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Im Tal des Schneeleoparden

Im Tal des Schneeleoparden

Titel: Im Tal des Schneeleoparden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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einem Gewaltmarsch nach Jomsom geeilt. Dort musste ich leider wegen des starken Windes bis heute auf einen Flug warten. Und hier bin ich endlich«, schloss Kim seinen Bericht ab.
    »Das heißt, Achim ist mir wieder entwischt«, stellte der Pangje fest.
    »Deine Söhne und die anderen sind noch vor Tagesanbruch erneut auf die Suche gegangen«, antwortete Kim. »Bestimmt haben sie ihn gefunden.«
    Der Pangje schüttelte resigniert den Kopf. »Nein, das haben sie nicht. Mein Instinkt sagt mir, dass er entkommen ist.«
    »Und wenn schon.« Anna ließ sich nicht durch die gerunzelte Stirn ihres Vaters beirren. »Achim ist erledigt, ob er nun entkommt oder nicht. Sobald ich wieder in Deutschland bin, hetze ich die Presse und die Tierschutzvereine auf ihn. Diese Story wird sich mit Sicherheit kein Journalist entgehen lassen. Tiere ziehen immer.«
    Ihr Vater sah sie ungläubig an. »Ganz schön abgebrüht«, sagte er. »Schade, dass ich nie auf die Idee gekommen bin.«
    »Hättest du dich damit zufriedengegeben?«
    »Kaum. Ich wollte ihm ins Gesicht sehen.«
    »Und dann? Ihn töten?«
    Plötzlich wirkte der zähe Mann alt und hilflos.
    »Nun?«, bohrte sie nach.
    Er mied ihren Blick. »Ich weiß es nicht«, sagte er.
    Gut, dass Achim verschwunden ist, dachte Anna. »Vergiss ihn«, sagte sie laut. »Er hat dein Leben lange genug vergiftet.«
    »Es wird mir schwerfallen«, murmelte der Pangje. Dann erhob er sich. »Ich gehe jetzt etwas essen. Am Abend komme ich wieder.« Leise wie ein Schatten verließ er das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
    Anna war mit Kim allein.
    »Was für ein Alptraum«, sagte er.
    »Er ist vorbei.« Anna zögerte kurz, dann nahm sie all ihren Mut zusammen und zog ihn näher zu sich. Als sie seinen verwunderten Ausdruck bemerkte, fühlte sie das Blut in ihren Kopf steigen. »Ich … ich«, stotterte sie, »ich möchte dir einen Kuss geben.«
     
    Der Pangje stand mit hängenden Schultern vor der Annapurna Lodge und sah dem staubigen Taxi nach. Eine Träne rann seine Wange hinunter, ein zweite, eine dritte. Anna kehrte zurück in ihr Leben. Der Abschied von ihr fiel ihm schwer, doch er wusste, dass er kein Recht auf sie hatte. Die beiden gemeinsam verlebten Wochen mussten ihm genügen. Anna war ein Geschenk, das er nicht verdient hatte, und er würde die Erinnerung an sie wie einen Edelstein hüten.
    Da hielt das Taxi am Eingang der Gasse noch einmal an. Anna stieg aus und wirbelte auf ihn zu. Der Pangje blinzelte seine Tränen fort und begann zu laufen. Erneut spürte er das warme Staunen über seine wunderbare Tochter und drückte sie fest an sich. Sie schob ihren Mund dicht an sein Ohr. »Ich komme zurück, sobald es mir möglich ist«, flüsterte sie. »Ich muss doch meine Geschwister kennenlernen.«
    »Wir freuen uns auf dich«, sagte er. »Und nun geh. Kim wartet.«

[home]
59
    Zwei Wochen später
    T ara hielt es nicht mehr aus. Ungeduldig drehte sie sich zum Pangje um, der ihr in gemächlichem Tempo den Berg hinauffolgte.
    »Lauf!«, rief er. »Ich finde den Weg zu deinem Haus allein. Außerdem muss ich mich noch ein wenig sammeln, bevor ich deinem Vater gegenübertrete.«
    »Danke«, sagte sie und rannte los, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Sie konnte es kaum abwarten, ihre Eltern wiederzusehen, Dipak und Sapana, die bereits vor zwei Wochen mit Achal aus Kathmandu aufgebrochen war. Vielleicht waren sogar ihre Brüder zu Hause! Dort, die Wasserstelle: Frauen und Mädchen wuschen sich gegenseitig die Haare. Die überraschten Rufe ihrer Freundinnen begrüßten Tara, doch sie hastete weiter. Der große Bambus, das orangefarbene Haus der Nachbarn und, endlich, das Grasdach ihres Elternhauses! Sie stoppte in vollem Lauf, verblüfft.
    Zwischen den Häusern stürzte der Hund hervor, lief auf sie zu, sprang an ihr hoch, riss sie um. Tara lachte und weinte gleichzeitig, rollte sich mit ihm über den Weg, zauste sein dunkles Fell und ließ ihn gewähren, als er ihr mit der Zunge durchs Gesicht fuhr. »Du hast es geschafft«, flüsterte sie. »Auch du hast nach Hause gefunden.«
     
    »Mach nicht so ein trauriges Gesicht«, sagte Kim und nahm Anna den Löffel weg, mit dem sie nervös herumspielte, seit sie sich an den Restauranttisch gesetzt hatten. Er ergriff ihre Hand und drückte sie. »Bald bist du wieder zu Hause. Freust du dich denn gar nicht?«
    »Doch«, sagte Anna. Sie merkte selbst, dass es nicht sonderlich überzeugend klang, und nahm einen neuen Anlauf: »Ich freue mich. Und ich

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