Im Tal des wilden Eukalyptus
denn?«, flüsterte Joseph.
Vorsichtig blickte sie an ihm vorbei â und erstarrte. Sie hatte sich nicht getäuscht: Es war tatsächlich Captain Penrith , der dort sein Pferd anband und dann mit etwas steifen Schritten im Lazarett verschwand.
»Joseph«, murmelte sie mit gesenktem Kopf, »du musst sofort verschwinden â Penrith ist hier! Nimm unser Pferd und bring dich so schnell wie möglich in Sicherheit!«
Ihre Sohlen klangen hart auf den Dielen, als sie über die Veranda eilte und dann in die stickige Hitze des Lazaretts trat.
Penrith war nicht zu sehen, aber sie konnte McIntyres Stimme aus dem Zimmer hören, in dem Duncan lag. Ihr Herz schlug lauthals gegen ihre Rippen, als sie eintrat.
McIntyres Blick ähnelte dem eines erschreckten Huhns. Auch Penrith sah auf. »Ah, da ist ja auch die junge Frau. Es ist immer wieder eine Freude, Euch zu sehen, Mrs McIntyre.« Er betonte den verhassten Namen, so dass er wie ein gefrorener Tropfen im Raum zu schweben schien.
»Captain Penrith«, erwiderte sie so ruhig wie möglich. Ekel stieg würgend in ihr auf, als plötzlich die Erinnerung an ihre letzte Begegnung wieder da war; wie er sich an sie gedrängt hatte; wie er sie hatte berühren wollen ⦠Am liebsten hätte sie sich abgewandt, aber sie musste Penrith hinhalten, damit Joseph genug Zeit hatte, aus dem Lazarett zu verschwinden.
Duncan war wach. Er hatte sich aufgesetzt und die Handflächen auf die Unterlage aus Segeltuch gestemmt, seine Züge verzerrten sich vor Schmerz und Anstrengung, als er begann, sich ans Kopfende der Pritsche zu schieben. Bleib liegen, wollte sie ihn bitten, schluckte es aber hinunter. Sie konnte nur zu gut verstehen, dass er Penrith so aufrecht wie möglich begegnen wollte.
»Ist Euch nicht gut, Captain?«, wandte sie sich an ihren Besucher, der den neben ihm stehenden McIntyre um einen halben Kopf überragte. »Ihr seht etwas mitgenommen aus.«
Trotz seiner schmucken Uniform samt Goldlitzen und Degen wirkte er krank. Sein Gesicht war fleckig und gerötet , er schwitzte stark, und in seiner behandschuhten Linken hielt er ein Taschentuch, mit dem er sich über den Mund wischte. Irrte sie sich, oder nahm sie sogar einen schwachen Geruch nach Fäulnis wahr?
»Wie reizend von Euch, Mrs McIntyre, dass Ihr Euch um mich sorgt. Aber dazu besteht kein Anlass. McIntyre, schlieÃt die Tür.«
Der alte Bock sah aus, als hätte er etwas UngenieÃbares gegessen, als er dem Befehl nachkam. Der leise Ton, mit dem die einfache Tür aus Holzplanken ins Schloss fiel, lieà Moira in böser Vorahnung erbeben.
Duncan saà jetzt an der Wand, er war schweiÃüberströmt, sein Blick klar, aber von Schmerz gezeichnet.
»Was wollt Ihr hier, Captain?«, fragte er leise. Moira konnte hören, wie sehr er sich um einen festen Tonfall bemühte. »Ihr seid doch sicher nicht ⦠zu einem Krankenbesuch gekommen.«
»Nein, das wohl nicht.«
Moira stockte der Atem, als Penrith langsam, geradezu au freizend genüsslich begann, seinen Degen aus der Scheide zu ziehen, und unwillkürlich trat sie einen Schritt vor. Was hatte er vor? Wollte er Duncan etwa erstechen? Aber das würde er nicht tun. Nicht einmal ein Captain Penrith würde sich des Mordes schuldig machen ⦠Dennoch klopfte ihr Herz wie rasend, als Penrith mit der Degenspitze unter den Saum der zerschlissenen Wolldecke fuhr und diese zur Seite schob.
»Dann ist es dem guten Doktor also tatsächlich gelungen, dein Bein zu erhalten«, sagte er mit Blick auf den Verband. Durch die Anstrengung hatte die Wunde wieder angefangen zu bluten, auf den Leinenstreifen zeigten sich frische rote Flecken. »Jammerschade. Ich hätte zu gern gesehen, wie du für den Rest deines Lebens auf einem Bein herumhüpfst.« Der Degen wanderte höher. »Ich habe gehört, dass du dich bei den Wilden versteckt hast. Bei diesem Pemulwuy, nehme ich an.«
D uncan schluckte, als die Spitze des Degens über dem Verb and stoppte und nur ein paar Fingerbreit über der Wunde schwebte.
»AuÃerdem hieà es, dein Vater habe dich hierhergebracht. Dein Vater, den man auch den âºwilden weiÃen Mannâ¹ nennt.« Penrith senkte die Degenspitze und stieà mit ihr leicht an den Verband. »Ich will mit ihm reden.«
McIntyre war sichtlich unruhig. »Sir, Ihr â¦Â«
»Haltet den Mund,
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