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Im Tal des Vajont

Im Tal des Vajont

Titel: Im Tal des Vajont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauro Corona
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gewartet, bis alle auf den unteren Wiesen waren, denn von dort unten braucht man beinahe eine Stunde zur Höhle hinauf. Wir machten uns immer abwechselnd das Essen, und da ich an diesem Tag an der Reihe war, hatte ich mich schon gegen zehn Uhr zur Höhle aufgemacht. Ich hatte gerade das Wasser für die Polenta aufs Feuer gestellt und wollte das Mehl dazugeben, da sah ich sie im Höhleneingang, wieder mit offener Bluse. Diesmal ging sie mich nicht sofort an, und so dachte ich zunächst, sie wäre wirklich nur etwas holen gekommen. Aber ich hatte mich geirrt. Sie ging erst etwas um das Feuer herum, doch dann trat sie nahe an mich heran, um mich zu fragen, ob ich mich nun endlich entschlossen hätte. Ich stieß sie von mir weg und sagte, sie solle sich von mir fernhalten, sonst würde ich ihr die heiße Brühe über den Rücken gießen. Aber kaum begann ich das Mehl in den Kessel zu schütten, da kam sie schon von hinten, küsste und leckte mir wieder den Hals wie die Ziegen das Salz. Für eine Weile ließ ich es geschehen, denn wenn ich nicht schnell weiterrührte, würde das Mehl klumpen, aber dann drehte ich mich um und verpasste ihr eine Ohrfeige. Keine starke, ich wollte ihr ja nicht wehtun, und ein wenig gefiel es mir auch, dass sie mir den Hals leckte. Aber dann musste ich wieder an Raggio denken und beschloss, nicht nachzugeben. Deshalb sagte ich ihr nach der Ohrfeige, wenn sie nicht abhaute, würde ich hinausgehen und ihren Mann von der unteren Heuwiese hochrufen. Bis dahin wäre sie ja längst verschwunden, erwiderte sie, und anstatt hier den Deppen zu spielen, solle ich doch lieber die Gelegenheit ausnutzen. Und bei diesen Worten warf sie sich auf eines der Heulager, zog ihren Rock hoch und zeigte sich mir, denn sie hatte nichts drunter. »Komm, wenn du Mut hast«, sagte sie und gab sich dabei leichte Schläge dorthin. Da ging ich zu ihr und schob ihr meine Hand zwischen die Schenkel, was sich anfühlte, als legte ich sie auf ein Feuer, und schon schwollen wieder meine Hosen an. Wenn ich wollte, sagte ich, könnte ich es ihr auf der Stelle machen, aber der Respekt vor Raggio hielte mich zurück. Worauf sie mir antwortete, dass man blöd sein muss, um vor einem anderen Respekt zu haben und sich diese schöne Sache entgehen zu lassen, dabei tätschelte sie weiter an sich herum. Da packte ich sie am Arm und warf sie aus der Höhle, so wie man ein Stück Holz auf den Stapel wirft, auch weil ich Angst hatte, es könnte jemand kommen und uns sehen. Und dazu verbrannte mir wegen ihr nicht nur die Polenta, auch zwischen meinen Beinen hatte sie es auflodern lassen. Dann ging sie unter wildem Geschimpfe davon, ja, ein armseliger Wurm sei ich, und dann, zum dritten Mal, ich würde zu nichts taugen, und das Ding zwischen meinen Beinen sei eh völlig unnütz, ich könnte es gleich abschneiden und die Katzen damit füttern.
    Während ich darauf die Polenta weiter umrührte, schwor ich mir, dass sie mir beim nächsten Versuch nicht mehr so ungeschoren davonkommen sollte und ich sie, wie ein Keil das Holz, zweiteilen würde im Fall, dass sie mir nochmals so kommen sollte. Ich hatte es satt, und meine Geduld war zu Ende.

In den ersten Septembertagen war die Heuernte am Buscada beendet, und alle kehrten zurück in ihre Dörfer. Die Kühe blieben noch bis zum 7. September auf der Alm. Wir, ich und Raggio, weißelten die Käserei mit Löschkalk, so war sie sauber und desinfiziert, denn mit dem Abtrieb der Kühe von den Hochweiden begann auch wieder das Käsemachen. Am 7. September holten alle Bauern ihre Kühe von der Alm zurück ins Dorf. Viele hatten ihre Kühe auf der Bedinalm stehen, andere wieder auf der Galvanaalm oder der von Longarone und wieder andere auf der Hochebene Pagnòn oberhalb von Cimolais oder auch auf den Bregolinehöhen. Ich selbst hatte zwei Kühe auf der Galvanaalm, und so brach ich am 7. frühmorgens auf, um sie zu holen. Ich wusste, dass auch Raggio zwei Kühe zusammen mit meinen dort stehen hatte, daher ging ich bei ihm vorbei, um zu fragen, ob ich seine gleich mitnehmen sollte. Ich traf ihn gerade beim Reinigen des Heizkessels der Käserei an, und er sagte mir, dass seine Frau schon die Kühe von der Galvanaalm holen gegangen sei. Sie war also absichtlich hinaufgestiegen, dachte ich mir, und war einerseits froh darüber, sie dann oben auf der Alm zu sehen, denn sie war schließlich die Kühe holen gegangen, um mich zu treffen.
    Und tatsächlich traf ich sie auch vor der Käserei an; weil aber der Senn

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