Im Taumel der Herzen - Roman
hatte er es gar nicht mitbekommen. Die Erinnerung daran ließ sie noch mehr weinen.
»Nicht!«, sagte Richard sanft, während er versuchte, ihr mit seinen Fingern die Tränen von der Wange zu wischen. »Nicht!«, wiederholte er und strich ihr dabei mit der Hand über den Kopf, womit er aber hauptsächlich bewirkte, dass sich ein paar Haarnadeln lösten, sodass ihr plötzlich die halbe Haarmähne über den Rücken hing. Als Richard daraufhin seine Finger in ihr Haar schlang, lösten sich auch noch die restlichen Haarnadeln.
»Bitte nicht!«, flüsterte er und küsste sie auf die Augenbraue. Gleich zweimal hintereinander. Und so zärtlich!
Sein beruhigender Ton wirkte Wunder. Julia fragte sich, warum er den Wunsch haben sollte, sie zu trösten. Aus Schuldgefühl? Oder brauchte er nach allem, was er gerade durchgemacht
hatte, selbst Trost? Er war ein Mann. Wahrscheinlich würde er sich den Luxus von Tränen niemals gestatten. Julia ertappte sich dabei, wie sie seine Umarmung erwiderte — nur für den Fall, dass er es nötig hatte.
Seine sanften Berührungen wirkten ebenfalls Wunder, wenn auch auf andere Weise. Während er die eine Hand weiterhin in ihrem Haar hatte, ließ er die andere an ihrem Rücken auf und ab gleiten, wobei er nur ganz leichten Druck ausübte. Mittlerweile hielt er sie nicht einmal mehr richtig an sich gedrückt, aber Julia zog auch gar nicht in Betracht, sich ihrerseits von ihm zu lösen. Sie empfand im Moment keine Spur von leidenschaftlicher Wut, die explosionsartig in etwas anderes umschlagen konnte. Doch jenes »andere« passierte trotzdem.
Wieder versuchte Richard ihr die Tränen von der Wange zu wischen, diesmal mit seiner eigenen Wange. Nachdem sie den Kopf ein wenig zurückgelegt hatte, funktionierte das recht gut, und plötzlich küsste er sie. Womöglich war das ebenfalls nur seine Art, sie zu trösten, aber für Julia war es viel mehr.
Ihre Tränen versiegten. Vielleicht trug die zunehmende Wärme, die plötzlich durch ihre Adern pulsierte, ihren Teil dazu bei. Obwohl es ein so sanfter Kuss war, spürte Julia ein aufgeregtes Flattern in ihrem Bauch. Es war … romantisch, eine behutsame Einführung in die sinnlichere Seite des Lebens. Eigentlich hätte ihr das schon mit achtzehn Jahren passieren sollen. Wäre alles seinen normalen Gang gegangen, hätte sie in dem Alter geheiratet – und zwar ihn. Julia verdrängte diesen Gedanken rasch wieder. Sie würde sich diesen Moment nicht von ihrer Vergangenheit verderben lassen.
Der Kuss wurde ein wenig intimer, denn Richards Zunge verlangte danach, ihren Mund zu erforschen. Sogar sein Geschmack erregte ihre Sinne. Sie schlang die Arme noch fester um ihn. Er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände, wobei
seine gespreizten Finger auch ihren Nacken berührten und Schauder der Erregung über ihren Rücken jagten.
Dann jedoch löste Richard sich plötzlich von ihr und sah sie an. In seinen grünen Augen brannte eine Frage. Julias Blick blieb sanft. Wollte er ihr die Chance geben, zu beenden, was gerade zwischen ihnen geschah? Aber sie bekam nur eine ganz kurze Chance. Der nächste Kuss war viel fordernder und umso erregender, nachdem sie gerade in gegenseitigem Einvernehmen eine – wenn auch stillschweigende — Entscheidung getroffen hatten.
Richard begann ihre Bluse aufzuknöpfen, während Julia ihm das Hemd aus der Hose zog. Sie bewegten sich beide ganz langsam, um die Lippen nicht voneinander lösen zu müssen. Es bestand kein Grund zur Eile – zumindest noch nicht. Zwar wuchs ihr Verlangen, doch es war auch sehr erregend, dieses Gefühl auszukosten. Richard öffnete den Verschluss von Julias Rock, der daraufhin über ihre Hüften nach unten glitt. Einen Moment später schob Richards Hand sich unter ihren Schlüpfer, um dort für einen Moment eine runde Pobacke zu drücken, ehe er ihre Hüften fest gegen seine Lenden presste.
Oh Gott, das hatte nun nichts mehr mit sinnlicher Langsamkeit zu tun! Sofort schlang sie ihre Arme fest um seinen Hals und stieß dabei ein leises Stöhnen aus. Richard hob sie ein Stück hoch und legte ihr rechtes Bein um seine Hüfte, woraufhin sie mit dem linken dasselbe tat. Während sie ihn nun mit beiden Armen und Beinen fest umklammerte, ging er mit ihr zum Bett hinüber und legte sie dort vorsichtig ab. Er selbst folgte ihr nicht aufs Bett, sondern blieb an der Kante stehen, wo er sich das Hemd vom Leib riss und den Verschluss seiner Hose öffnete. Julia starrte ihn wie hypnotisiert an, sie konnte den
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