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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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ab.
    »Ist etwas passiert?« Lars schaltete sein makelloses Lächeln ein. Vielleicht könnte ihn ja Alvarez dafür bezahlen, dass er ihm beibrachte, wie man freundlich und charmant zu Frauen war.
    »Habt ihr die Sirenen nicht gehört?«
    Lola schüttelte verträumt den Kopf. Sie sah aus, als hätte sie irgendwelche Drogen eingeworfen und kehre nur allmählich in die Wirklichkeit zurück.
    »Macht einfach das Radio an«, schlug ich den beiden zähneknirschend vor. »Es kommt sicher in den Nachrichten.«
    Ich stapfte wütend ins Bad, wo ich in dem verzweifelten Verlangen, alles von mir abzuwaschen, unter die Dusche trat. Ich legte meinen Kopf zurück, sah kurzfristig verschwommen, schließlich aber wieder klar, und bis ich mich abgetrocknet hatte, schlug mein Herz schon fast wieder normal.
    Die Beifahrertür von Alvarez’ Wagen stand einen Spaltbreit offen, als ich wieder nach unten kam. Er manövrierte sein Gefährt vorsichtig zwischen einem halben Dutzend Einsatzwagen hindurch dorthin, wo ich stand, und ich stieg ein.
    Es fiel mir schwer, mich daran zu erinnern, was genau geschehen war. Ich starrte aus dem Fenster, ohne etwas zu sehen, bis der Wagen in die Leathermarket Street einbog, wo er einen Strom japanischer Touristen aufscheuchte, die eifrig damit beschäftigt waren, alles zu fotografieren, was ihnen vor die Linse kam. Einer der Männer beugte sich sogar nach vorn und machte mit einer altmodischen Kamera eine Aufnahme von uns, als wären wir berühmt. Dabei wäre auf dem Foto wirklich nichts Besonderes zu sehen: mein schockiertes, kreidiges Gesicht und das meines Begleiters, dessen Stirn wie stets in Falten lag.
    Als wir auf den Parkplatz vor der Wache bogen, rief ich Hari an. Es folgte ein Augenblick der Stille, da mein Anruf ihn zu überraschen schien. Aber schließlich hatte er bisher von mir auch noch so gut wie nie eine Krankmeldung gehabt.
    »Ich habe heute früh die Leiche einer Frau gefunden«, klärte ich ihn auf.
    »Eine Leiche?«, wiederholte Hari in bemüht neutralem Ton.
    Beinah hätte ich gelacht. »Keine Sorge, Hari. Du kannst dir deine mitfühlende Wiederholungstechnik sparen. Ich werde es überleben.«
    »Selbstverständlich wirst du das. Aber steht dir gerade irgendjemand bei?«
    »Die Polizei. Ich fahre gerade aufs Revier.«
    »Soll ich dich dorthin begleiten?«
    »Danke, nein. Ich komme schon zurecht. Nur sag bitte meine Termine ab. Ich habe nämlich keine Ahnung, wann das hier erledigt ist.«
    »Natürlich.« Haris Stimme klang so sanft wie stets, als müsste man mit Worten so behutsam umgehen wie mit einem scharfgeschliffenen Messer, das man in den Händen hielt.
    Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber Alvarez schien an dem Tag langsamer als sonst zu gehen. Er erschien mir wie ein Boxer in Erwartung eines Kampfes, von dem seine Zukunft abhing. Auf dem Revier führte er mich nicht in sein Büro, sondern in einen Raum, in dem unzählige Leute und Computer waren. Der Gestank von abgestandenem Kaffee und Adrenalin hing in der Luft, und mir kam es so vor, als hätten sie die ganze Nacht hier eingesperrt verbracht. Ein Dutzend Beamter liefen hin und her, starrte auf ihre Computermonitore oder sah sich die Fotos und Dokumente an der großen Pinnwand in der Ecke an. Kaum dass wir durch die Tür getreten waren, wandte sich ein hochgewachsener Mann mit ernstem Blick an Alvarez, weshalb ich hinüber zu der Pinnwand ging. Das Foto von mir, das in der Mitte hing, hatte jemand von Facebook heruntergeladen, und es zeigte mich im letzten Sommer vor vier Jahren in Oludeniz in der Türkei. Ich sah jung, gebräunt und ausgelassen aus, denn Lola hatte mich in einem Augenblick erwischt, als wir uns gerade die T-Shirts ausziehen und in die Fluten stürzen wollten. Eine Aufnahme des toten Crossbones-Mädchens hing so nah bei meinem Bild, dass sie sich fast berührten. Ihr Gesicht war kreidebleich, ihre Augen waren geschlossen, und sie war noch in das behelfsmäßige Leichentuch gehüllt, in dem ich sie gefunden hatte.
    Dann tauchte wieder Alvarez neben mir auf und hielt mir einen Becher Kaffee hin.
    »Könnte ich wohl ein Plätzchen dazu haben? Mir ist ein bisschen schwummerig.«
    Er drückte mir den Styroporbecher in die Hand, führte mich zurück durch das Gedränge und klaute unterwegs von irgendeinem Tisch ein Päckchen Jaffa Cakes.
    Wir landeten in einem Kabuff, das gerade groß genug für einen weißen Resopaltisch und die harten Plastikstühle war, die die Polizei immer benutzte, als gehöre

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