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Im Tal des Vajont

Im Tal des Vajont

Titel: Im Tal des Vajont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauro Corona
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in der Nähe war, tat sie so, als ob nichts wäre. Doch sie schaute mich an, und diesmal musste auch ich ihren Blick erwidern, aber nur aus einiger Entfernung, denn, wie ich schon sagte, aus der Nähe ließ mich ihr Blick den Verstand verlieren. Ihre Augen raubten mir den Verstand so, wie die Sense das Gras wegschneidet. Und dann war da ja der Senn, und ich wollte nicht, dass er merkte, wie ich sie anschaute. Sie nahm ihre Kühe, verabschiedete sich und schlug den Weg hinab ein, wobei sie die Tiere hinter sich zusammenhielt, indem sie ihnen etwas Salz von ihrer Hand zu lecken gab, das sie aus der Tasche ihrer allzeit getragenen Männerjacke hervorholte. Als sie so an mir vorbeiging, drehte sie sich, vorgebend, der ersten Kuh Salz geben zu wollen, zu mir hin um und bedeutete mir mit einem Kopfzeichen, dass sie weiter unten auf mich warten würde. Daraufhin plauderte ich erst einmal über eine Stunde lang mit dem Senn, um keinen Verdacht bei ihm zu erregen, dann nahm auch ich meine Kühe, die als Letzte auf der Alm geblieben waren, denn alle anderen Bauern hatten ihre Kühe schon lange vor mir abgetrieben. Fast hüpfte ich schon den Berg hinab, so neugierig war ich darauf, zu sehen, was meine Verrückte dieses Mal wieder mit mir vorhatte, denn so wie sie mich im Vorbeigehen angeschaut hatte, war ich sicher, dass sie etwas ausheckte. Und wirklich, fast ganz unten, auf der schönen Lichtung der Mandrizhochebene, durchleuchtet von der langsam hinter dem Borgà untergehenden Sonne, traf ich sie wieder. Sie hatte ihre Kühe in der Abendsonne zum Weiden freigelassen. Und wie aus dem Nichts stellte sie sich mir jetzt direkt in den Weg. So abrupt blockiert, bekam ich von meiner Kuh hinter mir mit dem Kopf einen solchen Stoß in den Rücken, dass es mich geradewegs nach vorn gegen ihre Brust drückte. Als ich sie mit dem Arm zur Seite schieben wollte, sagte sie, dieses Mal würde ich ihr nicht entkommen, packte mich am Hosengürtel und versuchte mich mit Gewalt zu Boden zu schleudern, so wie man ein Kalb zu Boden wirft und seine Beine fesselt, bevor man es ausbluten lässt. Während sie mich mit der einen Hand am Gürtel festhielt, machte sie sich mit der anderen zwischen meinen Beinen zu schaffen, und als sie meine Hose anschwellen spürte, sagte sie, jetzt wollen wir doch endlich mal sehen, was du kannst. Mit dem Kopf auf meiner Kinnhöhe schaute sie dabei zu mir herauf, während ich meine Augen in der Gegend umherwandern ließ, um nicht ihrem Blick zu begegnen. Schließlich bat sie mich richtig, ich solle es doch endlich mir ihr machen, wenigstens ein Mal, danach würde sie mich auch nicht mehr stören. Wenn ich es mit ihr treiben würde, erwiderte ich, könnte ich danach Raggio nicht mehr in die Augen schauen. Darauf sie: Daran dürfe ich nicht denken, es wäre doch dumm, die Sonne von heute mit Wolken von morgen zu verdecken. Wobei sie mich jetzt überall am Körper angriff und mir den ganzen Hals einschließlich der Ohren ableckte. Und da konnte ich nicht mehr widerstehen. Ich trieb die Kühe auf die Mandrizweide, dann nahm ich sie am Arm und zerrte sie weiter bergauf zu einem Platz mit einem jahrhundertealten umgestürzten Lärchenbaumstumpf, auf dem die Männer sich schon immer die Frauen fügsam machten, auch mit Gewalt, wenn sie nicht wollten. Ich warf sie auf den Holzklotz, auch Baumstumpf der Jungfrauen genannt, und machte mir den Hosengürtel auf. Währenddessen bemerkte ich, dass sie mir direkt in die Augen sah und dabei fast lachte. Da überkam mich auf einmal der Wunsch, sie zu erwürgen, denn die da unter mir gab einen Dreck auf die Herzensdinge der anderen, einen Dreck auf alle und alles. Sie war nur wild auf die Sache zwischen den Beinen. Sie wollte mich provozieren mit diesen Augen, die jede Vernunft kappen wie die Sense das Gras. Um nicht in ihre tierwilden, stechenden Augen sehen zu müssen, drehte ich sie mit dem Gesicht zum Stamm hin um, ganz so wie man eine Ziege zum Melken umdreht. Dann zog ich ihr das Kleid hoch und machte mich über eine Stunde lang über sie her und zeigte ihr, dass ich alles andere als zu nichts gut war, wie sie sagte, und dass es ein Jammer für sie gewesen wäre, hätte man ihn mir abgeschnitten und den Katzen verfüttert.
    Sie fauchte wie ein Kampfhahn, und ich hatte schwer zu tun, sie unter mir zu halten, weil sie ständig aufhüpfte und nach allen Seiten hin ausbrechen wollte wie eine vom Adler gejagte Ziege. Mit jedem Stoß, den ich ihr gab, fielen einige Salzkörner aus

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