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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Ann.« Sie konnte nur noch flüstern. »Hilf mir. Wo ist der Doktor?«
    Ann antwortete nicht. Weinend sank Moira vor der Tür zusammen. Sie war so weit gekommen, und jetzt sollte alles an dieser uneinsichtigen Sträflingsfrau scheitern …? Doch dann, als sie schon glaubte, alles sei verloren, hörte sie, wie ein Riegel zurückgezogen wurde. Die Tür öffnete sich einen winzigen Spalt.
    Â»Also gut«, murmelte Ann und zog die Nase hoch. »Ich sage es Euch.«

13.
    Die Kerzenflamme flackerte, neigte sich, erhob sich erneut in einem letzten Aufbäumen. James Penrith kniff die Augen zusammen. Das Licht schmerzte, dennoch richtete er seinen Blick auf die tanzende Flamme und sah zu, wie sie schließlich in einem See aus Wachs ersoff und das Zimmer wieder in grauem Dämmerschlaf lag. Grau waren die Wände, grau waren die Möbel, und grau war auch die erste schwache Helligkeit, die langsam von Osten her über den Himmel kroch. Bald würde die Sonne wieder gnadenlos herabstrahlen und einen weiteren unerträglichen Tag beginnen lassen.
    Das Zimmer schien immer kleiner zu werden, die Wände näher zu rücken, ihn zu umfangen. Er zerrte an seinem Hemdausschnitt, löste den Stoff, der ihm feucht und stinkend auf der Haut klebte. Ihm war heiß. So konnte er unmöglich noch etwas Schlaf bekommen.
    Aus dem Nebenraum, hinter der angelehnten Tür, erklan g Schnarchen. Herrgott, wie konnte dieser Furz von McIntyre sich erlauben zu schlafen, während er, James Penrith, sich ruhelos von einer Seite auf die andere wälzte? Immerhin hatte er seinen Arzt dazu bewegen können, die Nacht hier zu verbringen, wo er jederzeit nach ihm rufen konnte. Jetzt, da McIntyres Frauchen und das Balg wieder aufgespürt worden waren – bedauerlicherweise ohne dass man dabei einen Hinweis auf Pemulwuys Verbleib erhalten hatte –, sollte McIntyre sich nur um ihn kümmern. Schließlich, so hatte der Arzt ihn gewarnt, könne es während der Quecksilberkur auch zu epileptischen Anfällen kommen, die bei seiner Vorgeschichte durchaus wahrscheinlich waren.
    Penrith hätte nicht gedacht, dass diese Behandlung so strapaziös werden würde. Alles tat ihm weh. Sein Kopf, seine Gelenke, seine Zähne, sein Zahnfleisch. Er saugte an dem kleinen Stück Alaun, das McIntyre ihm gegeben hatte. Der Geschmack war zwar widerlich – sauer und leicht bitter –, aber es half wenigstens gegen die blutenden Geschwüre in seiner Mundhöhle.
    Sein Mund war schon wieder voller Speichel. Stinkender, ekelhafter Speichel; er kam sich vor wie ein sabbernder, kranker Hund. Er griff nach dem Spucknapf aus Porzellan neben seinem Bett und spie hinein. Der Napf, den bemalte Blumenranken zierten, war schon wieder fast voll. Angewidert verzog er das Gesicht. Das ganze Zimmer roch scheußlich nach Aas; als würde irgendwo ein Stück Fleisch verrotten. Alles an ihm stank. Obwohl er sich fast ununterbrochen in diesem Raum aufhielt, gewöhnte seine Nase sich einfach nicht an diese Ausdünstung, die von seinem widerlichen Speichel ausging.
    Das sei gut so, hatte McIntyre gesagt. Das Quecksilber ziehe die Krankheit über den Speichel aus seinem Körper. Je mehr er davon ausscheide, umso besser sei es. Aber der Hohlkopf musste ja auch nicht durchmachen, was er durc hmachte. Wie er das nur zwanzig Tage lang durchstehen sollte?
    Erneut spuckte er aus und fuhr mit der Zunge, die sich anfühlte wie ein geschwollenes Stück Fleisch, über seine schmerzenden Zahnreihen. Er schmeckte Blut. Er hob eine Hand, befühlte vorsichtig einen Schneidezahn. Locker. Zur Hölle, das fing ja früh an. McIntyre hatte ihn gewarnt. Die Haare könnten ihm ausgehen, und vielleicht würde er auch einige Zähne verlieren. Möglicherweise könne er auch …
    Ein heftiger Schlag schreckte ihn auf. Irgendjemand hämmerte wie ein Besessener an die Haustür. Und das um diese Zeit – es war doch höchstens fünf Uhr früh!
    Verdammt, was ging da vor? Niemand durfte ihn hier sehen, niemand durfte wissen, was ihm fehlte …
    Â»McIntyre!«, rief er leise, obwohl seine Kehle sich furchtbar wund anfühlte. Das Schnarchen verstummte. Nur das Hämmern hörte nicht auf.
    Schon vernahm er schlurfende Schritte im Erdgeschoss.
    Â»Ja, ja«, hörte er dann Mrs Walcotts Stimme. »Ich komm e ja schon.«
    Â»McIntyre!« Seine Rufe wurden

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