Im Taumel der Herzen - Roman
»einen jungen Franzosen namens Jean Paul.«
»Einen Franzosen?« Georgina schüttelte den Kopf. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keinen Franzosen kenne.«
»Nein? Dann hat er seine Liebe sogar vor dir geheim gehalten? «
»Er hat behauptet, mich zu lieben?« Georgina runzelte die Stirn. »Ist das vielleicht eine neue romantische Mode, der die jungen Männer inzwischen alle frönen? Dass sie für die Liebe ihr Leben aufs Spiel setzen müssen?«
»Demnach ist er nicht dein erster heimlicher Verehrer?«, fragte Julia.
»Nein, bedauerlicherweise nicht.«
Katey lachte. »Wer sich in dich verliebt, riskiert tatsächlich sein Leben, nicht wahr?«
»Deswegen finde ich es ja so absurd«, antwortete Georgina. »Sie müssen doch wissen, dass ich glücklich verheiratet bin. Vermutlich haben sie nur besonders große Angst vor meinem Mann. Wer weiß, vielleicht handelt es sich dabei um eine Art Mutprobe: Sie suchen sich eine Frau aus, die sie auf keinen
Fall haben können – diejenige, bei der sie am ehesten Gefahr laufen, für ihre Annäherungsversuche mit ihrem Leben zu bezahlen. James findet das gar nicht lustig, müsst ihr wissen.«
Katey musste noch mehr lachen, während Gabrielle die Augen zur Decke verdrehte. Julia aber seufzte innerlich. Auch wenn ihr selbst nicht so recht klar war, was sie eigentlich hören wollte, hatte sie doch auf keinen Fall damit gerechnet, dass Georgina nicht einmal wusste, wer Jean Paul war.
»Sie haben nicht zufällig Gefallen an diesem Franzosen gefunden, liebe Julia?«, fragte Gabrielle mit einem besorgten Blick in ihre Richtung.
»Nein, natürlich nicht«, antwortete Julia, auch wenn sie befürchtete, dass ihr rotes Gesicht sie Lügen strafte.
12
J ulia verließ allmählich der Mut. Sie stand vor Jean Pauls Hotel. Wollte sie das wirklich? Wollte sie ihr Interesse an einem Mann, von dem sie noch nicht einmal das Gesicht richtig gesehen hatte, tatsächlich derart offen bekunden? Dass sie überhaupt hier gelandet war, erschien ihr so unglaublich, dass sie sich immer noch ganz benommen fühlte.
Als Gabrielle Anderson ihr vorhin aus dem Haus der Malorys gefolgt war, dachte sie zunächst, sie hätte etwas vergessen. Doch wie sich herausstellte, war dem nicht so. Stattdessen erklärte Gabrielle: »Ich weiß, von wem Sie eben gesprochen haben. Jean Paul ist ein lieber Freund von mir.«
»Aber Georgina kennt ihn nicht?«
»Doch, er hat vermutlich nur vergessen, ihr seinen Namen zu nennen. In ihrer Gegenwart ist er nicht nur sorglos, sondern darüber hinaus auch völlig gedankenlos.«
»Vielleicht raubt ihm die Liebe einfach den Verstand.«
»Ja, unter anderem«, lautete Gabrielles rätselhafte Antwort. »Aber Sie scheinen über das ganze Dilemma Bescheid zu wissen und sind trotzdem an ihm interessiert?«
»War das so offensichtlich?«
»Kein Grund, deswegen verlegen zu werden. Es überrascht mich nicht einmal. Jean Paul ist nicht nur sehr gut aussehend, sondern kann auch ungemein charmant sein. Dennoch ist die Besessenheit, mit der er meine Schwägerin zu lieben glaubt,
für alle Beteiligten von Übel, am allermeisten für ihn selbst. Er leidet schon viel zu lange an diesem Liebeskummer, und hat doch keinerlei Aussicht, je ans Ziel zu gelangen. Irgendjemand muss ihn da herausholen. Obwohl ich mich nur ungern einmische, kam mir vorhin der Gedanke, dass ein hübsches Mädchen wie Sie seine Rettung sein könnte.«
»Das ist … eine schwierige Mission«, murmelte Julia, die sich zunehmend unbehaglich fühlte.
»Ich meine damit doch nur, dass Sie ihm helfen könnten, Georgina zu vergessen.«
Hatte Jean Paul nicht ganz ähnliche Worte gebraucht? Und hatte sie selbst nicht ebenfalls in diese Richtung gedacht?
Ein maskierter Charmeur hatte ihr Interesse erregt, und was sie von Gabrielle über ihn erfuhr, bestärkte sie darin. Er war ein Freund der Andersons, und Gabrielle hatte ihr bestätigt, dass er gut aussehend und charmant war. Julia sah keinen Grund mehr, die Bekanntschaft mit ihm nicht zu vertiefen.
Der Vorschlag, umgehend Kontakt mit ihm aufzunehmen, war ebenfalls von Gabrielle gekommen: »Er wohnt im Coulson’s Hotel, falls Sie ihm eine Nachricht hinterlassen möchten. Vielleicht können Sie sich irgendwo mit ihm treffen, damit Sie beide Gelegenheit haben, Ihre Bekanntschaft ein wenig zu vertiefen. Warten Sie mal … Sie sind nicht in Begleitung einer Anstandsdame gekommen, oder?«
»Nein, da ich nur ein paar Häuser weiter wohne, hielt ich das nicht für nötig. Die
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