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Im Tal des Vajont

Im Tal des Vajont

Titel: Im Tal des Vajont Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauro Corona
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ihrer Jackentasche, bis der ganze Boden davon übersät war. Irgendwann ließ ich dann schließlich von ihr, worauf sie sich umdrehte und sich wieder das Kleid zurechtstrich. Sie war feuerrot, und aus ihrer Nase tropfte ein wenig Blut, denn bei der ganzen Raserei war sie mit ihrem Gesicht mehrmals gegen den Baumstumpf geschlagen. Danach kein Wort. Wir sprachen kein Wort mehr miteinander, so als wären wir plötzlich stumm geworden, und mir schien, dass mit einem Schlag die Nacht angebrochen war. Ich hätte ihr gern noch etwas gesagt, hätte sie gern noch ein wenig dort bei mir behalten, aber sie wurde unversehens zornig, steckte sich noch etwas Salz vom Boden in die Tasche und verschwand dann blitzschnell mit ihren Kühen den Berg hinunter.
    Von diesem Tag an rutschte mein Leben immer tiefer ins Verderben bis zum tiefsten Grund der Mistgrube.

Jetzt war es geschehen, und es gab kein Zurück mehr. Aber gleichzeitig dachte ich auch, dass es nun gut war, ich hatte mich endlich mit ihr ausgetobt, und das sollte für immer reichen. Es würde mir zwar in den ersten Tagen schwerfallen, Raggio in die Augen zu sehen, aber dann würde auch die Zeit das Ihrige tun und die Gewissensbisse vergessen machen oder sie zumindest weniger stark erscheinen lassen.
    Einige Tage lang ließ sie sich nicht mehr blicken, selbst in die Molkerei kam sie nicht mehr wie sonst, um uns beim Waschen des Heizkessels und der Arbeitswerkzeuge zu helfen. Aber eines Abends, es war ungefähr Mitte September, erschien sie unversehens mit dem ersten Dämmern bei mir im Stall, als ich ein frisch geborenes Kalb zum Saugen unter die Kuh stellte und am wenigsten mit ihr gerechnet hätte. Sie verriegelte die Tür und war schon an mir dran, ohne, wie immer, auch nur ein Wort zu sagen. Die machte überhaupt nie den Mund auf, sondern sprach mit ihren Augen, die dich dann so zu ihr hin zogen, wie der Sapie einen Baumstamm zu sich her zieht. Ich stieß sie zurück auf die Bank und sagte ihr, sie solle dort sitzen bleiben, solange ich noch das Kalb saugen ließe. Sie erwiderte, das Kalb könne auch allein die Milch aus ihrer Mama saugen, dabei packte sie mich an den Schultern und riss mich nach hinten. Um nicht hintüberzufallen, stützte ich mich an der Bank ab, auf der ich so schließlich zu sitzen kam. Im Nu war sie über mir und hatte mich fest zwischen ihren gespreizten Beinen in die Zange genommen. Feuerflammenrot sagte sie nur, los beweg dich, ich will ihn spüren.
    Keuchend vor Verlangen öffnete sie mir den Gürtel, um mir die Hosen runterzuziehen, fiel dabei aber vor lauter Hast zu Boden, rappelte sich schnell wieder auf, und es schien, der Atem würde ihr stocken, so aufgeregt war sie. Ich musste daran denken, wie mich mit siebzehn schon einmal eine andere Frau auf eine Stallbank gestoßen und sich dann auf mich gesetzt hatte. Das war Maddalena Mora gewesen, nachdem sie zwei wegen dieser Sache ineinander verkeilte Hunde verdroschen hatte. Die gleiche Szene, nur dass es nun eine andere Frau war und ich um vierundzwanzig Jahre älter, dazu kannte ich mich jetzt aus, wohingegen es mit der Hunde-Maddalena das erste Mal gewesen war und ich noch keine Ahnung hatte.
    Und im selben Moment begriff ich, dass mein guter Vorsatz, es kein weiteres Mal mehr mit Raggios Frau zu machen, zum Teufel war. Ich sagte ihr nur noch, sie solle wenigstens, damit niemand reinkäme, auch das Schloss vorhängen, der Riegel allein sei nicht sicher genug. Abends, wenn ich die Kühe versorgte, schaute nämlich manchmal mein Bruder Bastianin vorbei, oder es kamen auch die Brüder Legnòle, deren Stall sich etwas weiter unten befand. Aber sie dachte nicht daran, von meinen Beinen abzusteigen, um die Tür zu verschließen, denn jetzt verstand sie überhaupt nichts mehr. Und mich wollte sie schon gar nicht aufstehen lassen. So trieben wir es schließlich, mit dem Risiko, auf frischer Tat ertappt zu werden, gleich mehrmals. Worauf ich ihr dann gleich sagte, dass sie dabei schwanger werden könne, doch sie streichelte mir nur die Haare und erwiderte, das könne nicht geschehen, sonst wäre sie ja schon mit Raggio, ihrem Mann, schwanger geworden. Aber vielleicht war ja er gerade der Grund dafür, dass sie nicht schwanger wurde, sagte ich, und mit mir bestünde tatsächlich die Gefahr dazu, sie hätte mir ja schließlich selbst einmal gesagt, dass sie Kinder bekommen könne. Da antwortete sie mir, dass sie in diesem Fall ihrem Mann die Schuld dafür geben würde, so wäre dann alles ganz normal,

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