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Im Taxi - unterwegs in Kairo

Im Taxi - unterwegs in Kairo

Titel: Im Taxi - unterwegs in Kairo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chalid al-Chamissi
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Geschäfte.‹ Zu Ihrer Information: Neunzig Prozent der Leute leben vom Handel, von nichts anderem.
    Wir werden unseren Kindern ein bisschen Geld geben, damit sie einen kleinen Laden oder einen Kiosk eröffnen oder ein Taxi anzahlen können. Heutzutage nützt weder eine Lehre in der Landwirtschaft oder im Handwerk noch ein Wirtschaftsstudium irgendwas. Vergessen Sie nicht, dass die armen Kinder glauben, gut ausgebildet zu werden, obwohl sie kaum lesen können. Das Einzige, was sie in der Schule lernen, ist die Nationalhymne. Schön und gut, aber was soll die ihnen nützen?«

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    Dschinnen, Geister, Engel und unsere unterirdischen Geschwister existieren. Auf die eine oder andere Weise leben sie im Bewusstsein jedes Ägypters. Geschichten über Dschinnen sind gewiss keine Hirngespinste, denn sie gehören zu unserer Religion, unserer Geschichte und unseren Bräuchen.
    Trotzdem mischen sich die Dschinnen kaum in unseren Alltag ein, ausser in Momenten, die unser schwacher Verstand nicht zu erfassen vermag. Wenn die Dschinnen beschliessen zu erscheinen, wird das Leben zum Albtraum wie für diesen Taxifahrer. Er fuhr mich zur Sultan-Hassan-Moschee und bat mich, dort für ihn zu beten. Dann erzählte er mir seine Geschichte:
    Â»Warum glauben Sie mir nicht? Sie glauben doch auch, was die in der Schule, im Radio oder im Fernsehen erzählen. Denen aber sollten Sie nicht glauben, hören Sie lieber den einfachen Leuten zu. Die Dschinnen existieren und leben unter uns. Mein Pech ist, dass es in der Wohnung, in der ich seit meiner Hochzeit lebe, auch Dschinnen gibt. Das haben wir hundertmal überprüft. Wir haben auf jede Weise versucht, sie zu vertreiben, aber es hat nichts gebracht. In eine andere Wohnung zu ziehen würde uns mindestens viertausend Pfund kosten. Im Moment habe ich gerade mal vier.
    Vor einer Woche hat meine Frau zu mir gesagt: ›Hör zu, mein Lieber, wenn du nächsten Monat keinen Ausweg aus dieser Hölle gefunden hast, in derwir leben müssen, werde ich dieses Spukhaus verlassen.‹ Aber wie soll ich denn einen Ausweg finden? Die blöde Kuh weiss genau, dass ich das nicht kann.«
    Â»Wie haben Sie denn herausgefunden, dass es in der Wohnung spukt?«
    Â»Wie meinen Sie das: herausgefunden? Das ist doch sonnenklar.«
    Â»Ich verstehe es trotzdem nicht. Erklären Sie es mir doch bitte.«
    Â»Also, wenn wir morgens aufwachen, finden wir Zeichnungen an der Wand, in der gleichen Farbe, aber doch deutlich sichtbar. Jede Menge Zeichnungen, meistens Augen, grosse und kleine. Am Ende des Tages verschwinden sie wieder. Ausserdem ist das Haus voller Geckos. Da können wir tun, was wir wollen, überall sind Geckos, in allen möglichen Formen und in Farben, die Sie noch nie gesehen haben. Gestern Abend war da zum Beispiel ein grosser dunkelvioletter Gecko. Haben Sie jemals einen violetten Gecko gesehen? Es gibt noch ganz andere Sachen. Das Seltsamste ist die Geschichte mit den Weibchen. Im Haus kann einfach kein Weibchen leben.«
    Â»Was heisst das?«
    Â»Wir züchten Vögel und hatten zwei Männchen und zwei Weibchen zusammengetan. Als wir am nächsten Morgen aufwachten, waren die beiden Weibchen aus dem Käfig geflohen. Wie haben die den Käfig aufgemacht? Wie sind sie davongeflogen? Wir haben keine Ahnung. Und wenn der Käfig offen war, warum sind dann die Männchen nicht auch weggeflogen?Das ist doch völlig unbegreiflich. Und das ist nicht nur einmal passiert.
    Danach haben wir eine Frau geholt, die etwas vom Übernatürlichen versteht. Kaum war sie hereingekommen, meinte sie, dass es im Haus spukt. Das hatten wir ihr vorher nicht gesagt. Aber die Scheicha merkte sofort, dass es von Dschinnen bewohnt ist. Das Schlimmste war, dass die Alte meinte, dass wir deswegen bis jetzt auch keine Kinder bekommen hätten und dass wir nie welche bekämen, solange wir in diesem Haus wohnten. Das war vor einem Monat, und seither verbietet mir meine Frau, ihr näherzukommen. Sie sagt zu mir: ›Was soll das bringen, mein Lieber?‹ Und sie hat geschworen, mich nicht ranzulassen, bevor wir nicht dieses verfluchte Haus verlassen hätten.«
    Â»Und die Scheicha hat nicht gesagt, warum es überhaupt Dschinnen in Ihrer Wohnung gibt?«
    Â»Doch, doch, das hat sie erklärt. Das Haus sei ihres, und die Dschinnen würden es unter keinen Umständen verlassen. Die Scheicha wollte nicht mal Geld annehmen oder

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