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Im Todesnebel

Im Todesnebel

Titel: Im Todesnebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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verlassen.
    Wenige Minuten später stand Denver unten am Kai und sah der Mannschaft zu, die die Leinen und den Aufgang einholte.
    Während die
Martha Ann
langsam auf den schmalen Kanal zur Hafeneinfahrt von Pearl Habor hinausfuhr, wanderten seine Augen noch einmal über die Steuerbordseite des Schiffes. Dann starrte er den Positionslampen hinterher, bis das leise Stampfen der Schiffsmotoren allmählich in der Finsternis verschwand. Als das Schiff endgültig in der Nacht verschwunden war, warf er seine Zigarette in das ruhige, ölige Hafenwasser, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging langsam am Dock hinunter zum Parkplatz.

8
    Pitt stand an der Heckreling der
Martha Ann
und blickte hinunter in das Schraubenwasser des Schiffes. Die blaue See wurde zu weißem Schaum aufgewirbelt, der sich langsam, mit zunehmender Entfernung, wieder auflöste, bis das Wasser ihn endlich wieder zugedeckt hatte, als wollte es eine riesige Narbe heilen. Es war warm, und der Himmel war klar. Von Nordosten wehte eine sanfte Brise. Was sind mir doch in den letzten zwei Tagen für verrückte Leute über den Weg gelaufen, dachte Pitt kopfschüttelnd. Ein wunderschönes, aber verschlagenes Mädchen, das versucht hatte, ihm eine Giftspritze in den Rücken zu jagen; ein Mörder mit Tabakkrümeln auf seinen schiefen Zähnen, ein ausgefuchster Admiral, ein Lieutenant Commander mit einer albernen Tätowierung und ein zweiter Commander, der augenscheinlich der gerissenste von allen war.
    Und trotzdem, alle diese sonderbaren Menschen hatten es nicht geschafft, ihn bis in seine Tagträume hinein zu verfolgen.
    Das war einer anderen Person des Dramas, in das er verwickelt worden war, vorbehalten geblieben; jemandem, der sich jetzt mit Nachdruck in Pitts Erinnerung schob, ein riesengroßer Mann mit goldenen Augen.
    Welchen Grund hatte er gehabt, vor so vielen Jahren das Schicksal der Insel Kanoli zu erforschen? Konnte es vielleicht einfach nur ein Wissenschaftler gewesen sein, der nach einer untergegangenen Zivilisation suchte, oder ein Okkultist auf der Suche nach alten Mythen und Legenden? Oder jemand mit noch viel verrückteren Ideen? Was war denn schon Besonderes an der Geschichte von Kanoli dran, das nicht auch in dem zusammengeredeten Unsinn über den verlorengegangenen Kontinent Mu zu finden gewesen wäre, oder in der Flut von Spekulationen über Atlantis? Doch bei aller Skepsis blieb kein Zweifel, daß es das Geheimnis des Pacific Vortex und das des Bermuda-Dreiecks wirklich gab. Grausame Beweise dafür gab es genug. Dennoch mußte es irgendwo eine vernünftige Erklärung für die Rätsel geben, dachte Pitt fieberhaft. Eine Lösung, die so offensichtlich war, daß sie ständig übersehen wurde.
    »Mr. Pitt?«
    Pitts Gedankenspiele wurden von dem jungen Mann in dem Overall unterbrochen.
    Pitt lächelte ihn freundlich an. »Was kann ich für Sie tun?«
    Der Seemann hätte beinahe salutiert. Es schien ihn nervös zu machen, daß er nicht wußte, wie er sich gegenüber einem Zivilisten auf einem Schiff der Navy verhalten sollte.
    »Commander Boland bittet Sie, zu ihm auf die Brücke zu kommen.«
    »Vielen Dank. Ich komme sofort.«
    Pitt drehte sich auf dem Absatz um und ging über das stählerne Schiffsdeck, vorbei an Luken, die mit Persennings abgedeckt waren. Unter seinen Füßen stampften in monotonem Rhythmus die Maschinen, während das Schiff die ruhige See durchpflügte. Von Zeit zu Zeit rissen salzige Gischtwolken von den Wellenkämmen ab, die über die Bugreling schlugen und sich wie ein feuchter Film auf die Decksaufbauten legten.
    Pitt kletterte die Leiter zur Brücke hinauf. Boland stand vor dem Rudergänger und sah durch ein Fernglas über den Schiffsbug zu dem dunkelblauen Horizont hinaus. Er ließ das Glas sinken, rieb die Linsen mit dem unteren Ende seines T-Shirts sauber. Dann setzte er das Fernglas wieder an die Augen und studierte die unendliche Leere voraus.
    »Was gibt es?« fragte Pitt. Er sah mit zusammengekniffenen Augen durch ein Fenster des Steuerhauses, aber er konnte nichts erkennen.
    »Ich dachte, es würde Sie interessieren, daß wir soeben in das neue Suchgebiet eingelaufen sind«, sagte Boland. Er ließ das Glas wieder sinken, drückte einen Knopf der Sprechanlage und sprach in einem scharfen Stakkato. »Lieutenant Harper, hier ist der Captain. Alle Maschinen stopp. Wir drehen bei.« Er sah Pitt an. »Jetzt geht es an die Arbeit.«
    Boland lenkte Pitt zu einer Treppe, die zu einem schmalen Gang unter der Brücke

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