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Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Im Tal des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Im Tal des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Maly
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Thomas ein, und dann fand er endlich eine Lücke in dessen Verteidigung. Mit einem Tritt vor das Bein brachte er ihn aus dem Gleichgewicht. Thomas strauchelte. Der Säbelhieb, der eigentlich auf seine Schulter gezielt hatte, traf ihn im Gesicht. Ein klaffender Schnitt teilte die Wange. Er schrie und wich zurück.
    Liam folgte ihm in ein hüfthohes Dickicht aus Farn und Nikau-Palmen. Die Blattrispen waren hart und behinderten die Bewegung. Liam, ohnehin hinkend, verhedderte sich mit den Stiefelsporen im Gestrüpp. Ihm entwich ein überraschter Fluch. Thomas nutzte seine Chance, schwang sein Gewehr herum und traf Liam an der Schulter, dann grub sich der Kolben in den Unterleib. Liam klappte zusammen, ließ sich geistesgegenwärtig in die Knie sinken und stieß mit dem Säbel zu.
    Er fühlte, wie die Klinge auf Widerstand stieß und diesen überwand. Thomas schrie auf, als Liam die Waffe in der Wunde drehte und wieder hinausriss. Es war vorbei.
    Johannas Ehemann schwang das Gewehr ein letztes Mal, bevor er zusammenbrach. Liam wich aus, riss das Mere von seinem Gürtel und warf Thomas die Steinwaffe aus nächster Nähe an den Kopf.
    Als er mühsam auf die Beine kam, war Thomas gefallen.
    Reglos lag er zwischen den Nikau-Palmen, deren breite, nun blutgesprenkelte Wedel ihn beinahe ganz verdeckten. Liam machte sich nicht die Mühe, nachzusehen, ob sein Erzfeind wirklich tot war. Johanna beherrschte nun all sein Denken. Hastig hob er das Mere auf, nahm auch das Gewehr an sich und eilte so schnell er konnte zurück zu seiner Geliebten. Die Situation war unverändert.
    Der Wallach ruderte hilflos mit einem Vorderbein, zog mit dem Huf eine immer gleiche Spur in den weichen Boden, während das Blut pochend aus einer Wunde in der Schulter floss. Johanna saß mit bleichem Gesicht daneben, die Beine unter dem Pferdeleib, und es war ihr trotz ihrer Tapferkeit anzusehen, dass sie Schmerzen hatte. Zum Glück war der Boden dank der Nähe zum Fluss weich, und Liam betete, dass er schlimmere Verletzungen verhinderte. Um das verwundete Pferd konnte er sich jetzt nicht kümmern.
    » Es tun mir leid, Junge « , sagte Liam, strich über die geweiteten Nüstern und kniete sich hastig neben Johanna.
    » Liam « , hauchte sie. » Ist Thomas…? «
    Er strich ihr liebevoll die Haare aus der Stirn. Ihre Wangen waren blass und eingefallen, nur die Sommersprossen stachen deutlich hervor.
    » Er kann dir nichts mehr tun, keine Angst. Spürst du deine Beine? «
    » Ja, aber sie werden taub. «
    » Ich kümmere mich erst einmal um deinen Arm. Du verlierst sonst zu viel Blut. «
    Thomas’ Kugel hatte ihren Oberarm an der Schulter gestreift. Mit zitternden Händen trennte Liam den Ärmel ihres Kleides ab und legte damit einen strammen Verband an. Johanna stöhnte, als er den Knoten festzog. Ihre großen grünen Augen waren glasig.
    » Ich sehe nach, ob uns jemand helfen kann. Einen Augenblick. Ich bin sofort zurück. «
    Liam stand auf und lief zum Weg. Der Mond beschien Fahrspuren, Silberfarn und Büsche. In der Ferne überquerte ein Kiwi die bloße Fläche, doch weit und breit war kein Mensch zu sehen.
    Offensichtlich hatten die Männer im Lager die Schüsse nicht gehört oder ihnen keine Beachtung geschenkt. Liam war verzweifelt. Wie sollte er allein das verwundete Pferd von Johanna herunterziehen? Im Lager Hilfe zu holen, würde sicher eine halbe Stunde dauern. Er kehrte zu Johanna zurück.
    » Hast du jemanden gesehen? « , fragte sie hoffnungsvoll.
    » Nein, niemanden. «
    Er hätte angesichts der aussichtslosen Situation am liebsten laut geschrien. Johanna saß da, eine Hand auf dem Bauch, mit der anderen strich sie dem Wallach über den Hals. Cassio hatte die Augen halb geschlossen und atmete schwer.
    » Dann muss es so gehen! Wir schaffen es « , sagte sie entschlossen. Liam sah ihr an, dass sie große Schmerzen hatte.
    Doch Johanna hatte recht. Sie mussten es allein versuchen, und es musste klappen, irgendwie! Liam nahm seinen Gürtel ab, schlang ihn um eine Baumwurzel, die ein Stückchen hinter Johanna aus dem Boden ragte, und schloss die Koppel. » Sobald der Druck auf deine Beine nachlässt, ziehst du dich damit heraus. «
    Johanna nickte und schlang sich den Gürtel um das Handgelenk.
    » Ich bin soweit. «
    Der Schmerz in ihrem Arm war höllisch, als sie auch die Rechte um den Gürtel schloss, doch sie musste es versuchen. Sowohl für das Kind, das sie unter dem Herzen trug, als auch für jenes, das sie verloren hatte.
    Es tat ihr in

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