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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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waren einige kleine, erhabene Stellen zu sehen – Narben, die wohl von den Schrotkugeln herrührten, die man auf ihn gefeuert hatte und die sich noch immer in seinem Körper befanden. »Hier haben mich die weißen Männer getroffen mit ihren Waffen, die Blei und Donner spucken. Sie haben mich getroffen, aber sie konnten mich nicht töten. Solange unser Kampf geht, werden sie mich nicht töten können.«
    Auch wenn Duncan diesen Glauben nicht ganz teilen mochte, so nötigte der große Krieger ihm doch Respekt ab. Er selbst hatte sich in Irland schließlich auch gegen die englischen Unterdrücker gewandt.
    Â»Und deswegen werden wir weiterkämpfen. So lange, bis wir die weißen Männer aus diesem Land vertrieben haben.«
    Â»Ich bin auch ein Weißer«, wandte Duncan ein.
    Â»Du bist der Sohn deines Vaters«, erwiderte Pemulwuy und erhob sich. Das Gespräch war offenbar beendet. »Bun-Boe gehört zu uns. Und damit gehörst auch du zu uns.«
    Duncan nickte zweifelnd. Er war nicht wirklich überzeugt, aber solange er den Eora auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war, wäre es wohl klüger, dem nicht zu widersprechen. Er sah dem großen Krieger nach, der in den Tiefen des Waldes verschwand.
    Schon nach kurzer Zeit kam Joseph zu ihm, kauend und so gemächlichen Schrittes, als hätte er alle Zeit der Welt. Er trug eine Art Teller aus Rinde bei sich, auf dem sich träge ein paar dicke weiße Maden bewegten.
    Â»Probier mal, sie sind gar nicht schlecht.« Joseph hielt ihm eine der Maden hin, die eine braune, wässrige Flüssigkeit absonderte.
    Duncan wandte sich schaudernd ab. »Nein danke. Bevor ich das esse, muss ich schon fast am Verhungern sein.«
    Â»Wie du meinst. Sind aber sehr nahrhaft und schmecken viel besser, als sie aussehen.« Und schon verschwand die Made hinter dem struppigen Bart.
    Duncan sah seinem Vater zu, wie er kaute und schluckte.
    Â»Du vermisst dein Mädchen, was?«
    Â»Ich muss endlich zurück! Moira braucht mich! Und Joey.«
    Â»Mach dir keine Sorgen. Moira ist ein großes Mädchen, sie wird gut ein paar Tage ohne dich auskommen.«
    Duncan nickte resigniert. Wie es aussah, würde er wohl noch etwas mehr Zeit hier verbringen müssen, bis er nach Hause konnte.
    Â»Soll ich dir etwas erzählen, was dich aufheitern wird?« Joseph zog ein wichtiges Gesicht und beugte sich zu ihm, bevor er mit gedämpfter Stimme sagte: »Wir überlegen, dich in den Clan aufzunehmen.«
    Â»Oh.« Mehr fiel Duncan nicht dazu ein. »So wie dich damals?«
    Joseph nickte bedeutungsvoll. »Das ist eine große Ehre für einen Weißen. Die Zeremonie dazu hat es allerdings in sich. « Er richtete sich wieder auf und deutete auf seine sonnenverbrannte Brust, die ebenso wie seine Schultern mit tiefen, wulstigen Narben überzogen war. »Wir werden dich mit Messern ritzen und Asche in die Wunden reiben. Ziemlich schmerzhaft, aber das hältst du schon aus. Wer einmal die Neunschwänzige geschmeckt hat, den kann das nicht schre cken.« Er kam wieder etwas näher. »Und die Beschneidung ist auch nicht so schlimm, wie man denken sollte.«
    Â»Beschneidung?!« Duncans Kopf fuhr hoch. Ihm war, als zöge sich der fragliche Teil seines Körpers entsetzt zusammen, und unwillkürlich legte er seine Hand davor.
    Joseph biss sich auf die Lippen, dann verzog sich sein bärtiges Gesicht zu einem Grinsen, bis er lauthals zu lachen anfing. Er lachte, dass ihm die Tränen kamen.
    Â»Du hast es mir wirklich geglaubt, was?«, keuchte er, als er wieder Atem schöpfen konnte. Er stieß Duncan in die Seite und kicherte erneut. »Keine Sorge, Junge, ich wüsste von keinem Plan, dich in den Clan aufzunehmen.«
    Duncan zwang sich zu einem halbherzigen Grinsen, aber seine Erleichterung hatte einen säuerlichen Beigeschmack. Es war nicht besonders lustig, sich von seinem Vater hochnehmen zu lassen. Joseph hatte manchmal wirklich einen seltsamen Sinn für Humor.
    *
    Die Frauen, von denen jede nur eine dünne Schnur um die Hüften trug, saßen im Kreis um eine Feuerstelle. Jede hatte einen schweren, flachen Stein mit einer Kuhle vor sich und mahlte mit einem faustgroßen, runden Stein Getreide, Körner oder Nüsse. Vor und zurück bewegten sich die dunklen, sehnigen Körper, vor und zurück, während die Mahlsteine mit einem leisen Schleifen über die Körner

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