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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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kämpfte, als ich zwischen 1968 und 1973 in der Armee war.
    Ich habe einen Verwandten, einen Offizier bei der Armee. Ein cleverer Bursche, der in der Sowjetunion auf Fortbildung war. Die ägyptische Armee hat alles bezahlt und ihn mehrmals dorthin geschickt, bis er zum Eliteoffizier ausgebildet war. Wissen Sie, wo der jetzt arbeitet? In einem Offizierskasino in Nasser-City. Und was macht er da? Er organisiert Partys, kauft Lebensmittel ein und serviert Essen. Die haben ihn zum Revierkellner gemacht! Überlegen Sie mal, was das für eine Verschwendung ist, einen Offizier,in den das Land Tausende investiert hat, zum Keller zu machen. Das Schlimmste ist, dass er glücklich und völlig zufrieden mit seiner Arbeit ist. Was meinen Sie, wie lange wird es noch dauern, bis der Krieg ausbricht?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Ich glaube, nicht mehr als zehn bis fünfzehn Jahre. Mein Sohn ist jetzt zehn. Wenn der also von der Universität kommt, werden wir mit Israel im Krieg stehen.«
    Er schwieg eine Zeitlang, dann fügte er hinzu: »Das Problem sind nicht wir, sondern sie. Die halten den Frieden einfach nicht aus! Wir können schliesslich nicht mit uns selbst Frieden schliessen. Dazu braucht es doch noch einen Zweiten, oder?« Er lachte laut über seinen Witz. »Ich erkläre das meinen Kindern regelmässig. Damit sie die Kriegstrommel hören, wenn sie gerührt wird.«

13
    Als wir an der Universität Kairo vorbeifuhren, erzählte ich dem Fahrer, dass ich noch immer grosse Sehnsucht nach meiner Studienzeit verspürte, und gestand ihm, dass die Träume, die ich hinter diesen Mauern damals für Ägypten hatte, mich bis heute umtrieben, obwohl seit meinem Abschluss zwei Jahrzehnte vergangen seien. Ich erklärte ihm, dass die meisten Studenten, die ihre Ideale verrieten, Karriere gemacht hätten, während jene, die sich treu blieben, ihre Träume hätten zerrinnen sehen.
    Â»An welcher Fakultät waren Sie denn?«, fragte er.
    Â»Wirtschaftswissenschaften und Politologie.«
    Â»Sie haben also Politik studiert, mein Herr?«
    Â»Ja.«
    Â»Grossartig, das ist eine einmalige Gelegenheit für mich, denn mich beschäftigt schon lange eine Frage.«
    Â»Und was für eine Frage ist das, die ich Ihnen vielleicht beantworten könnte?«
    Â»Was würde passieren, wenn wir zu den USA sagen würden: ›Ihr besitzt Atom- und Massenvernichtungswaffen, und wenn ihr die nicht vernichtet, brechen wir sämtliche Beziehungen zu euch ab und erklären euch den Krieg. Wir werden auch gezwungen sein, unsere militärische Macht einzusetzen, um Kuba zu beschützen, denn das ist ein kleines Land, für das wir sorgen müssen.‹
    Das wäre natürlich nicht ernst gemeint, aber wirwürden die Welt zwingen, Stellung zu beziehen. Dann müsste sie zu uns stehen, genauso wie alle Welt die Amerikaner unterstützt hat, als die das Gleiche zum Irak sagten. Und jetzt zu Iran. Ich sage nicht, dass wir wirklich gegen die Amerikaner antreten sollten, Sie verstehen mich schon. Aber wir würden ihnen genau das Gleiche sagen, was sie sonst immer andern Staaten sagen. Wir könnten zum Beispiel fordern, die Wahlen in Amerika zu beobachten, weil wir nicht glauben, dass sie einwandfrei ablaufen. Wir würden also eine internationale Überwachung der Wahlurnen fordern. Das Recht dazu hätten wir, denn jedermann in Amerika und der ganzen Welt hat davon gesprochen, dass bei der Wahl von Bush geschummelt wurde und dass sein Bruder die Wahlen in seinem Staat gefälscht und ihm so zum Sieg verholfen hat. Wir würden sagen, wir müssten die Demokratie verteidigen und ägyptische Richter schicken, um sicherzustellen, dass der demokratische Prozess sauber abläuft.
    Wissen Sie, wenn wir das täten, würden sie endlich verstehen, was sie den Menschen antun. Ausserdem könnten wir unser Mütchen kühlen. Das ist genauso, als hätten Sie ein Problem, wüssten nicht mehr weiter und würden beim Erstbesten Dampf ablassen. Dann haben Sie sich zwar abreagiert, aber das Problem nicht gelöst.
    Wir könnten auch einen Prozess gegen die USA anstrengen und sie bezichtigen, den internationalen Terrorismus und undemokratische Länder zu unterstützen.Dafür könnten wir Beweise liefern. Sie wissen ja, dass es ganz einfach ist, gerade in dieser Sache Beweise zu finden. Wenn man das täte, wäre ja auch klar, dass man zur Demokratie

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