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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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vor dem großen Spiegel in ihrem Zimmer betrachtete, fand sie, daß sie sich durchaus blicken lassen konnte.
    Mary Margaret, die sommersprossige Kammerzofe, die Deighton für Caroline angestellt hatte, schwärmte wieder und wieder davon, wie entzückend ihre neue Herrin aussah. »Ihre Augen haben jetzt genau die Farbe Ihres Kleides«, flüsterte sie fast ehrfurchtsvoll. »Das ist ja fast wie Zauberei. Oh, wenn ich nur Mäuschen spielen und mitkommen dürfte! Sie werden bestimmt für Aufregung sorgen.«
    Caroline lachte. »Wenn du dich in ein Mäuschen verwandelst, dann bist du es, die für Aufregung sorgen würde«, neckte sie die Zofe. »Aber wenn du Lust hast, aufzubleiben, bis ich wiederkomme, dann erzähle ich dir ganz genau, was passiert ist.«
    Nach der strahlenden Miene des Mädchens zu urteilen, hätte es Caroline nicht gewundert, wenn Mary Margaret vor lauter Dankbarkeit vor ihr auf die Knie gefallen wäre. Die unverhohlene Bewunderung machte sie verlegen. »Ich muß zugeben, daß ich sehr nervös bin, Mary Margaret. Ich war noch nie zuvor auf einem Ball.«
    »Aber Sie sind Lady Caroline!« rief Mary, als wäre das allein genug, den Erfolg des Ereignisses zu garantieren. »Ihre Stellung in der Gesellschaft ist gesichert. Und Sie sind so wunderschön!«
    »Ich bin ein einfaches Mädchen von einer Farm«, widersprach Caroline. Die Zofe schien sich mit ihr darüber streiten zu wollen, und so dankte Caroline ihr hastig für ihre Hilfe und floh aus dem Zimmer, um nach Charity und ihrem Vater zu suchen.
    Die beiden warteten schon am Fuß der Treppe auf sie. Charity sah reizend aus. Ihre Haare waren zu einem Büschel dicker Locken zusammengefaßt worden, durch das sich ein rosafarbenes Band wand. Ihr Kleid war ebenfalls rosafarben und hatte einen weiten Ausschnitt, der ihre Schultern frei ließ. Der zarte, schimmernde Stoff betonte ihre hübsch geröteten Wangen, und Caroline wußte, daß die Londoner Gesellschaft ihre Cousine einfach lieben würde.
    Der Earl of Braxton sah voller Stolz zu, wie seine Tochter die Treppe herunterkam. In seinen Augen schimmerten Tränen, und Caroline wartete, bis er ein Taschentuch hervorgezerrt und sich die Augenwinkel abgetupft hatte, bevor sie fragte, ob man schon lange auf sie wartete.
    »Vierzehn Jahre«, antwortete er, bevor er sich selbst daran hindern konnte. Caroline lächelte erfreut über seine Bemerkung. »Du siehst einfach umwerfend aus, Tochter«, fuhr er fort. »Ich weiß gar nicht, wie ich dich vor den jungen Gentlemen beschützen soll.«
    Als sie in der Kutsche saßen und losfuhren, fragte Charity: »Onkel, gibt es jemanden, den du häufig triffst?«
    »Wie beliebt?« fragte Carolines Vater, der nicht verstand.
    »Charity will wissen, ob du dich zu einer bestimmten Lady hingezogen fühlst«, übersetzte Caroline. Sie hatte Charity nicht erzählt, daß ihr Vater die letzten Jahre praktisch kaum noch Kontakt zur Londoner Gesellschaft gehabt hatte.
    »Oh, ach so. Nein. Nein, da gibt es niemanden«, antwortete er. »Vor ein paar Jahren allerdings habe ich öfter Lady Tillman begleitet.«
    »Vielleicht ist sie heute abend ja auch anwesend«, sagte Caroline.
    »Ihr Ehemann starb, kurz nachdem ich deine Mutter geheiratet habe, Caroline«, erklärte ihr Vater. »Sie hatte damals schon eine Tochter. Ich bin gespannt, wie sie sich entwickelt hat.«
    »Aber, Onkel, fühlst du dich nicht schrecklich allein?« fragte Charity mit einem Stirnrunzeln. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie man so leben kann.«
    »Nun, das liegt nur daran, daß du ständig von deinen vielen Brüdern umgeben warst«, gab er als Antwort.
    »Ja, von ihnen und Caroline«, berichtigte Charity. »Sie ist mir wie eine Schwester.«
    Die drei versanken in nachdenkliches Schweigen, bis die Kutsche vor einem gewaltigen Steinhaus anhielt. In Carolines Augen kam das Haus einem Palast gleich, und sie spürte, wie ihre Eingeweide sich zu einem kalten Klumpen zusammenballten. Gott, sie war so nervös!
    »Es ist ziemlich warm für diese Jahreszeit«, bemerkte ihr Vater, als er seinen beiden Begleiterinnen aus der Kutsche half. Er nahm Carolines rechten Ellenbogen und Charitys linken und führte die zwei Mädchen auf das Portal zu.
    Charity stolperte über die erste Stufe, und Caroline ermahnte sie, ihre Brille aufzusetzen.
    »Aber nur, bis ich drinnen bin«, verkündete Charity. »Ich weiß ja, ich bin schrecklich eitel, aber ich finde mich einfach häßlich mit der Brille!«
    »Unsinn«, widersprach der Earl. »Die

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