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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Stille auf ihn zu lauschen. Und zu warten.
    Der Griff des Dolchs in Liams Hand war feucht vor Schweiß.
    So hatte er sich die Rache an Duncans Mörder nicht vorgestellt, doch wann richtete sich das Schicksal schon nach seinem Willen? Lautlos schlich er näher, bis er neben dem Bett stand.
    Waters war nicht bei Bewusstsein. Seine Haut war gelblich verfärbt, im flackernden Kerzenschein glänzte seine Stirn ungesund.
    Brand hatte sich in seiner Wunde festgesetzt. Selbst durch den intensiven Kräutergeruch der Salbe konnte Liam die Fäule riechen.
    Wahrscheinlich musste er einfach nur abwarten, und das Problem erledigte sich von selbst.
    Allein der Gedanke weckte Widerwillen in ihm. Wie viele Monate und Jahre hatte er den Augenblick herbeigesehnt, Thomas Waters’ Blut zu vergießen und damit endlich seine Schuld fortzuwaschen.
    Duncan war wegen Liam gestorben, wegen einer Beleidigung, die ihm gegolten hatte.
    Liam stieß den Ohnmächtigen an, stieß ihm hart gegen die brandige Schulter, doch Waters’ Lider bewegten sich nicht ein einziges Mal. Wut kochte in ihm hoch. Verdammt! Er wollte ihm in die Augen sehen, bevor er es tat.
    Mit einem leisen Klirren zog er den Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel. Stahl traf auf weiches Fleisch. Liam drückte die Klinge gegen Thomas’ Kehle.
    » Wach auf, du Schwein! « , flüsterte er ungehalten.
    Endlich regte er sich. Seine Lider flatterten, die Wimpern waren verkrustet. Suchend tasteten die Augen den Raum ab, Schleier zogen sich wie Nebel über die Pupillen.
    Thomas schien Liam nicht wahrzunehmen.
    » Hier bin ich, Waters! « , knurrte er und verstärkte den Druck des Messers. Noch war die Haut unter der Klinge nicht in Mitleidenschaft gezogen, doch wenn er ein wenig fester drückte, würde Blut den Stahl röten.
    Thomas öffnete überrascht den Mund. Doch er war zu schwach zum Sprechen. Sein Atem rasselte durch die Kehle, zischte an spröden Lippen vorbei. Fieberhitze streifte Liams Hand.
    » Erinnerst du dich noch, Waters? Erinnerst du dich an meinen Bruder? An Duncan? Hast du ihm in die Augen gesehen, als er starb? Verfolgt er dich? «
    Thomas röchelte. Angst kroch in seinen Blick, der sich mit jeder Sekunde weiter klärte.
    » Er war fast noch ein Kind. Er hatte alles vor sich, und du bringst ihn um, für deine Eitelkeit, für eine Frau, die du längst schon gekauft hattest. Ich sehe Duncan, ich sehe ihn jede Nacht. Und weißt du, was ich geschworen habe, Waters? «
    Thomas drehte den Kopf weg, versuchte vergebens dem Messer auszuweichen. Liam registrierte seine Furcht mit Genugtuung.
    » Ich töte dich. Ich wünschte nur, du wärst noch nicht halb verreckt! «
    In einem Duell, wie er es eigentlich seit Duncans Tod vor Augen hatte, wäre der Sieger straffrei geblieben. Waters’ Zustand änderte die Sachlage. Ihn zu erstechen war Mord. Liam hatte seine Schritte wohlüberlegt.
    Er nahm einige Kiwifedern aus seiner Jackentasche und streute diese auf das Krankenbett. Sie sollte den Verdacht auf einen Maori-Krieger lenken, die gerne Umhänge und Waffen mit den Federn schmückten. Soweit Liam in Erfahrung bringen konnte, würde es niemanden verwundern, wenn einer der Eingeborenen Utu, ihre Form der Blutrache, verübte.
    Thomas Waters schluckte. Er versuchte nicht einmal mehr, zu schreien oder dem Messer zu entgehen. Liam zog es weg und setzte es gleich wieder an. Es war etwas anderes, als einen Mann im Kampf zu töten. Liam wusste nicht einmal mehr, wie viele Maori-Krieger durch seine Pistole und seinen Säbel gestorben waren, doch hier, am Bett des Mannes, den er mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt hasste, zögerte er.
    Vielleicht sollte er warten. Fieber und Wundbrand waren zuverlässige Helfer. Er könnte immer noch zurückkommen, wenn sich Waters’ Zustand wider aller Erwartung besserte. Ja, das sollte er tun.
    » Genieß deine letzten Stunden « , raunte Liam dem verängstigten Mann zu. » Vielleicht wünschst du dir bald, ich hätte es getan. «

    Johanna blieb wie angewurzelt stehen. Sie hatte nur kurz Luft geschnappt und versucht, die lähmende Müdigkeit, die ihr in den Knochen saß, mit kalter Nachtluft zu vertreiben. Jetzt war sie wieder zurück im kleinen Lazarett.
    War das tatsächlich Liam dort an Thomas’ Bett? Eine dunkle Ahnung befiel sie. Womöglich lag es an der Art und Weise, wie Liam sich über den anderen beugte. Bedrohlich wie ein Raubtier kurz vor dem Sprung.
    Was hatte er mit Thomas zu schaffen? Er war sicher nicht hier, um nach seinem

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