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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Eine harte Klammer legte sich um seinen Brustkorb, plötzlich fiel es ihm schwer, zu atmen. »Geht es – geht es Joey gut?«
    Ningali blickte auf. In ihren schwarzen Augen glaubte er Sorge zu erkennen. Dann schüttelte sie ganz leicht den Kopf.
    Â»Was ist mit Joey? Ist ihm … etwas passiert? Wo ist er?« Er fasste sie am Arm, zog sie näher zu sich, obwohl jede Bewegung stechende Schmerzen durch seinen Körper jagte.
    Sein Herz raste. Gleich würde sie es ihm sagen. Würde ihm berichten, dass sein Sohn, dass Joey gestorben war. Dass Moira vor Gram darüber den Verstand verloren hatte. »Bitte, Ningali, sag es mir. Wo ist er?«
    Â»Bei … Doktor«, murmelte das Mädchen.
    Â»Beim Doktor?«, keuchte er auf. »Hat Moira das gesagt? Dass Joey beim Doktor ist?«
    Ningali nickte langsam, die dunklen Züge überschattet von Kummer. So verstört hatte er sie noch nie gesehen.
    Â»Bei welchem Arzt? Dr. McIntyre?«
    Erneutes Nicken.
    Duncan ließ sich entsetzt zurücksinken. Den pochenden Schmerz in seinem rechten Bein nahm er jetzt lediglich als ein lästiges Übel wahr. Joey war krank. Sehr krank. Er wusste, dass Moira ihren Ehemann trotz all seiner Fehler für einen ausgezeichneten Arzt hielt. Es musste sehr ernst um Joey stehen, wenn sie ihre Abneigung überwunden und ihr Kind zu ihm gebracht hatte.
    Er konnte nicht länger hier herumliegen. Mühsam kämpfte er sich wieder in eine sitzende Position.
    Â»Ningali«, sagte er und bemühte sich, seiner Stimme einen entschlossenen Klang zu geben. Hoffentlich hörte er sich nicht so kläglich an, wie er sich fühlte. »Hilfst du mir, zu Moira zu kommen?«
    *
    Duncan blieb stehen. Der Wald schien zu leben, aber in ­einem eigenartig unwirklichen, gedrosselten Rhythmus. Alles schien verlangsamt, gebremst. Sonnenlicht fiel auf den moosbedeckten Boden, leuchtete auf den Blättern. Mit jedem Herzschlag entdeckte Duncan neue Eigentümlichkeiten. Er konnte den leuchtend gelborangen Schmetterling mit schwarzem Rand sehen, der wie schwerelos zwischen den Blättern in der Luft schwebte. Die Spinne, wie sie einen Fuß vor den anderen setzte und unendlich langsam einen Baumstamm erklomm. Den Koala, der reglos in einer Astgabel hockte. Über ihm rauschten die Bäume, so laut, als wollten sie zu ihm sprechen. Er hob den Kopf. Was versuchten sie ihm zu sagen?
    Ein leises Schnattern lenkte seinen Blick zur Seite. Auf einem Ast inmitten des üppigen Grüns saß ein Papagei mit rosa Brust, grauem Rücken und weißem Federschopf und sah ihn an. Furchtlos, neugierig. Als wäre Duncan kein Mensch, sondern ein Geistwesen, mit dem er sich verständigen konnte. Dann warf der Vogel sich in die Luft und flog mit langsamen Flügelschlägen an Duncan vorbei. So nah, dass er den Luftzug zu spüren glaubte, den die schlagenden Flügel verursachten.
    Er schüttelte den Kopf und wischte sich die verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    Joseph, der vor ihm lief, drehte sich um, dann blieb er stehen. »Alles in Ordnung?«
    Duncan nickte. Wenn er zugab, wie schlecht es ihm ging, würden sie sofort wieder umkehren. Und das konnte er nicht zulassen.
    Sein Vater kam mit großen Schritten zu ihm. »Bist du sicher? Du siehst aus, als könntest du kaum noch stehen!«
    Â»Es geht schon«, beharrte Duncan.
    Joseph sah ihn einen Augenblick zweifelnd an, dann hob er die Schultern. »Wie du meinst.« Und schon stampfte er wieder voraus, pflügte wie ein großes Schiff vor ihm durch die Wildnis.
    Heute Morgen hatte er noch versucht, Duncan am Aufbruch zu hindern. Hatte bezweifelt, dass sein Sohn die Strecke bis nach Parramatta bewältigen könnte, und vermutet, es sei sicher nur eine Magenverstimmung, weshalb das Kind beim Doktor sei. Aber wegen einer Magenverstimmung, hatte Duncan erwidert, würde Moira ihr Kind nicht zu ­einem Arzt bringen. Angesichts von Duncans Entschlossenh eit hatte Joseph es sich nicht nehmen lassen, Ningali und ihn zu begleiten.
    Â»Das wird ein Familienausflug«, hatte er hinter seinem struppigen Bart gegrinst. Und Duncan angeboten, ihn zu tragen. Was dieser abgelehnt hatte. Nach Ningalis erschreckender Eröffnung waren Schmerzen und Fieber ohnehin vergessen gewesen.
    Zumindest für eine Weile.
    Duncan stützte sich auf seinen Stock und humpelte weiter. Die alte Schamanin hatte gesagt, in der Wunde stecke ein

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