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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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vor Erregung erzittern ließ.
    Er würde … o ja, er würde … Ann und die Amme mit Henry mit irgendwelchen Aufgaben wegschicken und Duncan zu sich bestellen. Er würde ihn in die Schlafstube führen und ihn bitten, sich langsam auszuziehen. Sich auf das Bett zu legen. Dann würde er zu ihm kommen, ihn streicheln, liebkosen, sich an seiner Schönheit weiden, bis er sich nicht mehr zurückhalten könnte. Und dann …
    Er sah Duncan unter sich, so lebensecht, als läge er leibhaft ig vor ihm. Und sah, was seiner Lust einen empfindlichen Dämpfer versetzte: der schöne junge Körper verkrampft, die Hände ins Kissen gekrallt, die Züge von Schmerz gezeichnet. Duncan würde stillhalten, denn er hätte es versprochen, aber er würde es nicht genießen. Für ihn wäre es keine Lust, sondern Schmerz, Sünde und Demütigung. Und danach würde er Alistair hassen. Oder schlimmer noch: verachten.
    Schwer atmend schüttelte Alistair den Kopf. Er schob den Stuhl zurück und stand auf, ging die wenigen Schritte zum Fenster und presste sein erhitztes Gesicht an die kühle Glasscheibe, hinter der sich Regen und Dunkelheit mischten.
    Nie wieder, hatte er sich nach Victorias Tod geschworen. Er würde dieser widernatürlichen Unzucht nie wieder nachgehen – die Gefahr einer Entdeckung war einfach zu groß.
    Aber damals hatte er noch nicht gewusst, wie schwer dieser Eid zu halten sein würde.

17.
    Duncans Finger zurrten den Knoten fest, der das Seil um Moiras Taille hielt. Wie bei einem Pferd, das auf die Weide geführt werden sollte, schoss es ihr durch den Kopf. Dann übergab er McIntyre das lange Ende des Stricks und nickte Moira zu. Angespannt lächelte sie zurück und ging los, doch schon nach zwei Schritten spürte sie, wie sich der Strick um ihre Taille straffte. Sie hielt inne. McIntyre stand noch immer wie festgewachsen hinter ihr in der kleinen Gasse, die zum Marktplatz führte, das Seil in der Hand.
    Â»Ich kann das nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Das ist absolut … lächerlich.«
    Moira biss sich auf die Lippe, um sich nicht zu einer patzigen Antwort hinreißen zu lassen. Würde McIntyre ihnen etwa kurz vor dem Ziel noch einen Strich durch die Rechnung machen? Sie hatte genauso wenig Lust auf dieses entwürdigende Schauspiel wie ihr Gemahl, aber es war nun einmal die einzige Möglichkeit, hier und jetzt auf halbwegs legale Weise ihre Ehe zu beenden.
    Auch Duncan wirkte für einen Augenblick, als wollte er McIntyre am liebsten den Hals umdrehen. »Bitte, Sir.«
    McIntyre sah ihn so eindringlich an, als suche er bei Duncan die Antwort auf eine unausgesprochene Frage. Nach einer endlos langen Zeit nickte er zögernd. »Also gut. Bringen wir es hinter uns.«
    Es war Markttag in Parramatta, auf dem großen Platz in der Mitte des Ortes drängten sich Händler, Käufer und Schaulustige um Verkaufsstände. Moira warf den Kopf hoch und bemühte sich, nicht auf die Gesichter zu achten, während sie, den Strick um den Leib, von ihrem Ehemann durch die Menge geführt wurde. Wie ein Stück Vieh. Schon erklangen vereinzelt derbe Frotzeleien und Gelächter.
    An einer Hauswand erblickte Moira einen großformatigen Anschlag. Da die erste Ausgabe ihrer Zeitung noch auf sich warten ließ, hatten Duncan und Mr Howe in McIntyres Namen etliche Aushänge gedruckt und in Sydney und Parramatta verteilt. Moira war zwar zu weit entfernt, um etwas entziffern zu können, aber sie kannte den Text mittlerweile auswendig: »Hiermit gebe ich bekannt, dass ich die noch mit mir vermählte Moira McIntyre am 24. September 1802 auf dem Marktplatz von Parramatta in einer öffentlichen Auktion zu versteigern gedenke. Dr. Alistair McIntyre, Toongabbie.«
    Moira hatte es zuerst für einen schlechten Scherz gehalten, als Duncan ihr von dieser Möglichkeit erzählt hatte. Noch nie war ihr Ähnliches zu Ohren gekommen – was allerdings nicht weiter verwunderlich war, da ihr Vater ihr früher in Irland das Zeitunglesen untersagt und sie Markttreiben oder sonstige Veranstaltungen lediglich aus dem geschützten Inneren einer Kutsche heraus gesehen hatte. Aber dann hatte Duncan ihr eine englische Zeitung gezeigt, die er bei Mr Howe gefunden hatte und in der solch ein Fall in aller Ausführlichkeit geschildert wurde. Außerdem, so sagte er, erinnere er sich wieder daran,

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