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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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nach Schweiß, Blut und Krankheit – Gerüche, an die Alistair sich trotz all der Jahre als Arzt noch immer nicht gewöhnt hatte. Mit seiner Laterne entzündete er eine Kerze, die bald schon flackernde Schatten auf den Stuhl und den Tisch mit der Waschschüssel warf und auf die vier Betten, von denen noch immer nur eines belegt war.
    Alistair setzte sich auf die Bettkante, klappte seine Taschenuhr auf und fühlte mit zwei Fingern nach Duncans Halsschlagader. Das Fieber schien ein wenig gesunken zu sein, aber er war wieder bewusstlos, der Puls noch immer schnell, wenn auch nicht mehr so unregelmäßig wie noch heute Morgen.
    Er hob Duncans rechtes Augenlid. Dunkelgrün und blic klos starrte das Auge ins Leere, die Pupille war riesengroß. Alistair ließ das Lid wieder sinken, zog seine Hand aber nicht zurück. Mit der Linken klappte er langsam die Taschenuhr zusammen.
    Duncans Haut war feucht, in der Grube zwischen seinen Schlüsselbeinen schimmerten Schweißtropfen. Auch Alistair schwitzte; er konnte das Salz schmecken, als er sich nervös über die Lippen leckte. Ein heftiger Stich des Verlangens schoss durch seinen Unterleib. Er hatte gedacht, diese schändliche Begierde endlich überwunden zu haben, aber jetzt, da die verbotene Frucht so verlockend vor ihm lag, packte es ihn heftiger denn je.
    Seine Fingerspitzen lagen noch an Duncans Schläfe, sie kribbelten, er konnte spüren, wie sein Blut darin pulsierte. Sanft strich er über die warme Haut. Duncan rührte sich nicht. Mutiger geworden, fuhr Alistair mit einem Finger die Linie des Kieferknochens nach, über die dunklen Bartstoppeln bis nach vorne zum Kinn. Ein Gefühl reinen Entzückens sammelte sich in seiner Mitte, fast hätte er vor Wonne aufgestöhnt. Es war gut, so gut …
    Aber bevor er Duncans Lippen berühren konnte, zog er heftig atmend seine Hand zurück. Was zum Teufel tat er hier? Er hatte sich um seinen Patienten zu kümmern und nicht seiner verderblichen Lust nachzugeben!
    Großer Gott, was war es warm im Zimmer! Er stand auf und entledigte sich hektisch, mit zitternden Fingern, seines Rocks und knöpfte auch seine Weste auf. Dann setzte er sich wieder, schlug die Decke zurück und streifte Duncans knielanges Hemd etwas höher, um einen Blick auf die Wunde zu werfen. Der Verband um Duncans Oberschenkel, den er am Nachmittag erneuert hatte, sah besser aus als befürchtet – trocken und sauber, nicht mehr durchgeblutet wie noch am Morgen. Wie beiläufig strich er dann über die warme, verschwitzte Haut oberhalb der Leinenstreifen. In seinem Unterleib pochte es erneut mit geradezu schmerz hafter Kraft. Er atmete schwer, als er Duncans Hemd weiter nach oben schob, über den Verband hinweg. Nur ein bisschen.
    Alistair zitterte vor Erregung, hart klopfte sein Glied in der Hose, und die rasende Begierde ließ ihn fast aufschreien. Mit einem leisen Stöhnen griff er sich in den Schritt und bega nn, sich Erleichterung zu verschaffen.
    Das plötzliche Flackern der Kerzenflamme ließ ihn zusammenfahren. Hastig wandte er sich um. Die Tür war angelehnt. Hatte er sie nicht geschlossen gehabt? Eiskalte Angst rieselte seine Wirbelsäule hinunter. Hatte ihn womöglich gerade jemand beobachtet?
    Mit wenigen Schritten war er an der Tür, riss sie auf. War da jemand? Im schwachen Licht der wenigen Talgkerzen, die den Krankensaal voller seufzender und schnarchender Patienten erhellten, glaubte er einen Schatten zu sehen. Den Schatten eines Mannes, der soeben hinausging.
    Alistair blieb angespannt stehen, er wagte sich kaum zu rühren. Wahrscheinlich war es nur der Krankenwärter auf einer seiner Runden gewesen. Er schluckte schwer. Ganz sicher war es so. Dennoch bildete die Angst einen harten Klumpen in seinem Magen.
    *
    Sie hatte nicht geweint, als sie Joseph erzählt hatte, dass McIntyre ihr Kind zu sich geholt hatte. Sie hatte nicht ge weint in all den zurückliegenden Stunden im Lazarett volle r Angst, Warten und Hoffen. Erst jetzt, als McIntyre ihr sagte, dass Duncan leben und sein Bein behalten würde, brach Moira zusammen. Und auch damit wartete sie so lange, bis sie aus dem Lazarett geflüchtet und alleine am hin teren Ende der Veranda war. Erst dort erlaubte sie sich, mi nutenlang zu weinen, von stummen Schluchzern geschüttelt.
    Dann atmete sie tief durch und strich sich die Tränen aus dem Gesicht, trat an den Rand der Veranda

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