestimmt an uns. Es muss gegen neun Uhr gewesen sein, ein paar Minuten danach vielleicht. Ansonsten …«, er hob hilflos beide Hände, »waren wir daheim. Im Garten hauptsächlich, weil ja das Wetter sehr schön war. Ich denke, dass die Nachbarn uns gesehen haben. Ich habe natürlich noch die Kinder selbst als Zeugen, aber die zählen vermutlich nicht.«
    »Wenn Ihre Kinder bestätigen, dass Sie ständig mit ihnen zusammen waren, hat das durchaus eine Bedeutung«, meinte Inspector Morgan. Sie blickte sich in dem Wohnzimmer um, das voller Spielzeug war. Ich hatte mehrfach an diesem Tag aufgeräumt, aber trotzdem herrschte schon wieder jede Menge Chaos um uns herum.
    »Ihre Frau ist Chefredakteurin einer Zeitschrift, Mr. Reece. Kümmern Sie sich generell um die Kinder?«
    »Ja. Ich selbst habe derzeit keinen anderen Job.«
    »Das heißt, wenn Ihre Frau ihre Stelle verliert, könnten Sie das finanziell nicht auffangen?«
    »Nicht auf die Schnelle. Ich plane, ein Buch über Segelschiffe zu schreiben, aber ich bin noch nicht weit gekommen. Einen Verleger habe ich auch noch nicht. Insofern … Das wäre erst einmal ein ziemliches Desaster. Trotzdem hatte ich meiner Frau geraten zu kündigen. Sie muss sich diese Behandlung nicht gefallen lassen.«
    »Offenbar legt es ihr Arbeitgeber ja darauf an. Dass sie kündigt, meine ich«, sagte Morgan.
    »Natürlich. Dann muss er keine Abfindung zahlen. Das ist der einzige Grund, weshalb er sie noch nicht von sich aus gefeuert hat!«, sagte ich wütend.
    Morgan fixierte mich scharf. »Obwohl Sie die Verzweiflung Ihrer Freundin kannten, setzten Sie nicht alles daran, rechtzeitig von diesem Begräbnis zurück zu sein? Wäre das denn nicht möglich gewesen?«
    Ich beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben. Alles andere würde mich nur in Schwierigkeiten bringen. »Es wäre möglich gewesen, ja. Aber wir … Es war so schönes Wetter, wir waren frustriert von der Beerdigung, und wir dachten …«
    »Wir wollten noch nicht nach Hause«, mischte sich Matthew ein, »und fuhren in die Cardigan Bay. Wir haben dann in Newport übernachtet und den Samstag hauptsächlich am Meer verbracht. Ich wusste, dass Jenna wegen der Fotoreportage unterwegs sein sollte, aber genau wie sie hielt ich die Verschiebung um einen Tag für völlig unerheblich. Offenbar haben wir beide Alexias psychische Situation falsch eingeschätzt.«
    »Newport«, sagte Inspector Morgan. »Das ist nicht allzu weit von der Stelle, an der Mrs. Reece’ verlassenes Auto stand.«
    »Das stimmt«, pflichtete Matthew bei.
    Inspector Morgan notierte wieder irgendetwas. Ich fragte mich, ob wir nun auch auf die Liste ihrer möglichen Verdächtigen gesprungen waren. Wir hatten uns am Tag von Alexias Verschwinden relativ nah am Tatort aufgehalten – wenn man den Rastplatz als solchen bezeichnen konnte –, und wir hatten keinen wirklich überzeugenden Grund dafür, außer dem, dass das Wetter schön gewesen war und wir nicht hatten nach Hause fahren wollen. Welche Gedanken machte sie sich über Matthew? Er war damit nun zum zweiten Mal in der Nähe eines mysteriösen Geschehens gewesen. Beide verschwundenen Frauen hatte er gut gekannt, war mit der einen verheiratet, mit der anderen seit Jahren befreundet gewesen. Aber welches Motiv sollte er haben? Welches Motiv sollte ich haben?
    Aber wahrscheinlich sah Inspector Morgan ebenfalls noch keinen roten Faden. Sie sammelte Informationen und hoffte inständig auf eine Erleuchtung, einen Geistesblitz, irgendetwas, das sie aus all dem Wirrwarr heraus plötzlich anspringen würde.
    »Mr. Willard«, sagte sie, »Sie und Miss Robinson sind ein Paar?«
    Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde. »Ja.«
    »Könnte es jemanden geben, der etwas dagegen hat? Immerhin ist das Schicksal Ihrer verschollenen Frau bis heute nicht geklärt. Es wäre doch vorstellbar, dass Ihre Beziehung zu Miss Robinson Anstoß erregt?«
    »Natürlich«, räumte Matthew ein, »natürlich wäre das vorstellbar. Und ich will Ihnen auch offen sagen, dass die Verwandten meiner Frau, die wir bei dem Begräbnis meiner Schwiegermutter trafen, unverhohlen ihr Unverständnis zeigten. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, absolut nicht vorstellen, dass sie deswegen gewaltsam gegen Jenna vorgehen würden. Und dann auch noch aus Versehen Alexia erwischen sollten. Abgesehen davon wusste niemand von der Fotoreportage, von Jennas Auftrag, natürlich auch nicht davon, dass sie Alexias Auto nehmen

Weitere Kostenlose Bücher