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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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hier war – Penrith konnte ihm nur allzu leicht einen Strick daraus drehen, und dann war er die längste Zeit ein freier Mann gewesen. Einem ehemaligen Sträfling war schließlich alles zuzutrauen. Vor allem, wenn dessen Vater gemeinsame Sache mit den Eingeborenen machte.
    Schon fielen die ersten Schüsse. Die Eora erwiderten die Attacke mit Speerwürfen und einzelnen Gewehrschüssen, und hier wie dort brachen Männer zusammen. Dennoch war es ein ungleicher Kampf, die Eingeborenen hatten keine Chance. Nicht gegen eine ganze Kompanie bewaffneter Soldaten des New South Wales Corps.
    Hastig sah Duncan sich um. Vor ihm begann der Busch. Von dem brennenden Maisfeld stieg noch immer dicker, beißender Rauch auf. Die Soldaten fächerten sich auf, kamen von vorne und den beiden Flanken. Der Weg zu Betts’ Hütte war ihm versperrt, es gab keine Möglichkeit, zu seinem Pferd zu gelangen, wenn er nicht Penrith in die Arme laufen wollte. Aber er musste hier weg!
    Die Eora zogen sich in den Busch zurück. Duncan überlegte nicht lange. Er lief einfach mit. Hinein in den dichten Wald, der sich wie eine schützende Wand hinter ihnen schloss, durch Buschwerk und niedriges Gestrüpp, über querliegende Baumstämme. Neben sich sah er Joseph, trotz seines Alters genauso schnell wie die anderen. Und hinter, vor, neben ihm huschten die weißbemalten Leiber der Eora dahin, die mit nackten Füßen nahezu lautlos über den Waldboden zu fliegen schienen.
    Zum Überlegen, zum Reden war jetzt keine Zeit. Alles wirkte unwirklich, fremdartig, fast wie in einem Traum. Sein Denken war reduziert auf das Laufen, er achtete nur noch darauf, seine Füße richtig zu setzen, im Takt zu bleiben, nicht zurückzufallen, auch wenn sich seine eigenen Schritte für ihn im Vergleich zu den Eora unnatürlich laut anhörten.
    Stundenlang, so schien es ihm, liefen sie durch den Busch. Längst hätte er nicht mehr sagen können, wo er sich befand oder in welcher Richtung Parramatta lag. Die hohen Bäume mit ihren dichten Kronen ließen kaum die Sonne durch, der Wald war erfüllt von Vogelstimmen. Die Soldaten, Mr Betts, sogar Moira und der kleine Joey – all das schien unendlich weit entfernt und zu einem fremden, fernen Leben zu gehören. Das Einzige, was zählte, war der rasche Atem in seiner Brust und der Schweiß, der auf seiner Haut trocknete.

6.
    Hinter dem schmalen, schlammfarbenen Fluss konnte man die Hütten der Sträflinge sehen, dar­über flimmerte die Luft vor Hitze. Moiras Zunge klebte am Gaumen, ihre Füße brannten, und ihre Brüste spannten schmerzhaft. Wenigstens hatten die Krämpfe nachgelassen , die ihren Körper anfangs immer wieder geschüttelt hatten.
    McIntyre hatte ihr Kind gestohlen. Das war ihr einziger Gedanke. Nur das hatte ihr Auftrieb gegeben, hatte sie trotz der krampfartigen Schmerzen in ihrem Unterleib einen Fuß vor den anderen setzen lassen, auf der staubigen Straße die fast vier Meilen nach Toongabbie entlang. Einmal war eine Kutsche an ihr vorbeigefahren, als sie sich Schritt für Schritt vorangeschleppt hatte, aber sie hatte nicht angehalten. Seit Moira ihren Mann verlassen hatte, kannten die meisten ­ihrer ehemaligen Nachbarn sie nicht mehr.
    Das Haus hatte sich kaum verändert. Hier hatte sie noch vor einem Jahr mit McIntyre gewohnt. Noch immer hingen helle Gardinen vor den Fenstern, blätterte die Farbe an der Tür ab. Dennoch erschien ihr alles fremd, wie aus einem anderen Leben, das schon lange nicht mehr zu ihr gehörte.
    Aus dem Gebüsch hinter dem Haus erscholl heiseres Vogelgekreisch, das Moira zu verhöhnen schien. Die Veranda lag in glühender Nachmittagshitze. Ein Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf: Vor fast zwei Jahren hatte sie hier Duncan etwas zu trinken gebracht – und zum ersten Mal mit ihm gesprochen. Damals, als ein Aufseher einen anderen Sträfling zum Doktor begleitet und Duncan dabei an eine der hölzernen Säulen der Veranda gekettet hatte.
    Und jetzt war sie hier, um ihr gemeinsames Kind zurückzufordern.
    Moira war so erschöpft, dass sie kaum die drei kleinen Stufen hinaufkam, die zur Eingangstür führten. Ihr war schwindelig, ihr Atem ging schwer, und sie musste sich am Geländer festhalten, um nicht umzufallen, doch dann pochte sie an die Tür.
    Niemand öffnete. Sie klopfte erneut, rief und hämmerte schließlich mit aller

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