Im Taxi - unterwegs in Kairo
steht und gegen den Terrorismus ist. Obendrein würde eine Reihe von Ländern uns gegen die USA unterstützen.
Ausserdem könnten wir Wirtschaftssanktionen gegen die USA fordern, wenn sie sich nicht unterordnen würden. Wir könnten ihnen das Gleiche an den Kopf werfen, was deren Aussenministerin Rice den armen Ländern in der Welt jeden Tag predigt.
Das Wichtigste wäre, dass wir aufhören, von âºAmerikanernâ¹ zu sprechen, und stattdessen âºweisser protestantischer Irisch-Amerikanerâ¹ oder âºschwarzer muslimischer Amerikanerâ¹ oder âºHispanicâ¹ oder âºweisser katholischer Amerikanerâ¹ oder âºschwarzer protestantischer Amerikanerâ¹ sagen. Genau wie es bei ihnen immer heisst: âºSechs irakische Schiiten und zwei irakische Sunniten sind ums Leben gekommen.â¹ Und diese Hurensöhne bei unseren Zeitungen machen das Gleiche und schreiben âºein ägyptischer Christâ¹ oder âºein ägyptischer Muslimâ¹. Ausserdem müssten wir natürlich darauf pochen, die Rechte der Schwarzen in Amerika zu verteidigen, und Klage einreichen, wenn ein weisser schottischstämmiger Amerikaner einen Afroamerikaner tötet. Zumindest müssten wir laut aufschreien, weil er Afrikaner ist wie wir. Schliesslich ist unsere Beziehung zu ihm viel enger als die zwischen einem Italo-Amerikaner und einem Kopten. Ich finde, es ist unsere Aufgabe, die Rechte der schwarzenMinderheit dort zu verteidigen, und wir müssten uns in alle ihre Angelegenheiten einmischen.
Ich weiss, dass ich immer zu viel rede und mich wiederhole. Ich warte auf Ihre Antwort, aber Sie schweigen.«
»Ich denke über das nach, was Sie gerade gesagt haben.«
»Sehen Sie, den ganzen Tag über habe ich das Radio an und muss mir den Mist anhören, den die Amerikaner von sich geben. Das reicht, um einen verrückt zu machen. Es ist wirklich schlimm, die Leute haben genug davon. âºWir füttern euch, wir setzen euch auf den Topf, tut das, tut jenes nicht.â¹ Bald platzt uns der Kragen. Deshalb hatte ich diese Idee, dass wir mit ihnen genauso umspringen sollten wie sie mit uns. Schliesslich sollen die doch erst mal vor ihrer eigenen Tür kehren, da liegt genug Dreck.«
»Warum schicken Sie diesen Vorschlag nicht an â¦Â«
»Ach, ich wollte einfach Dampf ablassen«, unterbrach mich der Fahrer. »Ich rede nur so daher. Die Regierung wird die Amerikaner doch sowieso alles mit uns tun lassen. Es gibt nur einen Vorschlag, der denen gefallen könnte: Die Amerikaner installieren in jedem ägyptischen Haus eine Kamera, damit sie die Bevölkerungsexplosion überwachen können.«
14
Diesmal war der Taxifahrer ein Nubier â eine Seltenheit in Kairo. Es ist merkwürdig: Warum arbeiten die Nubier eigentlich nicht als Taxifahrer? Immerhin sind sie ja oft Fahrer bei Firmen oder Privatpersonen, bei Botschaften oder internationalen Organisationen. Den Grund kenne ich nicht, es würde sich aber lohnen, dem nachzugehen. 27
Ich erfuhr, dass der junge Mann erst seit kurzem in Kairo war und sich hier niederlassen wollte. Auf der Fahrt erklärte ich ihm die Topographie der Stadt: »Ja, fahren Sie hier rechts in die Scharîfstrasse. Kennen Sie Scharîf? Er war der Grossvater von Königin Nasli 28 . Dann bitte rechts und noch mal rechts in die Sabri-Abu-Alam-Strasse. Der war Justizminister in jener Zeit, in der es hiess: âºHalt dich auf dem rechten Weg, dann kann dir keiner was anhaben.â¹ Jetzt geradeaus auf den Sulaimân-Pascha-Platz. Die Statue stellt zwar Talaat Harb dar, aber seit fünfzig Jahren nennen wir den Platz, genauso wie die Strasse, noch immer nach Sulaimân Pascha, dem Franzosen, der nach Ãgypten gekommen war und mit Muhammad Ali und dessen Sohn Ibrahîm die moderne ägyptische Armee gegründet hat. Hier in Kairo ist es üblich, Strassen umzubenennen, und niemand bemerkt es. Ein Jahr, zehn Jahre, fünfzig Jahre später benutzen die Leute noch immer den alten Namen. Dies hier istdie Antichanastrasse und da die Champollionstrasse. All diese Namen wurden vor langer Zeit geändert. Aber die Regierung lebt in ihrer eigenen Welt und wir in unserer. Weder ich noch sonst jemand kennt die neuen Namen, die in den letzten fünfzig Jahren vergeben wurden. Wie auch immer, die Oberägypter sind sowieso die Besten. 29 «
»Sie sind sehr freundlich, mein Herr, Gott beschütze
Weitere Kostenlose Bücher