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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Nils blättern würde, wäre unser Leben völlig anders. Dann gäbe es weder Bestechung noch Korruption, denn einer mit reinem Herzen kann nichts Verkehrtes tun.
    Jeden Tag nach dem Taxifahren habe ich Angst: Angst um meine Kinder, Angst um die Zukunft, Angst um die ganze Welt. Aber nachdem ich angeln war, bin ich voller Hoffnung für den nächsten Tag und voller Zuversicht, dass alles gut wird und dass Gott uns nicht vergessen wird. Ägypten wird schliesslich sogar im Koran erwähnt, wir sind die Soldaten Gottes, wie soll Er uns also vergessen? Das kann gar nicht sein.«
    Er sprach zu mir mit seiner tiefen, sanften Stimme, einer Stimme, die wie die der Matriarchin der Familie Abdalrassûl im Film Die Mumie von Schâdi Abdalsalâm klang. Seine Stimme schien nicht von ihm, sondern direkt vom Allmächtigen zu kommen: Worte mit tiefer Bedeutung, die von Herzen kamen, ein wahrer Glaube an den Kern der Dinge und nicht an ihren äusseren Schein.
    Wann immer ich im Buch des Nils blättere, werde ich an diesen rechtschaffenen Mann denken. Und ich werde mich daran erinnern, dass auf die Angst immer die Hoffnung auf eine bessere Zukunft folgt.
    Bevor ich ausstieg, fragte ich ihn nach seinem Namen, und auch an den werde ich mich erinnern: Scharîf Schinûda 38 .

24
    Seinem Äusseren nach – der Art Schuhe, die er trug; seiner Brillenmarke – unterschied sich dieser junge Mann von der Mehrheit der Taxifahrer. Auch sein Auto war von einer anderen Marke als alle Taxis, mit denen ich bisher gefahren war und die sich gemeinhin auf wenige Modelle beschränken, alle mit Hinterradantrieb. Die verbreitetsten sind S¸ahin, Lada, Fiat 1400 und 1500 und Peugeot 504. Es gibt auch neuere Wagen, die Mitte der neunziger Jahre dank Bankkrediten auf den Markt kamen: Å koda, Suzuki Swift – die Suzuki Sift, »Dreck«, genannt werden – und Hyundai. Aber dieser Wagen war anders, genau wie sein Chauffeur.
    Â»Was ist das für eine Marke?«, fragte ich ihn.
    Â»Das ist ein Toyota Cressida.«
    Â»Der ist nicht sehr verbreitet.«
    Â»Doch, am Golf. Er ist nämlich ein bisschen teuer. Es ist ein 2000er mit Klimaanlage, Zentralverriegelung und sogar mit Original-Kassettendeck. Schauen Sie mal, da steht ›Toyota‹ drauf.«
    Â»Ein schönes Auto. Das Wichtigste ist, dass es geräumig ist. Sind Sie denn schon lange Taxifahrer?«
    Â»Nein, nein«, wehrte er ab. »Ich bin eigentlich kein Fahrer, ich habe an der Handelsfakultät studiert und mache jetzt gerade meinen Master. Ausserdem arbeite ich als Buchhalter in einem Pharmaunternehmen. Aber nachmittags fahre ich Taxi, um mir etwas hinzuzuverdienen.«
    Â»Warum denn? Sind Sie verheiratet?«
    Â»Ich habe sehr jung geheiratet. Schliesslich ist die Ehe die halbe Religion … Ich bin auch jung Vater geworden. Wissen Sie, Geld und Kinder sind die Zierde des Lebens auf dieser Welt. Aber von meinem Lohn können wir natürlich nicht leben.«
    Â»Entschuldigen Sie die Frage, aber wie viel verdienen Sie?«
    Â»Ich bekomme vierhundertfünfzig Pfund 39 im Monat, das ist ein guter Lohn. Ich habe Kollegen, die kriegen gerade mal dreihundertfünfzig. Ich bin ein guter Buchhalter, aber das Geld reicht einfach nicht den ganzen Monat. Ich habe eine Excel-Tabelle mit unseren Haushaltsausgaben angelegt und gemerkt, dass das eine Aufgabe ist, die selbst Bill Gates nicht lösen könnte. Ich zahle hundertzwanzig Pfund Miete und für Gas, Strom und den Hauswart etwa dreissig Pfund. Tja, da bleiben uns dreihundert Pfund. Bei den heutigen Preisen kann man davon nicht leben. Wir brauchen dreissig Pfund pro Tag, also ich, meine Frau und Islâm und Suha. Das reicht für Essen, Transport, Kleider, Medikamente und unerwartete Ausgaben, die jeden Monat weiss der Himmel woher auf uns zukommen. Das bedeutet, dass mein Lohn in zehn Tagen aufgebraucht ist! Sie können sich nicht vorstellen, was mich allein die Milch kostet. Natürlich müssen die beiden Kinder Milch trinken, und ihre Mutter leidet seit den Schwangerschaften unter starkem Kalziummangel. Der Arzt meinte, sie müsse Milch trinken.Jedenfalls gebe ich jeden Monat hundert Pfund nur für Milch aus! Ein Liter kostet drei Pfund fünfundzwanzig. Klar, Sie können jetzt sagen, dass Milch nur etwas für Reiche ist, und Sie haben recht. Ich habe ja auch keine Ahnung, warum meine Frau so sehr darauf besteht, aber sie sagt,

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