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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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Mc… Intyre …« Seine Stimme wollte ihm kaum gehorchen. »Danke«, flüsterte er. »Dan ke, dass Ihr … gekommen seid.«
    McIntyre verharrte, eine schmale Sonde in der Hand. »Setz besser nicht zu viel Hoffnung in mich«, gab er dann zurück. »Das wird keine leichte Sache werden, und ich kann nichts versprechen.«
    Duncan nickte, schloss die Augen. Es gab Hoffnung. Nichts anderes war mehr wichtig.
    Doch, noch eine Sache. Erneut zwang er sich, die Lider zu heben.
    Â»Doktor, bitte, ich … Würdet Ihr Euch … um Moira kümmern … und um meinen Jungen, falls ich …« Er brach ab, ohne den Satz zu beenden.
    McIntyre hatte ihn auch so verstanden. Er sah ihn an, ohne Regung, nur ein kleines Zucken an einem Auge. Dann nickte er. »Das werde ich«, sagte er und gab den Helfern einen Wink.
    Abermals schob man Duncan das Holz zwischen die Zähne, griffen Hände nach ihm, hielten ihn fest.
    Sein Herz schlug hart gegen seine Rippen. Er schloss die Augen, wollte die Messer, Sonden und Zangen nicht sehen, die jetzt neben dem Amputationsbesteck auf dem Beistell tisch lagen. Er grub die Zähne fester in das Beißholz. Heilige Mutter Gottes, beschütze mich jetzt und in der Stunde meines Todes … In diesem Augenblick traf ihn die Furcht mit voller Wucht. Er konnte es nicht abstellen, konnte nicht verhindern, dass seine Muskeln, sein ganzer Körper trotz der starken Griffe der Helfer anfing zu beben.
    Da hörte er, dass jemand neben ihm seinen Namen sagte. Er öffnete die Augen und drehte den Kopf. Joseph. Vater.
    Â»Keine Angst, mein Junge.« Ein paar raue, kräftige Finger schlossen sich um seine Hand. »Ich bin bei dir.«
    *
    Joseph O’Sullivan hielt bis zuletzt die Hand seines Sohnes. Erst als die Gehilfen ihre Griffe lösten, nahm er Duncan das lederumwickelte, zerbissene Stück Holz aus dem Mund und wischte ihm mit einem Tuch Schweiß und Tränen aus dem Gesicht.
    Alistair säuberte seine blutverschmierten Hände not dürftig an einem Lappen. Er zögerte kurz, dann legte er Duncan die Hand auf die Schulter.
    Â»Ich bin fertig«, brummte er in dem unbeholfenen Versuch, etwas Tröstliches zu sagen.
    In der vergangenen Stunde hatte er all seine ärztliche Kunst aufgeboten. Bis er die Kugel endlich gefunden hatte, tief in den Muskel eingedrungen und schon von neuem Fleisch umgeben, war einige Zeit vergangen, und auch das anschließende Ausschneiden und Reinigen der Wunde war eine langwierige, für beide Seiten zermürbende Angelegenheit gewesen.
    Er wusste nicht, ob Duncan ihn überhaupt hörte. Der junge Mann war bemerkenswert tapfer gewesen. Noch immer hob und senkte sich sein Brustkorb unter dem nassgeschwitzten Hemd in flachen, jagenden Atemzügen, jegliche Farbe war aus seinen Lippen gewichen. Aber dann öffneten sich seine Lider einen Spalt. Er versuchte, etwas zu sagen, schloss seine Augen jedoch gleich wieder und stieß einen Laut wie ein erschöpftes Schluchzen aus.
    Alistair drückte kurz seine Schulter. Aber er hatte nicht mit dem Gefühlsansturm gerechnet, der ihn plötzlich überrannte. Keine Lust, wie sonst so oft bei Duncans Anblick. Kein Begehren oder Leidenschaft, sondern Mitleid, Sorge – und eine so starke Zuneigung, dass es geradezu schmerzte.
    Er zog seine Hand hastig zurück, schluckte schwer und strich sich fahrig über seinen schweißfeuchten Backenbart, dann nickte er den Helfern zu. »Bringt ihn nach nebenan.«
    Joseph O’Sullivan hatte sich erhoben, sein Kehlkopf hüpfte, als einer der Helfer die Kiste mit Sägespänen hinaustrug, die das tropfende Blut aufgefangen hatten . Dann drehte er sich zu Alistair um.
    Â»Danke«, sagte er. »Danke, dass Ihr meinen Sohn gerettet habt.«
    Â»Ich habe nur meine Pflicht als Arzt getan«, wehrte Alistair ab. »Und außerdem …«
    Er brachte es nicht über sich, seine Zweifel auszusprechen, aber in seinem Magen machte sich ein Gefühl breit, als hätte er einen Mühlstein verschluckt. Er war sich keinesfalls sicher, richtig gehandelt zu haben. Erst die nächsten Tage würden zeigen, ob das Bein nicht doch brandig werden würde.

14.
    Es sah nicht gut aus. In den nächsten beiden Tagen ging es Duncan so schlecht, dass die Ärzte um sein Leben fürchteten. Er fieberte stark und hatte große Schmerzen, und den billigen Rum, den man ihm

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