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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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ehemaligen Konkurrenten zu sehen oder gar für ihn zu beten. Liam konnte den Mann, der ihm die Frau geraubt hatte, nicht ausstehen. Was wollte er also hier?
    Mit angehaltenem Atem beobachtete Johanna, wie Liam sich wieder aufrichtete, einen Dolch in seinen Gürtel schob und dann langsam mit steifen Schritten davonging, als müsse er sich zwingen. Er ging auf die Seitentür zu.
    Johanna folgte ihm. Nachdem sie rasch einen Blick auf Thomas geworfen hatte, der mit geschlossenen Augen dalag und heftig atmete, holte sie Liam ein, als dieser gerade die Tür hinter sich zuzog.
    » Warte! «
    Sie riss die Tür auf und starrte auf ein gezogenes Messer. Liams Hand zitterte kurz, dann ließ er die Waffe sinken und steckte sie fort.
    » Was tust du hier, Liam, was soll das Messer? « Sie hatte sich kaum von ihrem Schrecken erholt. Liams Augen lagen im Schatten und gaben nichts preis.
    » Rede mit mir, was sollte das? «
    Er raufte sich das Haar.
    » Nichts, es ist nichts passiert, Johanna, aber ich… «
    Sie sah ihn fragend an und kämpfte still gegen den grauenhaften Verdacht, der in ihr keimte. Aber nein, Liam hatte Thomas nichts getan. Es ging ihm den Umständen entsprechend gut, sie hatte es gesehen. Hasste Liam ihn so sehr, weil sie Thomas geheiratet hatte und nicht ihn? Sie wünschte, sie hätte das Messer nie gesehen. Ihr Herz war jedoch schon bereit, es zu vergessen.
    » Ich habe dich gesucht « , sagte Liam leise. Seine Rechte schloss sich um ihren Oberarm. Unmissverständlich und so fest, dass sie den Gedanken, sich loszureißen, sofort verwarf. Vielleicht wollte sie es auch nicht.
    » Liam, ich… «
    » Ich habe dich gesucht, seit dem Tag, als sie dich an dieses Schwein verschachert haben. «
    Er zog sie an der Wand des Hauses entlang bis auf dessen Schmalseite, wo die ausladenden Äste einer Südbuche selbst das wenige Mondlicht abschirmten, das die schmale Sichel am Himmel noch spendete.
    Liam ließ sie auch dann nicht los, als Johanna sich mit dem Rücken fest an die Wand drückte. Seine Nähe raubte ihr den Atem. Sie wollte vor diesem Gefühl fliehen, vor dieser Schwäche, die jeden Widerstand schmelzen und ihre Knie weich werden ließ. Sie wollte ihn fortschicken, doch das Einzige, was sie über die Lippen brachte, war sein Name. Immer wieder sein Name. Liam.
    Die Erinnerung, die sie die ganzen Jahre bewahrt hatte, wie einen Schatz. Liam. Ihr Geheimnis, das ihr keiner nehmen konnte.
    Und jetzt war er hier, jetzt war ihr Traum Realität geworden, doch nichts war so wie in ihren Wunschgedanken, außer Liam, er sah trotz seiner Härte noch besser aus als in ihrer Erinnerung.
    Er beugte sich herab zu ihr. Sein Atem strich über ihre Haut, warm, voller süßer Versprechen, und wischte auch den letzten keuschen Gedanken fort. Sein Geruch war noch immer der gleiche, wie damals in London.
    Liam ließ ihren Arm los, und im nächsten Moment legte er seine Hand in ihren Nacken und zog sie an sich. Sie schloss die Lider im letzten Augenblick. Seine Lippen drückten sanft auf ihre. Bartstoppeln kratzten über ihr Kinn. Wie sehr hatte sie es schon früher geliebt, ihn zu küssen.
    Vorsichtig schob sie ihre Zungenspitze zwischen seine Lippen, bat scheu um Einlass.
    Mit einem kehligen Seufzen ließ er sie gewähren. Sie badete in seinem Geschmack, weich und salzig und voller Erinnerungen. Liam drückte sie fester an sich, presste sie mit dem gesamten Gewicht seines Körpers gegen die Hauswand. Ihr schwindelte von dem wilden Strudel, der in ihr brodelte, von ihrem eigenen Puls, der in den Schläfen hämmerte, und fühlte sich zur gleichen Zeit lebendig wie seit langer, langer Zeit nicht mehr.
    Liams Küsse zogen eine feuchte Spur über ihre Wange. Als er ihre Kehle erreichte, hauchte sie seinen Namen und schlangihre Arme um seinen Oberkörper, bis er kurz zusammenzuckte.
    » Du bist verletzt « , erinnerte sie sich, berührte ihn mit größerer Vorsicht, grub die Hand in sein Haar und zog ihn näher zu sich. Bald hatte sie das Gefühl, ihr ganzer Körper stünde in Flammen. Gegen den Widerstand in ihrem Kopf nahm sie Liam an der Hand und zog ihn aus dem Schatten des Gebäudes fort.
    Wenige Schritte nur, und sie erreichten die kleine, gemütliche Hütte, die ihr die Dorfbewohner für die Zeit ihres Aufenthalts überlassen hatten. Auf einem kleinen Tisch brannte eine Tranlampe, in deren warmem Schein sie Liam endlich sehen konnte. Sie legte ihre Hände an seine Wangen.
    » Du hast mir so gefehlt. Ich habe versucht, dich zu

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