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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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rufen, sondern griff nach irgendeinem Kleid, das sie ohne Hilfe anziehen konnte, und eilte kurz darauf wieder den Gang entlang. Am Treppenabsatz aber blieb sie stehen, holte tief Luft und legte sogar eine kurze Pause ein, um ihr Haar zu flechten. Die Eingangshalle war leer. Die Handwerker waren noch nicht eingetroffen. Wie dumm von ihr, sich in eine solche Hektik hineinzusteigern, nur damit sie nicht über letzte Nacht nachdenken musste! Dafür brachen diese Gedanken nun umso heftiger über sie herein.
    Aus keinem noch so triftigen Grund würde sie sich jemals wieder in eine solch frustrierende Situation begeben. Richard hatte Wort gehalten und sie nach jenem Kuss nicht mehr angerührt! Obwohl sie dieses eine Mal gewünscht hätte, er wäre nicht ganz so ehrenwert, war er es dennoch gewesen. Natürlich hatte sie selbst darauf bestanden, im Bett jeden körperlichen Kontakt zu vermeiden, aber sie hatte ja keine Ahnung gehabt, wie schwierig und unangenehm das werden würde. Sollte er
tatsächlich der Meinung sein, dass es unbedingt notwendig war, erneut das Bett miteinander zu teilen, dann würden sie es verdammt noch mal richtig machen, und nicht nur so tun! Nein, ganz bestimmt nicht, und sie würde ihm auch klipp und klar sagen, dass sie bereit war, um ihrer Scharade willen dieses Opfer zu bringen.
    Stöhnend stieg sie die Treppe hinunter. Auf keinen Fall konnte sie etwas Derartiges zu ihm sagen. Zum einen würde er sich vermutlich an ihrer Wortwahl stören, wenn sie es als Opfer bezeichnete, mit ihm zu schlafen – aber wie sonst sollte sie es ausdrücken, nachdem sie es gewiss nicht über die Lippen bringen würde, dass sie mit ihm schlafen wollte ? Zum anderen würde es ihm wohl auch nicht gefallen, wenn sie plötzlich die Regie übernahm, obwohl die ganze Sache ursprünglich sein Plan gewesen war und nicht ihrer.
    Sie fand Richard im Frühstückszimmer vor. Leider war der Graf ebenfalls zugegen.
    Als sie in der Tür erschien, erhob Richard sich gerade. »Wie schade, mein Liebling, nun bin ich schon fertig!«
    Er wollte sie doch wohl nicht mit seinem Vater allein lassen? Sie setzte ein Lächeln auf. »Ich gehe vor dem Frühstück sowieso lieber eine Runde spazieren. Es ist ein so schöner Morgen.«
    »Das Frühstück wird aber nicht mehr lange serviert«, erklärte Milton.
    Weshalb sah er sie so strafend an? Demnach hatte sich seine Einstellung ihnen gegenüber nicht geändert. Oder er war noch gar nicht darüber informiert worden, wie sie die Nacht verbracht hatten. Julia versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wie sie sich gefühlt hatte, nachdem sie wirklich miteinander geschlafen hatten. Von tiefer Ruhe erfüllt, zärtlich gestimmt, gut gelaunt — einfach glücklich.
    Mit einem heiteren Lächeln wandte sie sich an den Grafen. »Tatsächlich? Ich habe gar nicht bemerkt, wie spät es schon
ist. Trotzdem bewege ich mich gern ein wenig vor dem Essen. Für gewöhnlich reite ich eine Runde, aber ich habe mein Pferd nicht mitgebracht – oder haben Sie Pferde im Stall?«
    »Abgesehen von Charles’ Reitpferd und Mathews Pony nur Kutschenpferde. Ich selbst reite nicht.«
    »Glauben Sie, dass Charles etwas dagegen hat, wenn ich mir sein Pferd ausleihe?«
    »Allerdings«, antwortete Milton.
    »Das glaube ich nicht«, mischte Richard sich ein und bedachte seinen Vater dabei mit einem vorwurfsvollen Blick.
    Ohne auf den Einwand seines Sohnes zu achten, fuhr Milton fort: »Außerdem haben wir keinen Damensattel.«
    Dieser Mann war wirklich fest entschlossen, ihr keinen Schritt entgegenzukommen. Obwohl es langsam lächerlich wurde, riss Julia sich am Riemen und entgegnete einfach nur: »Das macht nichts. Dann gehe ich eben spazieren.«
    Richard nahm sie am Arm und führte sie hinaus, bevor etwas noch Unangenehmeres passieren konnte. Julia spürte seine Anspannung. Er platzte fast vor Wut.
    Rasch eilte er mit ihr die lange Auffahrt hinunter, als wollte er möglichst schnell vom Haus wegkommen. Bei diesem Spaziergang waren offenbar keine Demonstrationen für seinen Vater geplant.
    »Er kann einfach nicht höflich zu dir sein! So abweisend und unfreundlich war er noch nie. Natürlich wurde er früher immer wütend, wenn einer von uns sich nicht an seine Regeln hielt, aber nachdem er uns dafür bestraft hatte, ging er wieder dazu über, Charles und mich zu ignorieren, oder behandelte uns ganz normal.«
    »Was meinst du mit ›normal‹? So, wie normale Eltern ihre Kinder behandeln?«
    »Nein, das nicht. Falls ihm je etwas an

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