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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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wechselte.
    Liam hatte sich verändert. Der Bart, den er noch in London getragen hatte, war fort. Er sah älter aus. Die wenigen Jahre in Neuseeland hatten ihre Spuren hinterlassen. Sein Mund, den sie so gerne geküsst hatte, war schmaler geworden, härter und gewohnt, Befehle zu erteilen. Mit eisigem Blick ritt er um die Trage herum und starrte Thomas an, als wolle er dem Fiebernden seinen Säbel in die Brust bohren.
    Johanna lief es kalt den Rücken hinunter. Im nächsten Moment lenkte Liam seinen Braunen neben ihr Pferd und sah sie zum ersten Mal direkt an. Sein Blick wurde warm. Wie bei ihrer ersten Begegnung auf der Völkerschau brachte sie auch dieses Mal kein Wort heraus.
    » Johanna Chester, es ist ein langer Weg von England bis hierher. Ich bin froh, dass sich unsere Pfade erneut kreuzen. «
    » Mein Nachname ist Waters, Liam « , murmelte sie und fühlte leisen Zorn in sich wachsen. » Was tust du hier? «
    Er beugte sich im Sattel vor, näher zu ihr. » Ich bin Offizier Ihrer Majestät, wir sind hier, um die Aufständischen zu bekämpfen. «
    » Nur deshalb? « Jeder Augenblick in seiner Nähe tat ihr weh, jeder Einzelne war Nahrung für das Feuer, das so lange in ihr überdauert hatte. Das schwache Glimmen wurde mit jedem so vertraut klingenden Wort genährt, mit den Bewegungen seiner Hand, die die Zügel führte, und der Art, wie er sie aus den Augenwinkeln ansah, wie früher, als niemand von ihren Gefühlen füreinander erfahren durfte.
    » Wir reiten voraus « , bestimmte er.
    » Nein, Liam, ich muss jetzt bei meinem Mann bleiben. «
    Als Erwiderung auf ihren Protest warf er dem Verwundeten auf der Trage einen hasserfüllten Blick zu.
    » Du kannst nichts für ihn tun, komm. «
    » Ich kümmere mich um ihn « , sagte Hariata plötzlich, die nicht weit vor ihnen ging. » Reiten Sie voraus und ruhen Sie sich im Dorf aus. Mr Waters schläft. «
    » Bitte « , beharrte Liam. Als sie nicht antwortete, fasste er ihr in die Zügel. Sie hinderte ihn nicht.
    Die Pferde fielen in einen flotten Trab. Johanna ritt schweigend, konnte den Blick nicht von Liams Schultern wenden. Die verschlissene Uniformjacke schmiegte sich eng an seinen Körper, der sich jedem Schritt des Wallachs anpasste. Wie oft hatte sie sich in den vergangenen Jahren danach gesehnt, ihn nur noch einmal zu sehen. Und nachts, wenn auch ihr Gewissen schlief, hatte sie mehr ersehnt als nur seinen Anblick, im Traum berührte sie ihn auf eine Weise, wie sie es noch nie getan hatte.
    Liam parierte durch, sobald sie außer Sichtweite der Soldaten waren. Zu beiden Seiten des Weges erstreckten sich schon die zum Dorf gehörenden Harakeke -Felder.
    Es blieb nicht mehr viel Zeit, um miteinander zu reden. Johanna wollte seine Stimme hören, doch ihr fiel nicht ein, was sie fragen sollte, ohne ihr oder ihm wehzutun.
    Liams Wallach schnaubte laut und vertrieb durch Kopfschütteln eine lästige Fliege von seinen Augen.
    » Ich erkenne das Pferd, du hast es einmal gemalt, richtig? « , erkundigte sie sich vorsichtig.
    Liam wandte sich ihr zu, den Mund zu einem blutleeren Strich zusammengepresst.
    » Ja, du hast recht. Er gehörte meinem Bruder Duncan. «
    » Und dann hat er ihn dir gegeben, als du abgereist bist? Das ist eine schöne Erinnerung. «
    » Cassio ist das Einzige, was mir von Duncan geblieben ist. Mein Bruder ist ermordet worden! «
    Johanna schluckte ungläubig. » Das tut mir leid, wie… hat man den Mörder gefasst? «
    » Da sehen wir uns nach so langer Zeit wieder, und du musst mich ausgerechnet nach Duncan fragen? «
    » Liam, ich wusste doch nicht… es tut mir leid. «
    Er winkte mit der Linken ab, die er in der Schlinge trug. Schmerz zerfurchte seine ohnehin schon bittere Miene.
    » Ich möchte nicht darüber reden, noch nicht. Es würde unser Wiedersehen verderben. Lass uns ein paar Stunden Frieden, bevor… «
    » Bevor was, Liam? Ich erkenne dich nicht mehr wieder. «
    » Nicht « , forderte er mit leiser Stimme, und plötzlich lag seine Hand auf ihrer und sandte einen heimlichen Schauer durch ihren Körper. Es war ein schleichendes, warmes Ziehen, das die Zeit zurückzudrehen schien, bis sie sich wieder so leicht und sorglos fühlte wie am ersten Tag ihrer Begegnung.
    Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Blicke verletzten nicht, wie Worte es konnten, und Johanna ahnte, dass Liam ihr etwas zu sagen hatte, das ihr wehtun würde. Mehr noch als der Gedanke, bald wieder getrennte Wege gehen zu müssen.
    Etwas Dunkles lastete auf

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