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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sehen, weil der Mann ihr den Blick versperrte.
    Für einen Moment musterte er sie von oben bis unten. »Nein, definitiv nicht der Lunch, den wir bestellt haben«, antwortete er und klang dabei sehr englisch. Dann fügte er an den Pagen gewandt hinzu: »Haben Sie vergessen, dass dieser Tisch bereits besetzt ist?«
    »Man hat uns gesagt, Jean Paul …«, begann Julia.
    »Das stimmt«, fiel der Mann ihr ins Wort, doch dann, als er hinter Julia Gabrielle entdeckte, murmelte er: »Oh-oh.«
    Dieses »Oh-oh« ließ Gabrielle fragend eine Augenbraue hochziehen. Was Julia aber gar nicht mehr mitbekam, denn sie hörte nur noch Jean Pauls Stimme, der hinter dem Mann rief: »Mein rettender Engel vom Ball? Was für ein unerwartetes Vergnügen , chérie! Gesellen Sie sich zu mir! Ach, und Ohr, sei doch so gut und erkundige dich, was mit unserem Essen passiert ist, ja?«
    Ohr begann zu lachen. »Das würde ich ja gern tun, aber dein ›Engel‹ ist nicht allein.«
    Julia konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, weil Jean Paul eine so starke Betonung auf das Wort »Vergnügen« gelegt hatte. Als Ohr jedoch zur Seite trat, sodass sie Jean Paul endlich sehen konnte, verging ihr bei seinem Anblick jedes Grinsen.
    »Mein Gott, was ist Ihnen denn passiert?« Julia rang nach Luft.

    »James Malory ist mir passiert.«
    »Wann? Doch wohl nicht an jenem Abend?«
    »In der Tat, er hat mich gerade noch erwischt, als ich bereits im Begriff war, den Ball zu verlassen. Ein paar Augenblicke später, und mir wäre die Flucht gelungen.«
    Als Gabrielle neben Julia trat, verzog er das Gesicht.
    »Mein Gott, haben wir dich denn nicht oft genug gewarnt?«, rief Gabrielle, über seinen Anblick ebenfalls erschrocken. »Vielleicht hätte ich selbst einen Knüppel zur Hand nehmen und James die Mühe ersparen sollen?«
    Er bedachte seine Freundin mit einem halben Grinsen. »Dein Mitgefühl erwärmt mir das Herz, chérie .«
    »Ach, halt den Mund!«, schnaubte Gabrielle. Dann deutete sie mit dem Finger auf Ohr. »Du kommst mit mir, ich erwarte einen ausführlichen Bericht!« An Julia gewandt, erklärte sie: »Ich bin gleich wieder da.«
    Julia hörte sie kaum. Während Jean Paul aufstand, um den Stuhl neben sich für sie herauszuziehen, trieb eine fast morbide Neugier sie zu ihm hin. Dabei fiel ihr auf, dass seine Kleidung für ein Hotel dieses Kalibers viel zu lässig war: Er trug weder eine Jacke noch eine Krawatte. Vielleicht hatte man ihn deswegen an diesen abgelegenen Tisch verfrachtet? Oder wegen seiner Verbände? Als er sich ein wenig nach vorn beugte, erspähte sie den oberen Rand des Verbandes, der allem Anschein nach um seine Brust gewickelt war. Darunter lugten Blutergüsse hervor. Außerdem sah sie ihn vor Schmerz das Gesicht verziehen, und ihr entging auch nicht, wie steif er sich bewegte, als er sich wieder setzte. Und erst sein armes Gesicht! Der Schaden, der dort angerichtet worden war, erforderte offensichtlich einen dicken Verband, der quer über seinen Nasenrücken verlief und einen Großteil der linken Gesichtshälfte verdeckte.
    »Wie schlimm sind Sie denn verletzt?«, fragte sie und trat
dabei ein paar Schritte auf ihn zu, ohne jedoch auf dem Stuhl Platz zu nehmen, den er für sie bereitgestellt hatte. Sie hielt es für besser, sich nicht neben ihn zu setzen – zumindest nicht, bis seine Freunde zurückkehrten.
    Die rechte Seite seines Mundes verzog sich zu einem kecken Grinsen. »Ehrlich gesagt nicht so schlimm, wie es aussieht.«
    »Aber Sie tragen doch einen Verband um die Brust, nicht wahr?«
    »Darunter sind nur Blutergüsse. Ich dachte erst, es wäre viel schlimmer, doch der Arzt hat mir versichert, dass ich viel heftigere Schmerzen hätte, wenn die Rippen gebrochen wären. Malory hat sich große Mühe gegeben, nicht zweimal auf dieselbe Stelle zu schlagen.«
    »Blutergüsse, die einen Verband erfordern?«
    »Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Der Arzt war nicht ganz sicher, ob sich dort drinnen nicht doch ein kleiner Bruch versteckt. Außerdem bekomme ich auf diese Weise besser Luft, auch wenn es nicht danach aussieht.«
    Sie verzog das Gesicht.
    Das musste eine wirklich schlimme Tracht Prügel gewesen sein! Wenn man allerdings bedachte, wer sie ihm verabreicht hatte, konnte Jean Paul sich glücklich schätzen, noch am Leben zu sein.
    »Aber Ihre Nase ist gebrochen?«, erkundigte sie sich mit einem Blick auf sein verbundenes Gesicht.
    »Das ist nicht so tragisch«, antwortete er achselzuckend. »Seit einem früheren Bruch bricht

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