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Im Tal des wilden Eukalyptus

Im Tal des wilden Eukalyptus

Titel: Im Tal des wilden Eukalyptus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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höre.«
    Bevor Duncan weiterreden konnte, klopfte es. Noch während McIntyre unwirsch »Jetzt nicht!« rief, öffnete sich die Tür, und eine füllige Frau kam herein, die sorgsam gescheitelten Haare mit einer Haube bedeckt. Sie grüßte Duncan, der sich erhoben hatte, mit einem Kopfnicken.
    Â»Doktor, bitte entschuldigt die Störung«, wandte sie sich sogleich an McIntyre, »aber Ihr habt gesagt, ich solle jederzeit zu Euch kommen, wenn etwas mit dem Kleinen sei.«
    Sie sprach noch weiter, aber ihre Worte rauschten an Duncan vorbei wie strömendes Wasser. Er hatte nur Augen für den Säugling, den die Amme auf dem Arm trug. Der kleine Junge hatte volle schwarze Haare, seine Wangen waren rot und tränenüberströmt und wirkten fiebrig. Sein rechtes Händchen steckte mit vier Fingern in seinem Mund, aus dem Speichel lief. Allerdings schien ihn der fremde Mann, der da in McIntyres Stube stand, gerade von seiner Pein abzulenken; fasziniert starrte er Duncan aus großen grünen Augen an.
    Â»â€¦ mit ihm spazieren, aber er hört nicht auf zu jammern«, hörte Duncan die Amme wie aus weiter Ferne sagen. »Ich bin nicht sicher, ob es nur die Zähne sind.«
    Â»Nicht hier, Mrs Harris, habe ich gesagt!«, fuhr Mc­Intyre die Frau an. Auch er hatte sich erhoben und wedelte nun hektisch mit den Armen, wie um zu verhindern, dass Duncan noch mehr mitbekam. »Ins Behandlungszimmer!«
    Er drängte sie aus dem Raum und folgte ihr. Duncan blieb wie erstarrt stehen. Der kleine Junge sah ihn an, bis die Tür hinter ihnen zufiel und sie aus seinem Blickfeld verschwunden waren.
    Â»Joey …«, murmelte Duncan tonlos. Sein Pulsschlag hallte in seinen Ohren wider, seine Glieder wirkten bleischwer. Alles in ihm drängte danach, seinem Jungen zu folgen, und er musste sich zwingen, sich wieder zu setzen.
    Â»Geht es ihm gut?«, fragte er, als McIntyre nach wenigen Minuten wieder zurückkehrte. Wenigstens das musste er wissen.
    McIntyre nickte. »Ja natürlich. Er bekommt nur Zähne. Kein Grund zur Besorgnis.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen zusammen. Duncan sah, dass sie leicht zitterten. »Was wolltest du mir anbieten?«
    Duncan atmete tief durch, um seinen noch immer hämmernden Pulsschlag zu beruhigen – und sich wieder auf den Grund seiner Anwesenheit zu besinnen.
    Â»Sir«, sagte er dann, »ich möchte Euch bitten, Euch von Moira scheiden zu lassen.«
    Â»Scheiden?« McIntyres Brauen zogen sich zusammen. »Hast du auch nur die geringste Idee, wie ich das anstellen sollte? Selbst wenn ich es wollte: Du weißt so gut wie ich, dass eine Scheidung fast nicht durchführbar ist.«
    Duncan nickte. Eine Ehe konnte nur durch ein kompli ziertes parlamentarisches Verfahren geschieden werden. Da Frauen zum Besitz des Mannes zählten, durfte allein der Ehemann einen Antrag auf Scheidung stellen und musste durch Zeugen den Nachweis erbringen, dass seine Frau ihn betrogen hatte. Das ganze Verfahren war langwierig, äußerst kostspielig und nicht unbedingt von Erfolg gekrönt – ganz abgesehen vom gesellschaftlichen Skandal.
    Â»Das ist mir alles bekannt, Sir. Ich meinte auch nicht eine solche Scheidung. Mein Vorschlag ist etwas … anderer Art.« Er redete weiter, bevor der Doktor auf die Idee kam, ihn hinauszuwerfen.
    McIntyre hörte Duncans Ausführungen stumm zu. Dann verzog er die Lippen zu einem dünnen Strich. »Ganz abgesehen von der Lächerlichkeit dieses Verfahrens – wieso sollte ich das tun?«
    Â»Weil Ihr dann keinerlei finanzielle Verpflichtung Eurer … Frau gegenüber mehr hättet.«
    McIntyre sah ihn ausdruckslos an. »Hast du den Eindruck, dass ich mir diese finanzielle Verpflichtung nicht leisten könnte?«
    Â»Das ist noch nicht alles.« Jetzt kam der schwierigste Teil. Aber er hatte es damals durchgestanden, und das würde er auch wieder tun. »Sir, ich …« Er holte tief Luft. »Würde es Euch helfen, wenn Euch wieder ein Gehilfe zur Verfügung stünde?«
    McIntyre sah ihn überrascht an. »Du?«
    Duncan nickte. »Ich werde alles tun, was Ihr von mir verlangt. Wenn … wenn Ihr wollt, auch sofort.« Die letzten Worte hatte er nur mühsam hervorbringen können, so sehr sträubte sich alles in ihm. Aber wenn der Doktor nur so zu einem Einverständnis

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