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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Dank.« Ohr reichte dem Jungen eine weitere Münze.
    »Ich bin schon unterwegs, Sir.«
    Mit einem leisen Lachen schloss Ohr die Tür. Richard wusste, wie sehr es seinen Freund amüsierte, »Sir« genannt zu werden – eine Form der Anrede, die zu einem Piraten einfach nicht passte und auch nie passen würde.

    Normalerweise fühlten sie sich schon gut untergebracht, wenn sie einen Schlafraum über einer Gaststube ergatterten, außer, sie waren in St. Kitts, wo Richard und Ohr in Nathans Haus über eigene Räume verfügten. Dieses Hotel jedoch lag in einem der nobleren Stadtviertel, nämlich in Mayfair – einer Gegend von London, wo im siebzehnten Jahrhundert vor allem von der mächtigen Familie Grosvenor vornehme Wohnhäuser gebaut worden waren. Zu dem Viertel gehörten mehrere große Plätze im Norden, unter anderem auch der Berkeley Square, wo Georgina lebte. Dieses Hotel war einmal eines der vornehmen Wohnhäuser gewesen, und es stellte die erste Unterkunft dar, in der man Ohr je »Sir« genannt hatte.
    Als Ohr an die Seite des Bettes zurückkehrte, blickte er auf Richard hinunter und meinte: »Lass mich raten – du bist zu ihrem Fest gegangen, stimmt’s?«
    »Es war ein Ball, noch dazu ein maskierter. Er hätte mich gar nicht erkennen dürfen.«
    »Wie hat er dich dann erkannt? Nein, lass mich noch mal raten: Es ist mit dir durchgegangen, nicht wahr? Es hat dir nicht gereicht, einfach nur einen Blick auf sie zu werfen und wieder zu gehen, oder?«
    Unter normalen Umständen hätte Richard wahrscheinlich das Gesicht verzogen, doch es war so taub, dass er gar nicht spürte, ob seine Muskeln ihm überhaupt noch gehorchten. »Ich glaube nicht, dass ihm von vornherein klar war, dass es sich um mich handelte. Er hat mich bloß dabei ertappt, wie ich sie zu lange anstarrte.«
    »Mach dir nichts vor! Gabby war da, deswegen hat er bestimmt sofort an dich gedacht. Was klebt denn da an deinen Wangen?«
    »Porzellanscherben, nehme ich an. Als er mir ins Gesicht schlug, hat er die Maske zerschmettert, die ich trug.«
    »Hat er denn nicht gesehen, dass du eine Maske aufhattest?«

    »Bestimmt war ihm das in dem Moment völlig egal.«
    »Dein Gesicht ist voller Blut. Du kannst nur hoffen, dass es nicht vernarbt. Aber du hast mehr Blut an dir, als ein paar Schläge vermuten ließen. Hat er dich mit einem Messer malträtiert? Ich kann kaum glauben, dass …«
    »Nein, seine Fäuste waren völlig ausreichend. Das viele Blut stammt wahrscheinlich von meiner gebrochenen Nase. Sie hat heftig geblutet, und auch sehr lange. Was im Moment aber die geringste meiner Sorgen ist, denn mit einem Nasenbruch habe ich wenigstens schon Erfahrung. Mehr Sorgen mache ich mir wegen meiner Rippen. Ich habe das verdammt ungute Gefühl, dass eine oder mehrere von ihnen aus der Haut hervorragen.«
    Ohr stieß ein ungläubiges »Tsts« aus. »Lass mich mal nachsehen! «
    »Nein! Fass mich nicht an! In dieser Lage bekomme ich zumindest einigermaßen Luft.«
    »Ich möchte doch nur dein Hemd aufknöpfen. Jetzt jammere nicht wie ein Weib!«, schimpfte Ohr, doch nachdem er zur Tat geschritten war, fügte er hinzu: »Ich schätze mal, in diesem Fall darfst du ein bisschen jammern. Verdammt, Rich, du bist schon völlig blau, bis hinunter zum Bauch!«
    »Ragen irgendwelche Rippen raus?«, fragte Richard voller Angst.
    »Von vorn kann ich nichts entdecken, aber ich versuche jetzt lieber nicht, dich aus Jacke und Hemd zu schälen, um den Rest zu inspizieren. Das überlasse ich dem Doktor.«
    »Haben wir eine Flasche Whisky?«
    »Ich reise niemals ohne. Eine gute Idee. Wenn die Rippen gebrochen sind, muss der Doc sie wahrscheinlich dorthin zurückschieben, wo sie hingehören, bevor er dir einen Verband anlegt. Da wäre es sicher hilfreich, wenn du bis dahin nichts mehr spüren würdest.«
    Richard stöhnte. Schlimmere Schmerzen als die, welche er
ohnehin schon aushalten musste, glaubte er nicht mehr ertragen zu können.
    Doch Ohr beruhigte ihn: »Vermutlich dauert es eine Weile, zu dieser späten Stunde einen Arzt aufzutreiben. Mach dir also keine Sorgen, du hast genug Zeit, um dich ins Nirwana zu trinken.«
    Ohr brauchte ein paar Minuten, bis er genug Kissen unter Richards Kopf gestopft hatte, sodass dieser seine Position, die zumindest einigermaßen erträglich war, nicht zu ändern brauchte und die Flasche ansetzen konnte, ohne den Whisky zu verschütten.
    »Weißt du eigentlich, dass du noch Glück hattest?«, meinte Ohr, nachdem Richard ein Drittel der

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