Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
Vom Netzwerk:
Lassen Sie das meine Sorge sein. «
    » Mr Fitzgerald, bitte! «
    Der Infanterist kam schon den Weg heruntergerannt und zog den Wallach hinter sich her.
    Liam ließ den Priester stehen. Während der Soldat eilends die letzten Riemen am Zaumzeug schloss, schwang er sich bereits in den Sattel. Etwas Besseres hätte ihm nicht passieren können. Er würde Johanna treffen, und der verdammte Thomas Waters stand auch ohne sein Zutun mit einem Fuß im Grab.
    » Wo sind sie? «
    Der Priester wies zum Wasser. » Folgen Sie dem Pfad am Ufer entlang. Aber, Fitzgerald… «
    Liam stieß Cassio die Fersen in die Flanken. Der Wallach machte einen erschrockenen Satz nach vorn, und als ihn kein Zug an der Kandare bremste, streckte er den Kopf vor und schoss quer durch das Dorf hinab zum Wasser.

    Die Soldaten hatten Thomas auf eine richtige Trage aus Stangen und Leinen gelegt. Johanna ritt eines der Soldatenpferde und führte den Shire-Hengst mit den Brandwunden am Zügel.
    Sie konnte es noch immer nicht recht glauben und dankte Gott wohl schon zum zehnten Mal für seinen Beistand. Sie waren gerettet.
    Im Schutz der Dragoner fühlte sie sich sicher, und sogar Thomas schien es ein wenig besser zu gehen.
    Er lag ruhig auf der Trage und hatte keine Fieberträume mehr. Ein dünner Schweißfilm stand auf seiner Stirn, die Augenlider waren dunkel, doch der tiefe Schlaf hatte die Härte aus seinem Gesicht genommen und ließ ihn fremd aussehen, wie ein Abbild aus Wachs.
    Hariata schwieg, seit die Männer aufgetaucht waren, und starrte vor sich hin. Johanna konnte sich denken, weshalb. Einige Familien des Dorfes hatten sich den Aufständischen angeschlossen, und nun fürchtete sie, es würde ein Blutbad geben, wenn die Soldaten ihnen erst einmal nachsetzten. Johanna ritt nahe an sie heran und berührte ihre Freundin am Arm. Die Maori sah auf, und ihre tätowierten Lippen formten sich mühevoll zu einem Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte.
    Ein kühler Wind fuhr durch ihre Kleidung. Er kam von hinten, und Johanna glaubte, Schreie zu hören und den metallischen Geruch von Blut wahrzunehmen. So leicht ließ sich das Gestern nicht abschütteln.
    Kalter bleierner Glanz lag auf dem Wasser.
    Sie zog ihre Kleidung enger um den Körper und wärmte sich an der Vorstellung, weniger als eine Stunde von Urupuia entfernt zu sein.
    Unruhe kam in die Soldaten. Der Zug kam kurz zum Stehen.Johannas Hand lag schon um den Griff ihrer Pistole, als ein Mann leise lachte und mit einer Kopfbewegung nach vorn wies.
    Ein Reiter näherte sich in scharfem Galopp. Er kam über den Uferweg. Unter den Hufen seines Pferdes spritzten Schlamm und Wasser auf.
    Womöglich ein Bote, überlegte Johanna. Zu gerne hätte sie verstanden, was die Soldaten einander zuraunten. Offenbar erkannten sie den Mann schon von Weitem, und sein scharfer Ritt amüsierte sie.
    Ein merkwürdiges Gefühl bemächtige sich ihrer. Sie hatte schon einmal jemanden so reiten sehen, so ganz eins mit seinem Pferd. Ihr Herz trieb Hitze durch ihren Körper, begann zu rasen, als der Reiter näher jagte. Er flog nur so am Ufer entlang, vorbei an Farndickicht, Schilfflächen und angespülten Baumstämmen, die ihre toten Äste in den Himmel reckten.
    Das Pferd. Sie kannte das Tier, oder vielmehr eine blasse Aquarell-Zeichnung von ihm. Das Fell von einem dunklen Nussbraun, die Vorderbeine bis über die Gelenke weiß, eine breite Blesse auf der Stirn. Der Wallach hat blaue Augen, schnellte es ihr durch den Kopf.
    Der Reiter war kein einfacher Bote.
    Sein Offizierssäbel blitzte, schlug bei jedem Galoppsprung gegen den Sattel. Eine weiße Binde hielt seinen linken Arm eng an den Körper gepresst. Auch das eine Erinnerung an eine letzte, schicksalhafte Begegnung in London. Der Reiter sprengte das letzte Wegstück hinauf, fort vom Wasser und quer über eine Wiese.
    Nein, das konnte nicht sein! Johanna zügelte ungeschickt ihr Pferd. Kurz überwog der Wunsch, es herumzureißen und in entgegengesetzter Richtung davonzujagen.
    » Liam? « , kam es ihr über die Lippen. Sie hatte das Gefühl, jeden Moment aus dem Sattel zu rutschen. Sollte sie sich freuen oder ihn dafür hassen, dass er einfach so auftauchte und ihr Leben dadurch noch mehr aus den Fugen geriet?
    Liam parierte sein Pferd durch. Der Braune war schweißnass, tänzelte und kaute auf dem klirrenden Zaumzeug, als könnte er es nicht erwarten weiterzuhetzen. Johanna wagte kaum, dem Reiter ins Gesicht zu sehen, als er hastig einige Worte mit den Soldaten

Weitere Kostenlose Bücher