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Im Taumel der Herzen - Roman

Im Taumel der Herzen - Roman

Titel: Im Taumel der Herzen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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erwiderte. Obwohl Jean Paul sie nur mit einer Hand an sich drückte, versuchte sie nicht, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Oh nein! Sie war genau da, wo sie sein wollte.
    Übermannt von dem Kuss, hob sie eine Hand an sein Gesicht, um es zu liebkosen. Da sie vor lauter Leidenschaft gar nicht mehr an seine Verletzungen dachte, geriet sie mit ihren Fingern zu nah an seine Nase. Sie spürte, wie er das Gesicht
verzog und gleichzeitig zurückzuckte, als hätte er sich verbrannt.
    »Es tut mir so leid!«
    Er bedachte sie mit einem ironischen Grinsen. »Nicht so sehr wie mir, chérie .«
    Mittlerweile sah sie sein ganzes Gesicht. Obwohl zu beiden Seiten der Nase schlimme Blutergüsse und an der Wange Schnitt- und Platzwunden prangten, konnte sie nicht umhin, festzustellen, wie gut er aussah – noch viel besser, als sie es sich an jenem Ballabend ausgemalt hatte. Allerdings kamen ihr seine Züge seltsam vertraut vor. War sie ihm schon einmal begegnet?
    Vielleicht war er einmal im Hyde Park geritten? Nein, ein derart gut aussehender Mann auf ihrem Reitplatz wäre ihr mit Sicherheit aufgefallen. Trotzdem musste sie ihm schon einmal irgendwo begegnet sein, sonst käme er ihr nicht so bekannt vor. Ihr fiel nur nicht ein, woher sie ihn kannte.
    Dann wusste sie es plötzlich.
    Der Zorn kroch nicht langsam in ihr hoch, sondern brach explosionsartig aus der Tiefe hervor, wo er gut versteckt darauf gewartet hatte, dass sein Anblick ihn von Neuem hochlodern ließ. Selbst nach all den Jahren konnte dieser Mann sie noch in Rage versetzen. Das durfte doch nicht wahr sein! Wie konnte er ausgerechnet jetzt wieder auftauchen, nachdem sie gerade alles in die Wege geleitet hatte, um ihn für tot erklären zu lassen und dadurch endgültig aus ihrem Leben zu streichen?
    » Dieu , was ist denn mit Ihnen los, chérie ?«
    Als sie seinen französischen Akzent hörte, durchflutete sie ein unglaubliches Gefühl von Erleichterung. Er war Franzose, kein Engländer. Dieser Mann war nicht ihr Verlobter. Aber gütiger Gott, was für ein Schreck hatte sie durchzuckt, als ihr plötzlich dieser Gedanke gekommen war, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde! Natürlich hatte sie sich
getäuscht. Jean Paul wies nur eine minimale Ähnlichkeit mit dem fünfzehnjährigen Manford-Welpen auf, den sie zuletzt vor elf Jahren gesehen hatte. Es war auch keineswegs das erste Mal, dass sie jenen mageren arroganten Jungen plötzlich wieder lebhaft vor Augen hatte, weil jemand so ähnlich aussah oder dreinblickte wie er.
    Trotzdem war sie immer noch ganz erschüttert. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass all die Jahre ein derartiger Zorn in ihr geschlummert hatte.
    Julia musste erst ein paarmal tief durchatmen, ehe sie das Gefühl hatte, dass ihre Stimme wieder normal klang. »Es tut mir leid, mich hat plötzlich eine alte, schreckliche Erinnerung übermannt.« Sie versuchte, das Ganze mit einem Grinsen abzutun. »Die meisten Ihrer Schnittwunden sind wirklich nicht tief, aber dafür haben Sie eine ziemliche Delle in der Nase. Geht sie wieder weg, wenn alles verheilt ist?«
    »Mit meiner Nase ist alles in Ordnung. Die Delle stammt von einem alten Bruch aus meiner Jugend, der nicht behandelt wurde.«
    »Als Sie zwölf Jahre alt waren?«
    Was sollte das? Hegte sie immer noch Zweifel? Sie selbst hatte die Nase ihres Verlobten gebrochen, als er zwölf gewesen war, und sich damals diebisch darüber gefreut.
    Er aber runzelte wegen ihrer Frage einen Moment die Stirn.
    Dann flammte in seinen grünen Augen derselbe Gedanke auf, den sie gehabt hatte: »Wenn das heißen soll, dass du Julia Miller bist, drehe ich dir auf der Stelle den Hals um!«, rief er in höhnischem Ton.
    Sie fuhr so schnell aus ihrem Stuhl hoch, dass sie beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. »Du Hurensohn! Du verdammter Hurensohn! Wie kannst du es wagen, zurückzukommen, wenn ich es fast schon geschafft habe, dich endgültig loszuwerden?!«

    »Wie kannst du es wagen, nicht verheiratet zu sein? Dann könnte ich wenigstens zurückkommen! Mein Gott, ich fasse es nicht, dass ich gerade versucht habe, dich zu verführen!«
    Die Art, wie er schauderte – oder zumindest so tat, um sie zu beleidigen –, ließ sie rot sehen. Fast wäre sie auf ihn losgegangen. Es fehlte wirklich nicht mehr viel, doch ein Rest von Selbsterhaltungstrieb bewirkte, dass sie sich umdrehte und rasch davoneilte, ehe sie beide dort weitermachen konnten, wo sie damals aufgehört hatten, und tatsächlich noch versuchten,

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