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Im Taumel der Sehnsucht

Im Taumel der Sehnsucht

Titel: Im Taumel der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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»Was ist denn das für ein Aufruhr?« Er stand neben der gepolsterten Fensterbank auf der der Marquis saß. Dieser hielt Carolines Hand fest umklammert, als wollte er verhindern, daß sie ihm noch einmal entwischte.
    Ihr Vater sah zu den großen Türen des Eingangs hinüber, und Caroline folgte seinem Blick. Ihre Augen weiteten sich, als sie sah, wer dort stand und für das allgemeine Raunen verantwortlich war, das durch den Ballsaal ging. Es war der Mann, den sie vor den Räubern gerettet hatte ... Mr. Smith. Nun, natürlich war er nicht Mr. Smith, aber zumindest der Mann, dem sie einen solchen Namen gegeben hatte, um ihn vor Peinlichkeiten zu bewahren.
    Während sie ihn beobachtete, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Er wirkte wie ein Pfau, wie er dort stand und sich von der Menge bewundern ließ. Die diskreten Blicke, die ihm die Gäste immer wieder zuwarfen, verrieten, daß es sich um einen stadtbekannten Dandy handeln mußte. Sein nüchterner schwarzer Anzug war nicht anders als die Anzüge der anderen Gentlemen im Saal, doch er trug ein Halstuch, das so drapiert war, daß es bis zu seinen Ohren hinaufreichte. Caroline hätte wirklich gerne gewußt, wie er damit noch würdevoll den Kopf drehen wollte.
    »Ah, Brummell ist auch endlich angekommen«, stellte ihr Onkel mit gewisser Befriedigung fest. »Damit hat der Ball des Dukes seine offizielle Anerkennung erhalten.«
    »Brummell?« Caroline spürte, wie ihre Knie weich wurden. »Sagtest du Brummell?« fragte sie lahm, obwohl sie genau wußte, daß sie ihn nicht mißverstanden hatte. O Gott, da habe ich mich aber in die Nesseln gesetzt, fuhr es ihr durch den Kopf. Wie entsetzlich peinlich. Panisch forschte sie in ihrer Erinnerung nach jedem einzelnen Wort, das sie in ihrem Gespräch mit Mr. Smith über den Dandy geäußert hatte. Hatte sie irgend etwas wirklich Beleidigendes gesagt? Himmel, hatte sie ihn nicht Brummer genannt?
    Brummell stand allein im Türrahmen und trug eine gelangweilte Miene zur Schau, die er selbst dann beibehielt, wenn er jemandem zur Begrüßung zunickte. Schließlich schritt er ganz gemächlich die Treppe hinunter und bahnte sich langsam, ganz ohne Eile, seinen Weg durch die Menge. Seine Haltung strahlte überlegene Wichtigkeit aus, und als Caroline sah, wie sich die Menge teilte, als er sich näherte, erkannte sie, daß er tatsächlich eine wichtige Person war. Im übrigen bewegte er sich, ohne zu humpeln. Offenbar war seine Wunde gut verheilt.
    Caroline ließ Brummell nicht aus den Augen. Sie wollte sehen, welchen Gast er für würdig hielt, als erstes von ihm begrüßt zu werden.
    Und dann sah sie ihn! Bradford! Er lehnte lässig an der gegenüberliegenden Wand und war von drei Männern umgeben. Charity stand Caroline im Blickfeld, so daß sie den Hals recken mußte, um ihn besser sehen zu können. Die Männer, die bei Bradford standen, redeten eifrig auf ihn ein und wollten ihn offenbar in ein Gespräch verwickeln, doch Bradford ignorierte sie.
    Denn er starrte sie an!
    Ihr Vater sagte etwas zu ihr, und Charity versuchte ebenfalls, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Onkel Milo zupfte an ihrem Ärmel. Aber Caroline reagierte nicht. Sie konnte ihren Blick einfach nicht von dem Mann lösen, der sie so eindringlich ansah.
    Er war attraktiver, als sie ihn in Erinnerung hatte, und gut einen Kopf größer als seine Gefährten um ihn herum. Sein Haar war zwar gekämmt, wirkte aber immer noch ein wenig vom Wind zerzaust, und das bewahrte ihn davor, vollkommen unnahbar auszusehen. Sein Mund wirkte hart; da war nichts Verletzliches, das seine kantigen Gesichtszüge ein wenig gemildert hätte. Wahrscheinlich lachte er nicht oft.
    Seltsam, daß sie vergessen hatte, wie groß er war, wie breit seine Schultern waren. Plötzlich schoß ihr das Bild eines spartanischen Kriegers, König Leonidas vielleicht, durch den Kopf, und sie fand, daß Bradford in einer anderen Zeit, in einem anderen Leben durchaus mit dem mächtigen Kämpfer hätte verwandt sein können.
    Der Duke of Bradford hatte Caroline Richmond schon den ganzen Abend beobachtet. In dem Augenblick, in dem sie an der Seite des Earl of Braxton aufgetaucht war - ihre Haltung würdevoll, ganz die einer Königin -, war er von ihrer Erscheinung wie gebannt gewesen. Sie sah einfach umwerfend aus, und ihr Erscheinen hatte augenblicklich für Unruhe unter den ledigen Männern gesorgt. Ja, er wußte, daß er in seiner Bewunderung nicht allein war, und diese Tatsache ärgerte ihn enorm. Herrgott,

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