Im Taxi - unterwegs in Kairo
über eine Wiese voller Blumen davongeht, phantastisch fotografiert, wunderschön und trügerisch zugleich.
Dieser Fahrer hat mir meine Illusionen genommen. Nun stehe ich in der Küche und schleife das Messer, das ich morgen früh meiner Tochter geben werde.
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Das Projekt »Hauptstadt-Taxi« beschäftigte viele Fahrer. Unzählige Gespräche drehten sich darum. Das Thema war in der ersten Amtszeit von Ministerpräsident Achmad Nasîf auf den Tisch gebracht und in seiner zweiten Amtszeit erneut diskutiert worden.
Seither waren Jahre vergangen, und erst kürzlich hatte das Projekt Konturen angenommen, allerdings wurde es nun »Cairo International Taxi« getauft. Was soll eigentlich »international« in diesem Kontext bedeuten? Warum überhaupt international? Sind die Taxis international, oder ist Kairo es, oder ist die Stadt gar internationalisiert worden? Es blieb unverständlich, und wenn man es verstünde, hätte man entweder einen Wutanfall oder Mitleid, je nach Standpunkt. Die Taxis würden gelb wie die in New York und auf Englisch mit »Cab« angeschrieben sein, um ihnen ein internationales Flair zu geben. Die Fahrer der alten schwarz-weissen Taxis, der hässlichen Entlein, verfolgten die Vorbereitungen für die gelben Taxis und deren Tarifsystem haargenau. Sie fragten sich, wer die neuen Taxis nehmen würde und ob das Projekt ihr Geschäft beeinträchtigen könnte.
»Haben Sie schon das Neuste gehört?«, fragte ich den Fahrer. »Diesen Monat werden endlich die âºHauptstadt-Taxisâ¹ eingeführt. Die werden sich ein Stück von Ihrem Kuchen abschneiden.«
»Die reden darüber, als wäre es das nationale Projekt des Jahrhunderts!«, echauffierte sich der Fahrer.»Mit Toschka sind sie fertig, also kommt jetzt das âºHauptstadt-Taxiâ¹. Nasîf kann einfach über nichts anderes mehr reden, es ist sein Lieblingsthema geworden. Er hält sogar Kabinettssitzungen ab, um bei Tee, Kaffee und Mineralwasser darüber zu beraten. Die geben sich richtig Mühe, keine Ahnung, warum. Sie wollen mit hundertfünfzig Taxis starten und ihre Zahl dann bis auf tausendfünfhundert erhöhen. In Kairo gibt es aber schon achtzigtausend Taxis. Wird man da die gelben überhaupt sehen? Das ist, als würde man ein Stück Zucker in den Nil werfen! Die Geschichte erinnert mich an die des libanesischen Präsidenten, als er nach China reiste. Der chinesische Präsident fragte ihn: âºWarum haben Sie das libanesische Volk nicht mitgebracht?â¹ Das hätte man doch dort auch nicht bemerkt, oder?
Zuerst war ich beunruhigt, aber es vergingen Monate und Jahre, und wie üblich tat die Regierung gar nichts. Als ich dann von der Zahl der Taxis hörte, wusste ich, dass das die übliche Show war: Es soll bloss hübsch aussehen, wie alles in diesem Land. Lächle, damit das Foto gut wird.
Ausserdem ist das Projekt âºHauptstadt-Taxiâ¹ genau das Gleiche wie das Projekt mit den Limousinen, die Jihân Sadât 43 eingeführt hatte: die waren nur für Ausländer. Die Regierung ist nur an den Touristen und den Reichen interessiert. Und wir nehmen die armen Leute mit, mit denen die Regierung nichts zu tun haben will.
Aber das Lustige an dieser Geschichte ist doch, dass das Projekt immer wieder verschoben wurde. Wegen dieser Funksache, Sie wissen schon, dieser Frequenz. Die Taxis sollen nämlich alle mit Funk ausgestattet werden. Der Kunde ruft an, und per Funk wird ermittelt, welches Taxi in der Nähe ist. Dann kriegt der Fahrer Bescheid, dorthin zu fahren.
Die Polizei liess die Regierung einfach darüber reden, als wäre es ein Jahrhundertprojekt. Aber als die Wagen gekauft waren, mischte sie sich ein und sagte: âºHalt, das ist unsere Frequenz!â¹ Wie einer, der zuschaut, wie man das Auto einparkt, und, wenn man aussteigt, sagt: âºSie können hier nicht parken, fahren Sie ein Stück weiter.â¹ Genau das ist passiert. Als das Projekt stand, kam die Polizei und sagte, das funktioniert so nicht, wegen der nationalen Sicherheit. Dass ich nicht lache!
Ehrlich gesagt, ich habe mich gefreut. Es lebe die Polizei im Dienste der Taxis! Auf dass sie das Projekt stoppe!
Es gibt sowieso nur zwei Möglichkeiten: Entweder gehen diese Taxis pleite und geben auf, oder sie schrauben ihre Preise enorm hoch. Aber dann weiss ich nicht, wer mit ihnen fahren soll, ausser der internationalen
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