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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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fuhren. Das Mehl wurde dann mit etwas Wasser zu einem zähen Teig geknetet, aus dem man kleine Fladen formte und diese in der heißen Asche der Feuerstelle buk.
    Duncan warf das Stöckchen weg, mit dem er planlos Linien und Kreise in den Boden vor sich geritzt hatte, und stand auf. Seine erzwungene Untätigkeit ärgerte ihn. Während er sich hier langweilte, verdorrte ihm zu Hause womöglich die Weizenernte! Und Moira war alleine mit ihrem neugeborenen Sohn.
    Wenn er wenigstens mit Ningali hätte reden können. Aber in den seltenen Fällen, da er das Mädchen sah, war es stets in Begleitung seiner Großmutter und anderer Frauen, die es von jeder Kontaktaufnahme abhielten. Joseph hatte es ihm erklärt: Ningali wurde auf ihre Initiation vorbereitet, mit der sie in den Kreis der Frauen aufgenommen werden würde. Auch jetzt war sie nicht da. Sein Vater war meist mit Pemulwuy zusammen oder zog durch die Wälder, oft begleitet von Pemulwuys Sohn Tedbury. Und von den anderen ungefähr zwanzig Eora, die hier ihr Lager ­errichtet hatten, verstanden die wenigsten Englisch. Oder sie wollten ihn nicht verstehen, was aufs Gleiche hinauslief.
    Eine der jüngeren Frauen blickte von ihrem Mahlstein auf, ihre weißen Zähne blitzten, als sie Duncan breit anlächelte. So sah sie ihn nicht zum ersten Mal an. Er lächelte kurz zurück und schlenderte dann weiter.
    Vor einer der einfachen, halbkugelförmigen Behausungen aus Rinde und Zweigen hockten zwei junge Eora - Männer und malten sich mit weißem Ton Striche und Punkte auf die Körper. Ein wenig weiter abseits saß Joseph, auch er mit weißen Zeichen bemalt, auf einem umgestürzten Baum. Zu seinen Füßen lagen einige Kugeln und ein Pulverhorn, und an dem Baumstamm lehnten mehrere Musketen – Waffen, die sie auf ihren Raubzügen erbeutet hatten. Joseph war gerade dabei, einen langen Ladestock in ein Gewehr zu schieben.
    Duncan war alarmiert. »Was hast du damit vor?«
    Joseph holte den Ladestock aus der Muskete, seine Finger waren schwarz von Öl und Pulverstaub. »Wir gehen noch einmal nach Parramatta«, sagte er und blickte prüfend in den Lauf der Muskete. »Und du kannst endlich zurück zu Moira.«
    Â»Ihr wollt also noch mehr Farmen überfallen? Noch mehr Unschuldige bestrafen? Das ist Unrecht!«
    Â»Es ist Unrecht, was die Weißen den Eora antun«, gab Joseph zurück. »Das müssen sie endlich verstehen. «
    Â»Dann lasst wenigstens die Waffen hier!«
    Joseph hob die Schultern. »Wir befinden uns im Krieg, und für einen Krieg braucht man Waffen. Sie sollen sehen, dass wir ebenbürtige Gegner sind. Und nun komm, wir brechen gleich auf.« Er erhob sich und wischte sich die rußver schmierten Finger notdürftig an seinem Schurz aus Känguru fell ab.
    Bevor er nach der Pistole greifen konnte, die neben ihm lag, hatte Duncan sie an sich genommen. »Nur ohne Waffe!«
    Joseph blitzte ihn wütend an. »Ich lasse mir doch nicht von meinem Sohn vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe! Gib mir sofort die Pistole!«
    Im Nachhinein war Duncan klar, wie töricht sein Verhalten gewesen war. Töricht und gefährlich. Jetzt aber war er nahezu kopflos vor plötzlicher Rage.
    Joseph bekam den Lauf der Waffe zu fassen und versuchte, sie Duncan aus der Hand zu winden. Dann hallte ein ohrenbetäubender Donnerschlag durch den Busch. Ein Gefühl wie ein Fausthieb, gefolgt von einem brennenden Schmerz. Duncans rechtes Bein knickte weg, als würde es nicht mehr zu ihm gehören, und bevor er sich irgendwo festhalten konnte, lag er auch schon auf dem Boden.
    Es dauerte einen Moment, bis er verstand, dass die Pistole losgegangen war. Und die Kugel ihn getroffen hatte.

7.
    Elizabeth hatte Moira angeboten, für die nächsten Tage bei ihr zu wohnen, aber Moira hatte abgelehnt. Auch wenn ihr ihre kleine Hütte furchtbar leer und trostlos vorkam, so wollte sie doch zu Hause sein, wenn Duncan zurückkehrte. Außerdem war sie so näher an Toongabbie. Dort, wo Joey nun bei McIntyre war.
    Was tat ihr Junge jetzt? Wie ging es ihm? Sorgte McIntyre wirklich gut für ihn? Und diese Amme, von der Ann gesprochen hatte – was war das für eine Frau? Die Vorstellung, dass fremde Hände ihren Jungen wickelten, badeten, trugen, war für sie unerträglich. Dass eine fremde Frau ihn stillte.
    Ihre Brüste schmerzten noch immer

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