Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
ihn damals mit seinen Spielschulden belastet hatte. Dieses Thema aber wollte er, falls es sich irgendwie vermeiden ließ, nicht noch einmal durchkauen. Schließlich hatte sein Vater sich damals geweigert, das Problem wie von Richard gewünscht auf einfache Art zu lösen – indem er sich von ihm lossagte.
    »Ich fürchte, ich bin kein großer Freund von Pünktlichkeit« , erwiderte Richard, räumte dann aber ein: »Aber falls es gerade
nichts gibt, wenn mir nach Essen zumute ist, komme ich auch ohne aus.«
    »Und wo bleibt deine Braut heute Morgen?«
    »Sie schläft noch«, antwortete Richard, der sofort wieder jenes verführerische Bild von Julia vor Augen hatte.
    »Sie ist es wohl gewohnt, nach Londoner Manier spät aufzustehen, was?«, meinte sein Vater verächtlich.
    Milton hatte London noch nie gemocht. Die Angehörigen der Oberschicht, die dort lebten oder häufig hinfuhren, um das gesellschaftliche Leben der Stadt zu genießen, waren größtenteils reich – im Gegensatz zu ihm. Doch Miltons Frage lieferte Richard die perfekte Gelegenheit, um darauf anzuspielen, wie Julia und er angeblich die Nacht verbracht hatten.
    »Ganz und gar nicht«, gab Richard ihm zur Antwort. »Ich fürchte, es ist meine Schuld, weil ich sie so lange wach gehalten habe. Allerdings würde ich dir raten, ihr gegenüber nicht mehr so barsch und beleidigend aufzutreten. Nach dem Empfang, den du uns bereitet hast, hegt sie ohnehin schon Bedenken, ob wir die Hochzeit überhaupt hier abhalten sollen. «
    Milton murmelte irgendetwas. Richard beschloss, es zu ignorieren, und bemühte sich um einen Themenwechsel. »Dem Butler zufolge wird Charles heute zurückerwartet. Stimmt das?«
    »In der Tat. Dein Bruder ist sehr berechenbar und zuverlässig. Er hat gesagt, er wolle heute zurückkommen, also wird er sich auch daran halten.«
    Richard entging keineswegs, dass sich hinter dieser Bemerkung eine Beleidigung verbarg. Er selbst konnte ebenfalls recht zuverlässig sein, auch wenn er es vorzog, nicht berechenbar zu sein. Milton aber bewunderte diese Eigenschaften, weshalb Richard als Kind versucht hatte, seinen Vorstellungen zu entsprechen
– bis er irgendwann begriff, dass nichts seinen Vater je dazu bewegen würde, ihn zu mögen.
    Richard unternahm keinen weiteren Versuch, mit diesem Mann ein Gespräch zu führen, sondern konzentrierte sich stattdessen auf sein Frühstück. Milton aber duldete kein Schweigen.
    »Du hast vergessen, mir von der Armee zu erzählen, die du mitgebracht hast. Cantel hat mich darüber informiert.«
    Richard zog eine Augenbraue hoch. »Zu ihm bist du also gestern Abend gefahren? Hattest du Bedenken, dein Lakai könnte deine Befehle nicht richtig ausgeführt haben, und wolltest ihn deswegen zur Rede stellen?«
    »Der Richter ist nicht mein Lakai«, murmelte Milton. »Und er hatte mir bereits letzte Woche berichtet …«, begann er, hielt dann aber mit zusammengekniffenen Augen inne und fragte stattdessen spitz: »Warum hast du versucht, eine so große Eskorte vor mir geheim zu halten?«
    Richard lachte. »Weißt du, dass du wirklich erstaunlich bist? Kann man dir eigentlich jemals etwas recht machen? Der Grund war einfach nur, dass wir dich nicht unnötig beunruhigen wollten, indem wir hier mit all diesen Wachleuten auftauchten, und sie deswegen in dem kleinen Weiler zurückgelassen haben. Es sind nicht meine Leute, sondern die von Gerald Miller. Soll ich sie herkommen lassen? Hier hätten sie wenigstens eine Beschäftigung und könnten bei den Renovierungsarbeiten helfen.«
    »Lass sie, wo sie sind!«, entgegnete Milton gereizt.
    Richard lachte in sich hinein. Hatte sein Vater sich allen Ernstes eingebildet, er könnte sie bei einer Lüge ertappen? Offensichtlich.
    Sicherheitshalber fügte Richard jedoch hinzu: »Glaubst du wirklich, Julias Vater würde sie ohne Schutz auch nur in deine Nähe lassen? Nach allem, was du mir angetan hast? Die
Männer sind ihr Begleitschutz. Ich brauche keinen. Du und ich wissen, wo wir stehen. Wenn es nicht mein Wunsch wäre, sie zu heiraten, wäre ich jetzt nicht hier, darauf kannst du Gift nehmen.«

40
    S ie hatte verschlafen! Im Gegensatz zu Richard, wie Julia mit einem Blick zur Seite feststellte. Er hatte sie allein in seinem Zimmer zurückgelassen. Warum zum Teufel hatte er sie nicht geweckt, bevor er gegangen war? Er wusste doch, dass die Handwerker an diesem Tag eintrafen und ihre Anweisungen brauchten.
    Sie stürmte in ihr Zimmer, nahm sich nicht einmal die Zeit, ihre Zofe zu

Weitere Kostenlose Bücher