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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Köpfe. Sie wollten niemanden töten, nur erschrecken, das wurde Duncan schnell klar. Dennoch raubten sie Mr Betts und seiner Familie die Lebensgrundlage. Neben Betts’ Hütte lagen eine getötete Ziege und zwei leblose Hühner, zwei weitere Hühner rannten panisch gackernd im Kreis herum. Betts’ jüngste Tochter versuchte, sie einzufangen.
    Duncan und die beiden Sträflinge, die Elizabeth ihm ­mitgegeben hatte, banden ihre Pferde in der Nähe des kleinen Flusses an, dann eilten sie Betts zu Hilfe. Weitere Nac hb arn trafen ein, doch das einzige wassergefüllte Fass war längst geleert. Die Männer rannten mit Eimern und andere n Behältnissen hinunter zum Bach und kamen keuchend wieder, kippten schwungvoll Eimer um Eimer auf das strohgedeckte Dach und die aus Holzbohlen erbauten Wände von Mr Betts’ Hütte, damit diese nicht auch noch Feuer fing. Auf dem Feld kämpften Betts und seine Familie einen aussichtslosen Kampf gegen die Flammen. Duncan zog sich das Hemd aus und schlug gemeinsam mit den ­beiden Sträflingen auf die Flammen ein. Aufstiebende ­Funken versengten seine Haut, der dichte Rauch, der vom Feld aufstieg, ließ seine Augen tränen und reizte zum Husten.
    Es war ein vergebliches Unterfangen. Kaum waren sie an einer Seite gelöscht, schlugen die Flammen an einer anderen Stelle wieder hoch. Aber zumindest blieb das Feuer auf das Maisfeld beschränkt.
    Â»Warum tun sie mir das an?« Erschöpft ließ Mr Betts sein zerfetztes Tuch sinken. »Ich habe doch nichts verbrochen!«
    Â»Das ist dieser verdammte Pemulwuy«, keuchte Mr Gaskin, einer der Nachbarn, und gönnte sich eine kurze Pause. »Ich habe meinen Ältesten nach Parramatta geschickt, um die Soldaten zu holen. Wenn sie diesen eingeborenen Mistkerl jetzt erwischen, dann ist mir ein Teil des Kopfgelds ­sicher!« Er fuhr sich über das verschwitzte Gesicht und hinterließ eine Rußspur.
    Duncans Blick ging über das Feld, über dem weiterhin dichter Rauch aufstieg. Dann nahm er aus dem Augenwin kel eine Bewegung wahr: Betts’ kleine Tochter irrte weinend und offenbar blind vor Angst herum. Ins Maisfeld. Direkt auf die Flammen zu.
    Duncan ließ sein Hemd fallen, das ohnehin nur noch aus ein paar Fetzen bestand, und rannte los.
    Er hatte das Mädchen kaum erreicht, als von rechts ein Eingeborener auftauchte und ebenfalls auf das Kind zulief. Das Mädchen sah nur den Eora , schrie auf und rannte wieder zurück. Fort vom Feuer.
    Er blieb stehen.
    Â»Duncan?«, hörte er dann eine leicht atemlose, vertraute Stimme. »Verdammt, Junge, was machst du hier?«
    Duncan fluchte nur selten – schließlich sollte man den Namen des Herrn nicht beschmutzen. Aber diesmal stieß er einen geradezu gotteslästerlichen Fluch aus. Der hagere Mann, der da vor ihm stand, war kein Eingeborener. Auch wenn seine Züge unter der weißen Farbe kaum zu sehen waren, so erkannte Duncan ihn doch an den glatten, grauen Haaren und dem kurzen Bart.
    Â»Joseph?« Wut und Enttäuschung schossen durch seine Adern. »Du wendest dich gegen dein eigenes Volk?«
    Â»Du solltest nicht hier sein!«, gab Joseph statt einer Antwort zurück. »Dir und Moira werden sie nichts tun.«
    Â»Ich bin hier, weil ich meinem Nachbarn helfe! Gegen meinen eigenen Vater – ist es denn zu glauben? Wieso tut ihr das? Mr Betts hat den Eora nichts getan!«
    Â»Aber andere Weiße haben es. Schlimme Dinge. Wusstest du, dass einige Siedler den Eora die Kinder weggenom men haben? Dass sie ihre Frauen vergewaltigt und ihre Männe r getötet haben? Dafür müssen sie bezahlen.«
    Duncan war für einen Moment fassungslos. »Das heißt, ein Siedler zahlt stellvertretend für das, was ein anderer getan hat? Auch wenn er überhaupt nicht schuldig wur­­de?«
    Â»So ist es.«
    Â»Du willst mir doch nicht weismachen, dass –«
    Â»Die Soldaten!«, erklang in diesem Moment ein erleichterter Aufschrei. »Sie kommen!«
    Duncan drehte sich um. Ein Trupp Soldaten näherte sich im Laufschritt, jeder hielt eine Muskete vor sich. Und vor ihnen ritt ein Offizier der englischen Krone. Im nächsten Augenblick erkannte Duncan ihn: Es war Captain Penrith, der ehemalige Major.
    Hastig wandte Duncan sich ab. Hatte Penrith ihn gesehen? Er musste fort, und zwar so schnell wie möglich. Auch wenn er nur zu Mr Betts’ Hilfe

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