Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Dodge plötzlich doch noch auftauchen sollte. Am Kurveneingang stoppte er den Ford und stieg aus. Langsam ging er vor zur Felskante.
    Tief in der Schlucht legte sich der hochgewirbelte Staub allmählich wieder auf das tropische Grün. Die Trümmer des grauen Dodge lagen direkt unter der Kurve am Ende des steil abfallenden Felsens. Der Motor war durch den heftigen Aufprall aus dem Wagenrahmen gerissen worden. Nur den dunkelhäutigen Fahrer des Wagens konnte Pitt nirgends entdecken. Er wollte die Suche schon aufgeben, als er etwa dreißig Meter links neben den Wagentrümmern hoch auf einem Mast der Telefonleitung eine unförmige Masse hängen sah.
    Es war ein widerwärtiger Anblick. Der Fahrer mußte versucht haben, aus dem Wagen zu springen, bevor der alte Dodge in die Schlucht gestürzt war. Aber er hatte die Felskante verfehlt und war dann über fünfzig Meter durch die Luft geflogen, bevor der Leitungsmast, der in einem Betonsockel verankert war, ihn aufgespießt hatte. Die Eisendornen des Mastes, die den Wartungstrupps als Steigleiter dienten, hatten Pitts Verfolger wie Riesennägel durchbohrt. Gedankenverloren starrte Pitt auf den Toten, bis er plötzlich merkte, daß sich der untere Teil des braunen Holzpfahles langsam rot färbte, als ob er von Geisterhand neu gestrichen würde.
    Pitt fuhr den Mount Tantalus weiter hinunter, vorbei an dem Aussichtspunkt ins Manoa Valley, bis er neben der Straße endlich ein Haus stehen sah. Er stieg die Stufen zu einer weinumrankten Veranda hinauf und fragte eine ältere Japanerin, ob er ihr Telefon benützen dürfe, um einen Unfall zu melden.
    Die Frau verneigte sich mehrmals vor ihm und führte ihn in die Küche zum Telefon. Als erstes wählte Pitt die Nummer von Admiral Hunter, berichtete ihm knapp, was geschehen war, und beschrieb, wo der Dodge in die Tiefe gestürzt war.
    Die Stimme des Admirals dröhnte wie das Bullhorn eines Schiffes durch den Hörer, so daß Pitt ihn sich einige Zentimeter vom Ohr abhielt, ohne daß er deshalb ein Wort des Admirals verpaßte. »Rufen Sie ja nicht die Polizei von Honolulu an!«
    bellte Hunter. »Außerdem brauche ich zehn Minuten, damit meine Sicherheitsleute bei den Trümmern sind, bevor die örtliche Verkehrspolizei sämtliche Spuren zerstört hat. Haben Sie das begriffen?«
    »Ich glaube, dazu reicht mein Verstand gerade noch aus.«
    »Gut !« Hunter sprach weiter, ohne sich von Pitts Sarkasmus berühren zu lassen. »Zehn Minuten. Und dann sehen Sie zu, daß Sie nach Pearl Harbor kommen. Auch hier gibt es noch etwas für Sie zu tun.«
    Pitt versprach, sich zu beeilen, und legte auf.
    Die nächsten zehn Minuten brachte er damit zu, die vielen Fragen zu beantworten, die ihm die alte Japanerin zum Hergang des Unglücks stellte. Dann griff er wieder nach dem Hörer, wählte die Nummer der Vermittlung und ließ sich mit der Polizei verbinden. Als ihn die grabestiefe Stimme am anderen Ende der Leitung nach seinem Namen fragte, nachdem er Zeit und Ort des Unfalls genannt hatte, legte er leise wieder auf.
    Pitt bedankte sich bei der alten Frau und zog sich wieder in die heimelige Sicherheit seines engen Wagens zurück. Erschöpft ließ er sich hinter das Steuer sinken und blieb fünf Minuten unbewegt sitzen. Das harte Leder des Schalensitzes ließ ihn in der feuchten tropischen Hitze mehr als gewöhnlich schwitzen.
    Irgend etwas stimmte nicht. Irgend etwas rumorte in seinem Unterbewußtsein und ließ ihn nicht zur Ruhe kommen, ein Gedanke, der sich nicht fassen lassen wollte.
    Dann hatte er es plötzlich. Er startete den Motor und hinterließ auf dem abgenutzten Asphalt zwei schwarze Streifen Reifengummi, als er mit durchgedrücktem Gaspedal zur Unfallstelle zurückraste. Zwanzig Minuten hatte er für die Telefoniererei gebraucht, fünf Minuten hatte er vor sich hin gedöst, als ob Zeit für ihn keine Rolle spielte, drei Minuten brauchte er für den Rückweg, alles in allem war also fast eine halbe Stunde vergangen.
    Pitt fluchte leise in sich hinein. Er hätte es sich von Anfang an denken müssen, daß bestimmt nicht nur ein Mann auf ihn angesetzt gewesen war. Der Ford Cobra blieb mit quietschenden Reifen stehen, als Pitt erbarmungslos auf die Bremse trat. Dann sprang er aus dem Wagen und hastete vor zur Felskante.
    Das Autowrack lag noch in der Tiefe, wie er es verlassen hatte. Die Trümmer lagen zerstreut, als ob ein kleiner Junge sein Spielzeugauto zerschlagen hätte. Auch der Leitungsmast stand noch immer wie verloren in der Schlucht,

Weitere Kostenlose Bücher