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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sie sehr leicht. Für gewöhnlich verstehe ich mich viel besser darauf, Schlägen ins Gesicht auszuweichen.«
    Er sagte das mit einem so breiten Grinsen, dass ein paar seiner weißen Zähne hervorblitzten. Er klang tatsächlich nicht ernsthaft verletzt. Gleichzeitig aber ließen seine Worte kaum Zweifel daran, dass ihm Faustkämpfe keineswegs fremd waren,
weshalb sie sich erneut fragte, womit er wohl seinen Lebensunterhalt bestritt oder welchen Vergnügungen er in seiner Freizeit frönte. Handelte es sich um einen jungen Draufgänger, der in zu vielen üblen Spelunken verkehrte? Oder um einen Faustkämpfer wie die jüngeren Gebrüder Malory, die zur sportlichen Ertüchtigung in den Boxring stiegen? Julia wünschte, Gabrielle hätte ihr mehr darüber erzählt.
    »All diese Verbände können doch nicht nur für die Nase sein«, stellte sie fest.
    »Lassen Sie mich raten – Sie sind Krankenschwester?«
    Sie lachte. »Nein, ganz gewiss nicht.«
    In seinen grünen Augen funkelte der Schalk. »Nun, wenn Sie eine wären, hätten Sie bestimmt wenig Vertrauen zu den Londoner Ärzten! Diese Kurpfuscher haben solch neumodische Ideen! Derjenige, von dem wir gerade sprechen, wollte mein Gesicht zunächst wie das einer Mumie umwickeln. Als ich mich weigerte, schlug er vor, die Verbände mit Fischleim auf meine Haut zu kleben. Nein, vielen Dank!« Sie lächelte über seine Anekdote. »Aber glauben Sie mir, chérie , der Arzt hat es nur ein bisschen übertrieben, weil er sich wegen der paar Kratzer an meiner Wange zu große Sorgen machte. Und was meine Nase angeht, wird sie genauso gut heilen wie beim letzten Mal.«
    »Es werden also keine Narben zurückbleiben?«
    »Von ein paar Kratzern? Wohl kaum, aber Ihre Besorgtheit erwärmt mir das Herz. Vielleicht könnten Sie mich jeden Tag besuchen, dann heilt bestimmt alles perfekt. Sie sind wirklich mein rettender Engel.«
    Sie wurde rot. Ihr war klar, dass sie ihm all diese Fragen bezüglich seiner Verletzungen nicht nur aus Mitgefühl stellte, sondern auch aus Nervosität. Und aus echter Enttäuschung. Sie hatte gehofft, an diesem Tag endlich herauszufinden, wie Jean Paul aussah. Diese Hoffnung hatte sie richtig in Aufregung
versetzt, doch dank James Malorys Zorn und einem übereifrigen Arzt war sein Gesicht ebenso verhüllt wie durch die Maske auf dem Ball.
    Immerhin konnte sie trotz all der Verbände erkennen, dass er so jung war, wie sie vermutet hatte, etwa Mitte zwanzig. Außerdem lag an diesem Tag zumindest der obere Teil seines Kopfes frei, sodass Julia sehen konnte, dass er eine hohe, glatte Stirn und dichte schwarze Augenbrauen besaß. Eine unverletzte Wange war ebenfalls zu sehen – breit und maskulin. Seinen Mund fand sie immer noch so faszinierend wie an jenem Abend: weich geschwungen und stets bereit zu einem Grinsen, durch das sein schmaler Schnurrbart sich zu einem kecken Winkel verzog. Ziemlich gebräunt war er auch, woraus sie schloss, dass er sich ebenso gern im Freien aufhielt wie sie.
    »Wundert es Sie denn gar nicht, wie ich Sie gefunden habe? Ich konnte schließlich nicht wissen, dass Gabrielle eine Freundin von Ihnen ist.«
    »Geschenke hinterfrage ich grundsätzlich nicht, chérie . Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir und lassen Sie mich in Ihrer Schönheit baden!« Wieder tätschelte er den Sitz neben sich. Konnte es sein, dass er ihn noch ein wenig näher zu sich herangezogen hatte?
    Wider besseres Wissen kam sie seiner Aufforderung gehorsam nach. Seine plötzliche Nähe bescherte ihr eine unerwartete Hitzewallung. Bestimmt wurde sie auch wieder rot.
    Sein Mangel an Neugier erschien ihr ungewöhnlich. Vielleicht war die ihre aber auch übermäßig groß, sie musste über jede Kleinigkeit stets ganz genau Bescheid wissen – und über ihn wusste sie noch so gut wie nichts. Wobei sie schon immer so wissbegierig gewesen war: in der Schule, im täglichen Leben und auch während der Zeit, als sie von ihrem Vater die Komplexitäten der Geschäftsführung erlernte.

    Nun aber galt ein beträchtliches Maß ihrer Neugier diesem Mann. »Georgina weiß gar nicht, dass Sie Franzose sind?«
    »Nein, da ich nicht wollte, dass sie meine Absichten missversteht, habe ich mich ihr gegenüber um mein allerbestes Englisch bemüht.«
    Julia senkte leicht verschämt den Blick, ehe sie hinzufügte: »Sie weiß nicht einmal, wie Sie heißen!«
    Er musste lachen. »Wenn ich der Meinung wäre, ihr meinen Namen genannt zu haben, und nun feststellen müsste, dass sie ihn vergessen hat,

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