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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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vor der Tür zu küssen, und genauso wütend auf mich selbst, weil mir der Gedanke, ihn zurückzuküssen, durchaus angenehm gewesen war. Dabei machte dieser Kerl sich ja vielleicht gewohnheitsmäßig an die weiblichen Wesen, die er bei der Arbeit traf, heran, fuhr dann zu seiner leidgeprüften Ehefrau und jammerte ihr wegen seines anstrengenden Jobs die Ohren voll. Es war beunruhigend, dass ich mich noch ganz genau an den Druck von seiner Hand auf meinem Arm erinnern konnte sowie an den durchdringenden Blick, mit dem er mich gemustert hatte, als wäre er fest entschlossen, in mich hineinzusehen.
    Als der Schlaf dann endlich kam, träumte ich vom Crossbones Yard. Ich blickte durch das schmiedeeiserne Tor in die nächtliche Dunkelheit. Der Asphalt war durch einen Garten ersetzt, in dem unzählige Frauen feierten. Laternen baumelten an den Bäumen, und junge Mädchen tanzten, während andere um ein Feuer saßen und plauderten. Eine Zeitlang fiel ihnen nicht auf, dass vor dem Tor eine Spionin stand, dann aber drehten sie sich nacheinander alle zu mir um. Die Stimmen erstarben, und auch die Musik brach ab. Das tote Mädchen war wieder am Leben, aber die Kreuze in ihrer Haut waren noch da und sahen wie makabre Armreifen an ihren Handgelenken aus. Die Gesichter der Frauen, die weder feindselig noch freundlich waren, verschwommen vor meinen Augen. Sie wirkten irgendwie gespannt, als warteten sie auf meinen nächsten Schritt. Und auch als ich aus dem Traum erwachte, sahen sie mich noch an.
    Mir war schwindelig. Lolas Diät aus Gin und durchtanzten Nächten bekam mir ganz eindeutig nicht. In der Küche trank ich einen halben Liter Orangensaft direkt aus dem Karton. Von dem Marathon nach Hause schmerzten meine Füße immer noch. Ich guckte in den Kühlschrank, um zu sehen, ob ich den Anblick von Essen ertrug, als jemand an die Tür von meiner Wohnung trommelte.
    Draußen im Flur stand Will und zitterte am ganzen Leib. Zum ersten Mal seit Wochen trat er ein, ohne dass ich ihn erst locken musste. Seine Jeans wiesen schwarze ölige Flecken auf, und seine Haare waren derart fettig, als hätten sie zum letzten Mal vor Wochen Kontakt mit Wasser und Shampoo gehabt.
    »Möchtest du was essen, Will?«
    »Er war wieder da.« Seine Augen waren so weit aufgerissen, dass das trübe Weiß überdeutlich zu sehen war.
    »Wer ist er ?«
    »Letzte Nacht«, erklärte er. »Ich habe ihn auch vorher schon gesehen, aber ich weiß nicht, auf welcher Seite er steht.«
    »Pst.« Ich presste einen Finger an meine Lippen. »Lola schläft.«
    »Er wollte, dass ich mit ihm gehe.«
    »Beruhig dich, Will. Komm erst mal her, und dann erzählst du mir in aller Ruhe, was geschehen ist.«
    Er stand mitten in der Küche, und seine Beine zuckten wie die eines Sprinters, der sich vor einem Rennen aufwärmte. Mein Herz klopfte viel zu schnell. Es brachte mich immer aus dem Gleichgewicht, wenn Will seine Erscheinungen beschrieb. Ich redete mir nämlich meistens ein, er wäre auf dem Weg der Besserung, und ging einfach achtlos über seine Wahnvorstellungen und seine Paranoia hinweg.
    Ich türmte Käse auf zwei Scheiben Brot und schob sie unter den Grill, aber als ich ihm ein Glas Saft hinhielt, zitterten seine Hände so, dass die Hälfte der Flüssigkeit auf den Fußboden schwappte. Schwer zu sagen, ob das an den Drogen oder an der Nacht draußen in der eisigen Kälte lag. Dann biss er so gierig in sein Brot, dass der geschmolzene Käse rund um seine Lippen kleben blieb.
    »Er hat an mein Fenster geklopft.« Will schob sich den nächsten Bissen Toastbrot in den Mund. »Ich habe ihn sofort wiedererkannt.«
    »War er von der Polizei?«
    Will schüttelte den Kopf. »Er meinte, er hätte Essen und Geld und sogar ein Bett für mich.«
    »Aber all das kannst du auch von mir haben.«
    »Er wollte dafür nichts zurück, er hat nicht versucht, mich zu kontrollieren«, stieß Will verbittert aus, klang aber wie ein kleiner Junge, als er weitersprach. »Ich habe gesagt, ich würde mitgehen, Al, aber dann ist er plötzlich weggerannt. Wahrscheinlich habe ich irgendwas Falsches gesagt.« Er sah aus, als bräche er im nächsten Augenblick in Tränen aus.
    »Du brauchst nicht mit irgendwelchen Fremden mitzugehen, Will. Komm einfach her, wenn du was brauchst. Du weißt, dass du das kannst, oder?«
    Er kauerte sich auf einen Hocker und sprach leise mit sich selbst, als säße er neben einem unsichtbaren Freund. Es war schwer zu sagen, ob der Mann, den er gesehen hatte, real oder

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