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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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aufzusetzen. Im nächsten Moment war Moira neben ihm und schlang ihre Arme um ihn. Tränen der Freude und Erleichterung liefen ihr wie von selbst über das Gesicht.
    Â»Danke«, flüsterte sie. »Danke!«
    Â»Geht es dir gut?«, hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr.
    Sie nickte, umfasste ihn nur noch fester. Selbst durch das Hemd hindurch fühlte sich sein Oberkörper heiß an, und er roch nach Schweiß, Harz und Erde, aber das war alles nicht wichtig. Er war wieder da. Ihr Herz stolperte, fing sich wie der und pochte wie wild weiter. »Ja«, murmelte sie, ihr Ge sicht in seinem Haar vergraben. »Jetzt geht es mir wieder gut.«
    Sie spürte, wie seine Umarmung schwächer wurde, er sie losließ. Nur zögernd löste auch sie sich von ihm, ließ es zu, dass er zurücksank auf die raschelnde Strohmatratze. Jetzt erst sah sie die Erschöpfung und den Schmerz auf seinen Zügen, die tagealten Bartstoppeln.
    Â»Was ist …« Seine Stimme klang matt, er musste erneut anfangen. »Was ist mit Joey? Ist er sehr krank?«
    Â»Oh, nein!« Moira schüttelte den Kopf und bemühte sich um ein unbeschwertes Lächeln. »Das ist alles ein großes Missverständnis. Joey geht es gut. Ningali muss da irgendetwas falsch verstanden haben.«
    Das Lächeln fiel ihr schwer. Am liebsten hätte sie Duncan sofort alles erzählt, hätte ihm von der furchtbaren Stunde berichtet, als McIntyre ihr Kind an sich genommen hatte, und von den vielen weiteren schrecklichen Tagen, die darauf folgten. Von Penriths Besuch. Davon, wie sie mit Joey in das Eukalyptustal geflüchtet war. Aber dafür war später noch Zeit genug.
    Ein Krankenwärter ging herum und zündete die Talgkerzen an.
    Â»Es geht unserem Jungen … also wirklich gut?«, kam es stockend von Duncan. Im flackernden Licht sah er plötz lich erschreckend ungesund aus. »Hast du ihn … mitgebracht? Kann ich ihn sehen?«
    Moira hielt kurz die Luft an. »Das Lazarett ist kein Ort für einen Säugling«, sagte sie dann. »Ich … ich habe ihn bei Elizabeth gelassen.«
    Sie fing einen erstaunten Blick von Joseph auf und schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Duncan ließ sich nicht so einfach täuschen. »Warum siehst du dann so … traurig aus?«
    Â»Weil ich mir große Sorgen um dich gemacht habe. Warst du die ganze Zeit bei den Eora? «
    Er nickte schwach. »Ich wäre … schon früher zu dir zurückgekehrt, aber … ich konnte nicht.« Er verzog das Gesicht und deutete auf seinen rechten Oberschenkel, wo ein Verband aus Blättern und Spuren von getrocknetem Blut zu sehen waren. Offenbar hatte sich noch kein Arzt um ihn gekümmert.
    Â»Was ist denn passiert? Joseph hat gesagt, du wurdest angeschossen …«
    Joseph seufzte auf. »Ich fürchte«, murmelte er, »das war meine Schuld.«
    Â» Du bist dafür verantwortlich?«, fuhr Moira auf, als er ihr gestand, wie es zu Duncans Verletzung gekommen war. Fa st hätte sie noch mehr gesagt, verkniff sich aber Duncan zuliebe jedes weitere Wort. Jetzt war nicht die Zeit für Schuldzuweisungen.
    Sie durften nicht länger bleiben; nachts würden keine Be sucher geduldet, erklärte der Krankenwärter und schickte sie trotz ihres Einspruchs hinaus. Moira ließ sich allerdings ers t darauf ein, als der Mann ihr versicherte, dass er Dr. Emmerson, den diensthabenden Arzt für diese Nacht, holen lassen würde. Sie atmete auf. Zum Glück nicht McIntyre. Duncan legte sicher genauso wenig Wert wie sie darauf, dem alten Bock zu begegnen.
    Wenn sie schon nicht bei Duncan sein durfte, dann wollte sie wenigstens in seiner Nähe bleiben. Und das alleine – sie hatte weder Kraft noch Lust, sich jetzt mit Joseph zu unterhalten, und war erleichtert, als er sich mit Ningali zwischen die Bäume am Flussufer zurückzog. Sie setzte sich auf einen Stuhl auf der überdachten Veranda, die sich an einer Seite des Gebäudes erstreckte, und schloss die Augen, während über ihr ein Schwarm der fledermausähnlichen Flughunde zeternd davonflog. Vielleicht fand sie noch ein wenig Schlaf.
    Sie war zwar todmüde, aber doch entsetzlich aufgewühlt. Ein Wirrwarr von Gefühlen ließ sie nicht zur Ruhe kommen; Freude und Erleichterung, dass Duncan wieder da war, aber auch Sorge um ihn. Sehnsucht nach Joey. Wut auf Joseph. Und wachsende

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