Im Tod vereint - Divided in Death (18)
den Richtlinien der Organisation bezüglich der globalen Sicherheit.«
»Ich nehme an, er wollte Bissel in aller Stille zu einem ehrenwerten Menschen machen, indem er dafür sorgt, dass er tatsächlich stirbt«, warf Roarke nachdenklich ein.
»Wenn er ihn getötet hätte, läge er jetzt nicht im Krankenhaus. Ich glaube, dass er einfach einen wichtigen Faktor in seiner Gleichung außer Acht gelassen hat. Dass nämlich einem Mann wie Bissel das Morden, wenn er einmal damit anfängt, von Mal zu Mal ein wenig leichter fällt.«
Sie zog ihr Handy aus der Tasche. »Ich möchte, dass Sparrow in Quarantäne gehalten wird. Niemand, nicht einmal die Ärzte, soll mit ihm reden, bevor er nicht mit mir gesprochen hat. Fangt ihr schon mal mit der Durchsicht der Dateien auf Kades Computer an.«
»Vergiss nicht die Riesenkanne Kaffee«, erinnerte Feeney und wandte sich zum Gehen.
»Einen Augenblick, Lieutenant.« Roarke wandte sich an Peabody. »Würden Sie uns kurz alleine lassen?«
»Ich warte einfach draußen.« Peabody trat eilig in den Flur hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
»Ich habe keine Zeit für ein Privatgespräch«, erklärte Eve.
»Sparrow hatte Zugriff auf die Überwachungsprotokolle des Mannes in Dallas. Wenn du mit deiner Vermutung richtig liegst, wird er diese Informationen vielleicht gegen dich verwenden. Vielleicht wird er die Tatsachen verdrehen und damit an die Öffentlichkeit gehen.«
»Darüber kann ich mir keine Gedanken machen.«
»Ich kann dafür sorgen, dass die betreffenden Dateien ein für alle Mal verschwinden. Wenn du sie verschwinden lassen möchtest, kann ich sie entfernen. Du hast einen Anspruch auf Schutz deiner Privatsphäre. Du hast das Recht, dafür zu sorgen, dass deine damalige Opferrolle nicht missbraucht wird, um irgendwelche Gerüchte in die Welt zu setzen, oder dass - was du am meisten hassen würdest - plötzlich jeder Mitleid mit dir hat.«
»Du willst, dass ich dich bitte, Regierungsunterlagen zu manipulieren?«
»Nein, ich will nur - rein hypothetisch - von dir wissen, ob es dir lieber wäre, dass es diese Unterlagen gar nicht gibt.«
»Womit ich rechtlich gesehen vom Haken wäre. Ich hätte mich nicht der Beihilfe schuldig gemacht, wenn ich einfach sagen würde, was ich gerne hätte. Was für ein ätzender Tag. Himmel, was für ein ätzender Tag.«
Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und so wandte sie sich eilig ab. »Du und ich, wir waren, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind, nie so weit voneinander entfernt wie im Augenblick. Ich kann dich nicht erreichen, und ich darf nicht erlauben, dass du mich erreichst.«
»Du siehst nur einen Teil von mir. Wenn du mich anguckst, Eve, siehst du mich nicht ganz. Vielleicht war mir das bisher auch lieber.«
Sie dachte an Reva, daran, wie es war, mit einer Illusion zu leben und eine Ehe zu führen, die keine echte Ehe war. Doch darum ging es zwischen ihnen beiden nicht. Roarke hatte sie nie belogen und auch nie getan, als wäre er ein anderer als der Mann, der er war. Sie hatte ihn immer ganz und nie nur einen Teil von ihm gesehen.
»Du irrst dich«, erklärte sie nicht zornig, sondern müde, was ihn umso stärker traf. »Ich weiß nicht, wie ich diese Sache überstehen soll. Ich kann nicht mit dir darüber reden, denn wir drehen uns die ganze Zeit im Kreis. Ich kann auch mit niemand anderem darüber reden, denn wenn ich irgendwem erzähle, welcher Graben augenblicklich zwischen uns beiden liegt, ziehe ich ihn unweigerlich in die Sache mit rein. Du denkst, dass ich dich nicht richtig sehe?«
Sie wandte sich ihm wieder zu und sah ihm in die Augen. »Ich sehe nie nur einen Teil von dir, sondern immer alles, was du bist. Ich weiß, dass du fähig wärst zu töten und davon überzeugt zu sein, dass es gute und gerechte Gründe dafür gibt. Das ist mir bewusst, trotzdem habe ich dich nicht verlassen. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll, aber ich bin noch immer hier.«
»Wenn ich dazu nicht fähig wäre, wäre ich nicht der Mensch, der ich bin, und stünde jetzt nicht hier. Dann würde keiner von uns beiden jetzt hier stehen und derart mit sich ringen.«
»Vielleicht nicht, aber ich bin zu müde, um zu ringen. Und jetzt muss ich gehen.« Eilig lief sie Richtung Tür und riss sie auf, kniff dann aber die Augen zu und murmelte leise: »Ich will, dass die Dateien verschwinden. Das meine ich, verdammt noch mal, bestimmt nicht
hypothetisch. Ich übernehme die Verantwortung für alles, was ich sage oder tue. Mach, dass
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