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Im Totengarten (German Edition)

Im Totengarten (German Edition)

Titel: Im Totengarten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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Name war Angie, und sie stapfte überraschend gutmütig hinter mir durchs Treppenhaus hinunter in den Frühstücksraum. Unter anderen Umständen hätte ich sicher durchaus Sympathie für sie empfunden, doch der Schlafmangel sowie ein Übermaß an Sorgen ließen einfach keinen Raum für Freundlichkeit oder vielleicht sogar Humor.
    »Fahren Sie niemals mit dem Fahrstuhl?«, fragte sie mich gutgelaunt.
    »Nicht wenn ich es vermeiden kann.«
    »Dann sind Sie sicher auch nicht gerade wild aufs London Eye , nicht wahr?«
    Die Worte sprudelten aus ihr heraus wie Wasser aus einem lecken Rohr, und bis wir unten ankamen, hatte sie mich über den Ischias ihres Vaters, den Wunsch ihrer Mutter, nach Zypern umzuziehen, und ihre Überzeugung, dass die Polizei der falsche Arbeitgeber war, wenn man Kinder haben wollte, aufgeklärt. Sie hätte sich wahrscheinlich auch noch gerne zu mir an den Frühstückstisch gesellt, und als ich ihr erklärte, dass ich schon eine Verabredung mit jemand anderem dort hätte, sah sie mich entgeistert an. Vielleicht suchte sie sich ja für jede Mahlzeit einen Menschen, der mit ihr zusammen aß, denn sonst risse der Gesprächsstrom ja eventuell vorübergehend einmal ab.
    Der Speisesaal des Regency sah wie ein Flugzeug-Hangar aus, der, in dem Bemühen, ihn ein wenig menschlicher zu machen, mit bizarren Kunstwerken versehen worden war. Das Frühstücksbuffet schmachtete auf Warmhalteplatten vor sich hin und verfiel minütlich mehr, aber ich war einfach zu hungrig, um wieder mit leerem Magen von dannen zu ziehen. Deshalb lud ich mir einen Teller voll und suchte mir einen Tisch an einer Wand. Angie lungerte ein paar Meter entfernt an einem anderen Tisch und redete fröhlich über ihr Handy auf jemanden ein.
    Eine Viertelstunde später legte Lola mit ihrer wild fliegenden Lockenpracht einen wahrhaft spektakulären Auftritt hin.
    »Tut mir leid, dass ich zu spät komme, Al«, entschuldigte sie sich und schlang mir die Arme um den Hals. »Aber sie halten Lars noch immer auf der Wache fest. Dieser verdammte Detective hat ihn heute früh um sieben einfach aus dem Bett gezerrt.«
    »Von welchem Detective redest du?«
    »Na, du weißt schon, von diesem grobschlächtigen Kerl mit dem dicken Ehering.«
    »Alvarez.« Ich biss von meinem Toastbrot ab und versuchte, sie nicht anzusehen.
    Lola beugte sich verschwörerisch über den Tisch, wie um mich in ein Staatsgeheimnis einzuweihen. »Wie dem auch sei, auch wenn er vielleicht Gottes Geschenk an die Frauen ist, er ist ein totaler Arsch. Er hat Lars stundenlang gegrillt. Hat eine DNA-Probe von ihm genommen, mit Schweden telefoniert und jede Menge anderen Kram gemacht.« Ihre Unterlippe zitterte. »Es ist eine Katastrophe. Ich muss heute vortanzen, und sie lassen mich noch nicht mal meine Sachen aus der Wohnung holen.«
    Beinahe hätte ich gegrinst. Bereits in der Schule hatte Lola diese gleichmäßige Mischung aus Freundlichkeit und Egoismus an den Tag gelegt und ständig ohne Abstufung zwischen diesen zwei Extremen hin- und hergeschwankt. Und natürlich war für sie eine verpasste Chance im Showbizz wesentlich gravierender, als wenn plötzlich mitten in der Nacht ein Psychopath am Bett der besten Freundin stand oder ihr eigener Freund unschuldig hinter Gittern saß.
    »Hast du Will gesehen?«, erkundigte ich mich.
    Sofort änderte sich ihr Gesichtsausdruck, und sie kehrte gedanklich und emotional in die Realität zurück. »Er ist in keinem guten Zustand, Al. Der arme Kerl erzählt all dieses wirre Zeug vom Himmel und der Hölle und ist paranoider als jemals zuvor.«
    »Es werden ein paar harte Monate für ihn«, stellte ich mit leiser Stimme fest.
    »Und die verdammte Polizei hat ihm auch noch zugesetzt.«
    Allmählich verlor ich die Geduld. »Was sollen sie denn machen, Lola? Fragen zu stellen gehört nun mal zu ihrem Job. Das machen sie schließlich nicht zum Spaß«, schnauzte ich sie an.
    Abermals fing ihre Unterlippe an zu zittern, was immer ein Zeichen dafür war, dass jeden Augenblick die Heulerei begann.
    »Bleib einfach hier sitzen, Lo«, wies ich sie an. »Ich hole uns erst einmal einen Kaffee.«
    Bis ich ihr wieder gegenübersaß, hatte sie sich wieder annähernd im Griff, und der doppelte Espresso hellte ihre Stimmung sofort auf. Sie verschwand so schnell, wie sie gekommen war, denn sie musste dringend einen Menschen finden, der ihr Tanzklamotten leihen könnte, weil ihr Termin ansonsten gelaufen war. Und sie konnte es nicht zulassen, dass ihr irgendwas

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