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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Kanone würde in etwa zehn Minuten abgefeuert werden. Um diese Zeit war es schwierig, ein Taxi zu finden. Aber durch göttliche Vorsehung wurde mir eins geschickt, wie ein Engel in der Nacht des Schicksals 76 . Er war tatsächlich ein schwarzer Engel mit schwarzen Flügeln, der aus dem schwarzen Süden kam, der schönsten Gegend Ägyptens: Assuan. Sein Herz war schwarz, die Farbe der Reinheit, der Ursprünglichkeit und der Schönheit.
    Â»Das Gemälde ist sehr gross«, meinte der Fahrer. »Es wird nicht auf den Rücksitz passen. Soll ich es auf dem Gepäckträger festbinden?«
    Â»Dafür haben wir keine Zeit, sonst kommen wir nicht pünktlich zum Fastenbrechen«, erwiderte ich.
    Â»Das ist doch nicht tragisch, wenn wir ein paar Minuten zu spät kommen.«
    Der schwarze Engel stieg aus und band das Gemälde auf dem Wagendach fest. Dann fuhren wir gemächlich los. Der Mann war Ende fünfzig, hatte freundliche Züge und eine angenehme Stimme.
    Â»Sind Sie Maler?«, fragte er mich.
    Â»Nein, gar nicht, ich war bei einer Freundin, die malt.«
    Â»Malt sie Porträts oder Landschaftsbilder?«
    Â»Ich weiss es nicht so genau. Sind Sie etwa Maler?«
    Â»Früher mochte ich die Malerei sehr. Ja, ich habe auch selbst gemalt.«
    Â»Früher? Warum haben Sie damit aufgehört?«
    Â»Ach, ich habe mit so vielen Dingen aufgehört. Auf dem Weg lässt man immer etwas hinter sich. Darauf zurückkommen kann man nicht mehr. Die Zeiger der Uhr drehen sich nur vorwärts.«
    Â»Sie haben also aufgehört zu malen. Und dann?«
    Â»Der Lebensweg, auf dem man geht, ist lang. Ich bin viel herumgekommen und weit gereist, war in Spanien, Deutschland, Frankreich … In Frankreich war ich ziemlich lange. Dort arbeitete ich als Laufbursche bei einer ägyptischen Firma. Sonntags ging ich immer in den Louvre, denn dann ist freier Eintritt. Kultur für alle! Ich blieb den ganzen Tag dort, so sehr gefiel es mir. Davids Gemälde Die Krönung Napoleons gefiel mir besonders. Es zeigt unglaubliche Details und herrliche Lichteffekte. Das Gemälde ist riesig, ungefähr zehn mal sechs Meter gross. Er hat es 1805 gemalt. Aber wie Sie sehen, bin ich von der Wanderschaft zurück und fahre Sie, wohin Sie wollen.«
    Â»Wenn Sie die Malerei so sehr mögen, sollten Sie unbedingt wieder malen.«
    Â»Ich mag sehr viele Dinge und gebe mein ganzes Geld für meine Hobbys aus. Jeden Tag fahre ich einpaar Stunden Taxi, den Rest des Tages bleibe ich zu Hause und gehe nicht mehr raus. Dort ist mein Nest, wohin ich mich von der Welt zurückziehe. Ich wohne im Parterre in Kattamîja, vor dem Haus habe ich einen Garten. Den betrachte ich als meinen und arbeite jeden Tag darin. Ich habe Heckenkirschen, Efeu, Dieffenbachien, Bougainvilleen und auch Hibiskus mit roten Blüten gepflanzt. Die sind tagsüber geschlossen und öffnen sich erst nachts. Ich mag auch Vögel. Ich habe einen grossen Käfig mit etwa zwanzig Vögeln. Mit meiner Frau hatte ich gerade gestern einen Streit, weil ich ein Vogelpaar für zweihundertfünfzig Pfund gekauft habe. Die kommen aus Brasilien, sind sehr schön und sehr zart, aber sie vermehren sich in Ägypten nicht. Wie konnte ich bloss das ganze Geld für ein Vogelpaar ausgeben! Ich habe auch Aquarien mit Schleierschwänzen und Guppys. Und ich habe eine Sitzgruppe im arabischen Stil eingerichtet. Drum herum sind die Aquarien und die Vögel, und durch das Fenster kann ich in den Garten sehen. Ich fühle mich wie im Paradies, weit weg von der Hölle von Kairo.«
    Â»Das hört sich toll an.«
    Â»Danke. Wissen Sie, mein Herr, wenn ich zu Hause bin, fühle ich mich, als wäre ich ausserhalb von Raum und Zeit. Ich beobachte Fische, lausche dem Zwitschern der Vögel, und nachts kann ich die Heckenkirschen riechen. Kommen Sie doch mal vorbei!«
    Er erzählte mir vom Gartenbau, von der Kunst, den Fischen, den Vögeln und der Schönheit. Auf jedemGebiet war er ein wandelndes Lexikon. Wie hatte er sich bloss all dieses Wissen angeeignet? Dann beklagte er sich über seinen Sohn, der alles haben wollte, ohne etwas dafür zu tun. Er beklagte sich über dessen Ignoranz und erinnerte sich daran, wie er und seine Freunde, als sie in diesem Alter waren, jeden Abend Nachhilfestunden auf diesem und jenem Gebiet genommen hatten. Er beklagte sich über die heutige Zeit, die seinen Sohn so

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