Im Tod vereint - Divided in Death (18)
Schmetterlinge sah. Sie sah das von Kerzen erleuchtete Schlafzimmer und die beiden Leichen auf dem blutgetränkten Bett. »Der oder die Täter haben darauf gewartet, dass sie das Schlafzimmer betritt, haben sich dann von der Seite an sie herangeschlichen, sie mit dem Spray aus dem Verkehr gezogen und die Kulisse präpariert, während sie bewusstlos war.«
»Falls es so gewesen ist, war das alles offenbar eiskalt geplant. Nur hat es der Täter übertrieben - abgesehen von der Brutalität, mit der er seine Opfer abgestochen hat, hat er ein paar zusätzliche Arrangements getroffen, die gar nicht erforderlich gewesen wären.«
»Weil es ihm Spaß gemacht hat.«
»Ja.« Nachdenklich biss die Psychologin von ihrem Burger ab. »Weil es ihm Spaß gemacht hat. Er hätte ganz bestimmt nicht derart übertrieben, wenn er seine Rolle nicht genossen hätte, wenn er nicht noch etwas länger die Macht hätte genießen wollen, die er an jenem Abend hatte.«
»Er hat durch sein übertriebenes Vorgehen alles aus dem Gleichgewicht gebracht. Er hat sich nicht an den simplen, gut durchdachten Plan gehalten, sondern improvisiert.«
»Genau. Das Ganze war sorgfältig geplant, nur war unser Täter einfach zu impulsiv, um sich an die Vorgaben zu halten. Ich gehe davon aus, dass er nicht aus eigenem Antrieb gehandelt hat. Wahrscheinlich hat jemand anderes die Tat geplant, und er war das ausführende Organ. So, und jetzt werde ich Sie an Morris weitergeben, denn wenn Sie mit ihm gesprochen haben, können Sie die Arbeit erst einmal vergessen und den Abend so genießen, wie wir anderen es schon tun.«
»Es ist ein bisschen schwierig, den Abend zu genießen, während Trina irgendwelche Pläne mit mir hat.« Trotzdem stand Eve auf, ging zu dem Pathologen und wollte von ihm wissen: »Haben Sie etwas für mich?«
»Dallas!« Mavis sprang begeistert auf. »Wusstest du schon, dass Morris Saxophon spielt?«
»Was?«
»Saxophon«, erklärte Morris. »Das ist ein Instrument.«
»Ich weiß, was ein Saxophon ist«, murmelte sie.
»Er hat am College sogar in einer Band gespielt«, fuhr Mavis enthusiastisch fort. »Manchmal treffen sie sich noch zu privaten Sessions. Sie nennen sich Die Kadaver.«
»Wie passend.«
»Wir müssen unbedingt einmal zusammen jammen«, wandte sich Mavis wieder Morris zu.
»Wann immer Sie wollen.«
»Fantastisch!« Sie tänzelte davon und schlang Leonardo die Arme um den Hals.
»Eine glückliche junge Frau.«
»Das hätten Sie, wenn Sie sie vor zwei Stunden gesehen hätten, ganz sicher nicht gesagt.«
»Schwangere Frauen neigen nun mal zu Stimmungsschwankungen. Aber dazu sind sie auch befugt. Wollen Sie ein Bier?«
»Warum eigentlich nicht.« Sie schnappte sich eine Flasche aus der Kühlbox, die direkt neben dem Tisch auf dem Boden stand. »Also, was haben Sie für mich?«
»Nichts, was auch nur annähernd so herrlich wäre wie das Fleisch auf meinem Teller. Es geht um Chloe McCoy. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sie kurz vor ihrem Tod sexuell aktiv gewesen ist. Aber es sieht ganz so aus, als ob sie jemanden erwartet hätte, denn sie hatte ein Schutzmittel eingeführt. Ein rezeptfreies Gel mit Namen Freedom, das gleichzeitig als Verhütungsmittel und als Schutz vor Geschlechtskrankheiten dient.«
»Ich kenne dieses Zeug. Man kann es bis zu vierundzwanzig
Stunden vorher nehmen. Wann hat sie es eingeführt?«
»Schätzungsweise ein, zwei Stunden vor Eintreten des Todes. Außerdem hat sie ungefähr zur selben Zeit fünfzig Milligramm eines Ausnüchterungsmittels geschluckt.«
»Das ist interessant.«
Um zu zeigen, dass er ihrer Meinung war, prostete Morris ihr mit seiner eigenen Flasche zu. »Mindestens eine Stunde, bevor sie die tödlichen Tabletten eingenommen hat. Und falls die Tabletten wirklich vom Schwarzmarkt waren, hat irgendjemand eine wirklich gute Quelle gehabt. Es waren nämlich keine billigen Kopien und auch keine selbst gedrehten Selbstmordpillen, sondern richtig teures Zeug. Jetzt kommt der Clou: sie hat sie nicht einfach so geschluckt, sondern sie waren in dem Wein aufgelöst, den sie getrunken hat.«
»Dann hat sie also ein Verhütungsmittel und ein Ausnüchterungsmittel genommen, ihre Wohnung aufgeräumt, sich ein hübsches Nachthemd angezogen, sich geschminkt und sich frisiert, um anschließend mit in Wein aufgelösten Tabletten Selbstmord zu begehen.« Eve trank einen großen Schluck von ihrem Bier. »Und Sie haben gesagt, Sie hätten nichts, was sich mit den Hamburgern vergleichen
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