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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Feiertagszulagen und so weiter nicht mitgerechnet. Dieses angenehme Leben habe ich aufgegeben, weil ich dort nicht rauchen durfte. Jetzt arbeite ich den ganzen Tag als Taxifahrer und schufte, um mir meine Freiheit zu bewahren und rauchen zu können, wann ich will. Aber Ihnen zuliebe habe ich meine Zigarette weggeworfen. Dabei war es eine Marlboro!«
    Â»Vielen Dank.«
    Â»Ich habe spät angefangen zu rauchen, erst in der Sekundarschule. Und danach war ich von 1973 bis 1976 bei der Armee. Damals gaben sie uns die Zigaretten gratis, jeder Soldat bekam täglich eine Schachtel. Die Zigaretten waren ein Geschenk von Ghadhafi, dem aus Libyen, an die ägyptischen Truppen. Vor dem Wehrdienst hatte ich nicht viel geraucht,nur ab und zu mal eine Zigarette. Nicht mal meine Familie wusste, dass ich rauchte. Als ich aus dem Wehrdienst entlassen wurde, kostete eine Schachtel Marlboro 43½ Piaster und ägyptische Zigaretten zwischen 15 und 20 Piaster. Seitdem rauche ich Marlboro. Heute kosten sie siebeneinhalb Pfund und die Kleopatra zweieinhalb Pfund. Das ist ein Fass ohne Boden, aber was tun? Rauchen ist ein Vergnügen für mich.
    Jetzt erzähle ich Ihnen noch eine Geschichte, eine ziemlich seltsame. Ich komme aus Assiut. Eines Tages meinte meine Familie, ich solle endlich heiraten. Ich sagte: Einverstanden. Doch sie fanden, es müsse eine Frau aus der Gegend sein. Also nahmen sie mich dorthin mit und arrangierten ein Treffen mit der Tochter eines Verwandten. Wie es in Kairo üblich ist, brachte ich einen Kuchen mit. Das kennen die dort gar nicht. Als ich da mit dem Kuchen ankam, waren sie total überrascht. Aber die junge Frau gefiel mir nicht, keine Ahnung, warum. Es hat einfach nicht gefunkt. Ich entschuldigte mich, und sie verstanden. Darauf schickten sie den Kuchen meinem Onkel. Mein Vater lebte damals schon seit langem in Kairo und hatte da unten kein Haus mehr. Auf dem Heimweg ging ich bei meinem andern Onkel vorbei und traf dort meine Cousine. Diesmal stimmte die Chemie, und wir kamen uns näher. Zwei Tage später verlobten wir uns, meine Familie konnte es kaum glauben! Meine Cousine war hübsch und arbeitete als Lehrerin an der Grundschule.
    Ich fuhr nach Kairo zurück und begann nachzudenken. Wenn ich heiratete, würden meine Ausgaben steigen. Dabei reicht mein Lohn kaum für mich selbst! Woher sollte ich dann das Geld für meine Zigaretten und mein Haschisch nehmen? Nichts für ungut, mein Herr, aber ich rauche einmal pro Woche einen Joint.
    Ich überlegte hin und her, und schliesslich wurde mir klar, dass ich die Zigaretten und das Haschisch aufgeben müsste, wenn ich sie heiratete. Ich sehe doch, wie es meinen Bekannten geht. Hinter dem Rücken meiner Familie reiste ich nach Assiut und löste die Verlobung auf. Seither habe ich nie wieder daran gedacht zu heiraten.
    Ich bin frei, rauche, wann und so viel ich will, drehe mir Joints und muss niemandem Rechenschaft ablegen. Nehmen Sie doch eine Zigarette, mein Herr! Schauen Sie, es sind Marlboro!«

16
    Tiefe Traurigkeit stand dem Fahrer im Gesicht geschrieben, als ob sich alle Sorgen der Welt in ihm zusammengefunden und vermehrt hätten, bis sie einen Klotz bildeten, der schwer auf der Seele dieses armen Mannes lag. Man brauchte ihn nur anzuschauen, um zu erkennen, dass er sich in einer schweren Krise befand.
    Ich fragte ihn, warum er so traurig sei.
    Â»Ich weiss nicht, was ich tun soll. Ich zermartere mir das Hirn und komme doch zu keiner Entscheidung. Ich werde noch verrückt. Mir platzt bald der Schädel.«
    Â»Was ist denn passiert?«
    Â»Ich betreibe einen Schülertransport. Es sind sechs Kinder, und für jedes bekomme ich achtzig Pfund im Monat. Vor zwei Tagen kam der Vater von zweien, einem Buben und einem Mädchen, ins Gefängnis oder wurde zumindest verhaftet, ich weiss es nicht so genau. Als ich den Monatsbeitrag kassieren wollte, erzählte mir die Mutter davon und bat mich zu warten, bis ihr Mann wieder frei sei.
    Damit sich die Sache überhaupt lohnt, müsste man eigentlich sieben oder acht Kinder haben. Bei mir sind’s gerade mal sechs. Ausserdem stellt sich die Frage, was der Bub und das Mädchen nun tun sollen. Ihre Mutter trägt einen Nikab und geht kaum aus dem Haus. Meine Frau meint: ›Das geht dich nichts an. Arbeit ist Arbeit. Sag ihr, entweder sie bezahlt,oder du fährst die Kinder nicht mehr zur Schule.‹ Aber die Mutter der beiden hat mir

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