Im Tal des wilden Eukalyptus
genauso unauffällig den Kopf. Als er wieder zu ihr blickte, hob er leicht die Schultern und nickte ihr aufmunternd zu. Er hatte recht. Eine solche Gelegenheit würde sich kein zweites Mal ergeben. Sie würden diese Sache jetzt hinter sich bringen, mochte Penrith sich nun daran weiden oder nicht.
»Nun, meine Herren«, unterbrach Mr Howes Stimme ihre Gedanken, »wer möchte beginnen? Wie lautet das erste Gebot?«
Erneut sah Moira zu Penrith hinüber, aber der machte keine Anstalten, die Auktion zu unterbrechen. Ihr Blick ging zu Duncan, keine fünf Schritte von ihr entfernt, der die Arme verschränkt hatte und sie angrinste. Wieso lieà er sich so viel Zeit?
»Kann sie kochen?« Ein kräftiger Mann mit einem dichten dunklen Bart drängte sich durch die Menge nach vorne.
Moira zuckte zusammen â sie hatte nicht damit gerechnet, dass auÃer Duncan noch jemand bieten würde. Sie wollte dem Mann gerade eine geharnischte Antwort entgegenwerfen, aber Duncan war schneller.
»Nein, kann sie nicht«, sagte er. »Auch wenn sie es immer wieder versucht.«
Moira funkelte ihn wütend an, während vereinzelte Lacher ertönten. Was bildete er sich ein? Aber dann sah sie, dass er ihr zuzwinkerte, und sie verstand.
Der Frager gab allerdings nicht so schnell auf. »Wie ist es mit nähen?«, wandte er sich direkt an sie. »Könnt Ihr wenigstens nähen?«
»Keinen einzigen geraden Stich«, gab sie im Brustton der Ãberzeugung zurück, und diesmal waren die Lacher auf ihrer Seite. Diese ganze Sache war so lächerlich, dass es schon wieder lustig war. Für ein paar Sekunden konnte sie sogar Penrith vergessen.
Als der Frager sich schlieÃlich missmutig abwandte und erklärte, eine solche Frau sei zu nichts zu gebrauchen, ergriff Mr Howe erneut das Wort.
»Nun, meine Herren, will denn niemand auf diese Lady bieten?«
»Doch«, sagte Duncan endlich. »Ich biete ein englisches Pfund. Und eine Gallone Rum.«
Moira holte scharf Luft. Das war mehr als ein Wochenlohn â so viel Geld hatten sie nicht. »Das ist viel zu viel!«, widersprach sie aufgebracht.
Die Zuschauer bogen sich vor Lachen, und selbst Mr Howe konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ihr seht hier«, versicherte er der Menge, »den äuÃerst seltenen Fall einer bescheidenen Frau, die sich unter Wert verkauft.«
Die Leute johlten und applaudierten. Moira spürte, dass ihr erneut die Röte in die Wangen stieg, und biss sich auf die Lippen, um nicht noch etwas Dummes zu sagen.
»Nun, Dr. McIntyre«, wandte sich Mr Howe an ihren Noch-Ehemann, »da sich niemand anders findet: Seid Ihr willens, Eure Gemahlin an diesen Gentleman hier zu verkaufen zum Preis von einem englischen Pfund und einer Gallone Rum?«
McIntyre nickte.
»Und Ihr, Mrs McIntyre, seid Ihr ebenfalls damit einverstanden?«
»Das bin ich.« Für einen Moment kam Moira sich vor, als hätte sie auf die Frage eines Reverends bei der EheschlieÃung geantwortet. Sie lächelte Duncan an. So schlimm war es gar nicht gewesen. Gleich würde sie zu ihm hinuntersteigen, sie würden einen Vertrag mit McIntyre unterzeichnen und anschlieÃend vielleicht sogar noch ins Wirtshaus gehen. Und dann wäre sie endlich frei, frei, frei â¦
*
Major James Penrith sah sich erneut um. An verschiedenen Stellen waren seine Soldaten postiert, sie hatten alles unter Kontrolle. Ob der Vater dieses irischen Bastards noch auftauchen würde? Diese Veranstaltung, die schon seit Tagen überall verkündet wurde, konnte er sich doch nicht entgehen lassen â schlieÃlich ging es hier um das Glück seines Sohnes.
Wo versteckte der Kerl sich blo� Sein Blick ging prüfend über die Menge und landete bei McIntyre neben dem Brettertisch. Penriths Mundwinkel kräuselten sich in einem sardonischen Lächeln. Bemerkte denn niemand sonst die hungrigen Blicke, mit denen McIntyre den verdammten Iren verschlang? Der feine Herr Doktor würde sich noch um Kopf und Kragen bringen, wenn er nicht aufpasste.
Mit McIntyre hatte er sowieso ein Hühnchen zu rupfen. Seine Dankbarkeit dem Doktor gegenüber hatte sich in Entsetzen verwandelt, als er gestern ein neues Geschwür auf seinem besten Stück entdeckt hatte. Fast hätte er seine Kammer kurz und klein geschlagen: Er war nicht geheilt! Er würde sich noch ein weiteres Mal dieser entsetzlichen
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