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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Wasser haben?«, bat sie schwach.
    Â»Natürlich. Maggie, geh und hol Mrs McIntyre etwas zu trinken«, wies Mr Betts seine jüngste Tochter an.
    Seine Frau ließ sich neben Moira nieder.
    Â»Es wird alles wieder gut«, sagte sie und tätschelte Moir as Hand. »Wo habt Ihr eigentlich Euer Kind gelassen? Ein Junge, nicht wahr?«
    Ein schmerzhafter Stich durchlief Moira, so stark, dass sie sich vornüberkrümmte. Mrs Betts sah sie besorgt an.
    Â»Ja, ein Junge«, gab Elizabeth schnell zur Antwort. »Für ihn ist gut gesorgt.« Sie nahm Maggie den Becher mit Wasser ab und reichte ihn Moira.
    Moira trank langsam, ihre freie Hand krallte sich in das versengte Hemd. Dann setzte sie den Becher ab.
    Â»Und Ihr … wisst wirklich nicht, wo Duncan sein könnte?«, fragte sie.
    Â»Doch«, erklärte Maggie. »Er ist mit dem komischen Mann gegangen.«
    Â»Was?« Moiras Blick flog zu ihr.
    Das Mädchen nickte scheu. »Mit dem komischen Mann, der aussieht wie ein Wilder. Er ist aber keiner.«
    Â»Maggie, was erzählst du da für einen Unsinn?«, mischte sich nun ihre Mutter ein. »Hört nicht auf sie, Mrs McIntyre , sie ist noch sehr verwirrt durch den Überfall und den Brand.«
    Moira nickte und biss gleich darauf die Zähne zusammen, als sie plötzlich heiße Wut durchfuhr. Joseph! Das konnte nur Joseph gewesen sein. Was bildete er sich ein?
    *
    Â»Bin ich euer Gefangener?«
    Â»Hast du diesen Eindruck?« Pemulwuy sah Duncan mit einem Ausdruck an, der nicht anders als belustigt zu nennen war – ein seltener Anblick in dem dunklen, sonst so ernsten Gesicht. »Du kannst jederzeit gehen.«
    Der große Krieger hatte recht: Niemand hielt ihn hier fest oder legte ihm gar Fesseln an. Aber genau so fühlte er sich.
    Â»Ich bin keiner von euch. Ich brauche jemanden, der mir den Weg zeigt.«
    Â»Jetzt noch nicht«, gab Pemulwuy gleichmütig zurück.
    Duncan seufzte. Es war nicht das erste Gespräch über dieses Thema, und stets war er am freundlichen Widerstand der Eora gescheitert. Seit zwei Tagen war er jetzt bei ihnen, mitten im dichten Wald, durch dessen hohe Baumwipfel er kaum die Sonne sah, an der er sich wenigstens ein bisschen hätte orientieren können. Wenn er sich alleine auf den Weg machte, würde er wahrscheinlich tage- oder wochenlang in diesem endlosen Busch herumirren, ohne je nach Hause zu finden.
    Ein Luftzug kühlte seinen nackten Oberkörper. Zumin dest ließ sich im Schatten der hohen Bäume die sommerliche Hitze gut ertragen. Er versuchte es mit einem anderen Thema. »Wieso überfallt ihr weiße Siedler, die euch nichts getan haben?«
    Pemulwuy sah ihn an, bevor er zu sprechen begann. In d er fast schwarzen Iris seines linken Auges war etwas wie ein kleiner heller Fleck zu sehen. Es wirkte fremdartig. »Eines Tages tauchten die ersten Weißen an dem Fluss auf, den ihr den Hawkesbury nennt«, sagte er. Sein Englisch war fast fließend, denn er hatte einige Jahre in Sydney gelebt und mit den Siedlern Handel getrieben. »Sie bauten Farmen. Und sie gruben die Yamswurzeln aus, die dort wuchsen und von denen wir uns ernährten. Wir mussten schnell einen Ersatz finden. Und so nahmen wir das, was die Siedler anbauten: Mais, Kartoffeln, Getreide. Die Weißen sagten, es war Diebstahl. Wir sagten, wir mussten neue Nahrung finden. Und deswegen nahmen wir, was auf dem Land wuchs, das zuvor unseres war.«
    Â»Das sehe ich ja noch ein. Aber warum schlachtet ihr das Vieh der Siedler? Warum steckt ihr das Getreide an? Ist es wirklich eine Form von Entschädigung für die Greueltaten mancher Siedler, wie Joseph sagt?«
    Â»So ist es.«
    Â»Aber das ist ungerecht. Wieso soll jemand für etwas geradestehen, das er nicht getan hat?«
    Â»Weil es unser Gesetz so vorschreibt. Einer büßt für den anderen. Danach ist der Friede wiederhergestellt.«
    Â»Wohl kaum.« Duncan schüttelte den Kopf. »Immerhin überfallt ihr weiterhin Farmen und zündet Felder an.«
    Â»Aber nur, weil auch die Weißen weiterhin unsere Rechte verletzen.«
    Â»Du weißt, dass ein Kopfgeld auf dich ausgesetzt ist?«
    Â»Siehst du?«, sagte Pemulwuy statt einer Antwort und deutete auf ein paar vernarbte Stellen auf seiner Schulter, seinem Nacken und seinem rechten Ellbogen. Dann drehte er den Kopf und zog die lockigen Haare auseinander. Auf der dunklen Kopfhaut

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