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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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andere in die Geschichte hineingezogen habe.«
    »Aber die Menschen aus deinem Dorf, deine Söhne, sie alle hatten doch Gründe für ihr Tun. Sie haben dich freiwillig begleitet.«
    »Ich glaube kaum, dass sie sich ohne mich auf diese Kämpfe eingelassen hätten. Unsere Religion verbietet uns jegliche Gewalt. Im Dorf schlachten wir nicht einmal unsere Ziegen und Schafe selbst, sondern lassen jemanden kommen, der es für uns tut. Nein«, sagte er abschließend, »du wirst dich mit dem an meinen Händen klebenden Blut auseinandersetzen müssen. Und ich kann nur hoffen, dass du mich nicht verdammst.«
    Anna sagte nichts darauf. Was hätte sie auch antworten sollen? Er hatte recht, sie durfte ihn nicht auf ein Podest stellen. Nach einigen Minuten des Schweigens ergriff sie erneut das Wort. »Ich wüsste gern, womit Achim Taras Vater unter Druck gesetzt hat. Immerhin hat er doch versucht, dich zu retten, nicht dich umzubringen.«
    »Er hat losgelassen, als Achim es ihm befahl.« Die Bitterkeit in der Stimme ihres Vaters war nicht zu überhören.
    »Aber du weißt es nicht sicher, oder? Sagtest du nicht, er hätte dich trotz Achims Befehl weiterhin festgehalten?«
    »Mag sein. So genau erinnere ich mich nicht«, sagte er abweisend. »Aber um auf deine Frage zurückzukommen: Irgendetwas muss Achim gegen Moon in der Hand haben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die beiden in Kathmandu mit Drogen handelten, aber ob das allein ausgereicht hätte? Immerhin hätte Moon dann auch Achim anzeigen können. Es kursierten damals noch andere Gerüchte, denen aber im Grunde niemand Glauben schenkte.« Er hielt inne und strich nachdenklich die Haare nach hinten.
    »Was für Gerüchte?«
    »Eine böse Geschichte. Einer der Hippies, ein junger Engländer, war damals im Winter tot aufgefunden worden. Erst wies alles darauf hin, dass er an einer Überdosis gestorben war, aber der untersuchende Arzt stellte ein Schädeltrauma fest. Allerdings konnte er nicht klären, ob die Kopfverletzung das Resultat einer Prügelei oder eines bewusst geführten Schlages mit Mordabsicht war. Die Affäre wurde nie aufgeklärt, aber es fielen Namen, auch Moons. Tatsächlich blieb er nach dem Fund der Leiche einige Zeit verschwunden. Als er wieder in unserer Mitte auftauchte, wirkte er ein wenig stiller und bedrückter als zuvor. Wer weiß, vielleicht hat er den Engländer tatsächlich getötet, oder jemand – Achim – hatte etwas in der Hand, um ihm einen Mord anzuhängen?«
    »Oh.« Anna biss sich auf die Unterlippe. »Es könnte also durchaus bedeuten, dass Moon diesen Engländer aus Versehen tötete. Oder gar nichts damit zu tun hatte.«
    Der Pangje zuckte die Achseln. »Ich werde es nie herausfinden.«
    »Doch.«
    »Und wie stellst du dir das vor? All dies liegt über dreißig Jahre zurück.«
    »Ganz einfach: Besuch ihn. Frag ihn.«
    »Moon fragen?« Der Pangje wirkte ehrlich überrascht.
    »Warum nicht? Stell dir vor, Moon hat nichts mit dem Tod des Engländers zu tun. Ihm wäre viel Leid erspart geblieben, wenn er gewusst hätte, dass du lebst. Und dir ebenfalls, wenn du die Wahrheit darüber erfahren hättest, was sich wirklich in diesen Sekunden auf dem Felsen zugetragen hat. Schaff diese Ungewissheiten ein für alle Mal aus der Welt.« Die Miene ihres Vaters verdüsterte sich. Für einen Moment befürchtete Anna, sich zu weit vorgewagt zu haben, doch dann hellte sich sein Gesicht wieder auf.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er. »Eines steht jedenfalls fest: Achim ist sehr dominant, und Moon fügte sich in die Rolle des Schattens. Er war leicht zu beeindrucken, ein manipulierbarer junger Mann ohne Rückgrat. Seine Tochter, das Sternenmädchen, ist aus anderem Holz geschnitzt.«
    »Sternenmädchen?«
    »Tara bedeutet Stern. Und Moon heißt eigentlich Dipendu, der Mond.«
    »Wie schön.«
    Es klopfte. Bevor Anna reagieren konnte, wurde die Tür aufgerissen, und Kim stürzte herein. Mit drei Schritten war er an Annas Bett und beugte sich über sie. »Du lebst! Du hast es geschafft! «, stieß er aus, dann sackte er zusammen. Der Pangje hatte gerade noch Zeit, aufzuspringen und ihm seinen Hocker unterzuschieben, sonst wäre Kim einfach auf den Boden gerutscht.
    Mehr als über sein plötzliches Erscheinen erschrak Anna über Kims aschfahles Gesicht. Hektisch griff sie nach seiner Hand. »Was ist geschehen? Bist du krank? Kim!«
    Kim atmete tief durch und schüttelte langsam den Kopf. »Ich bin nur erschöpft«, sagte er schließlich. Erneut

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