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Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition)

Titel: Im Tunnel: Metro 2033-Universum-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Antonow
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Armeearsenal schleunigst unter die Erde geschafft.«
    Arschinow setzte erneut die Flasche an und trank sie in einem Zug leer.
    »Pfui Teufel, was für eine widerliche Plörre! Aber macht nichts, Tolik . A n der Belorusskaja spendiere ich dir einen richtigen Schnaps. Ein Tröpfchen von vor dem Krieg. So was hast du in deinem ganzen Leben noch nicht getrunken. Ich hab dort nämlich nicht nur Plastiksprengstoff und Sturmgewehre auf Lager.«
    »Wo treffen wir uns?«
    »Bist ein vernünftiger Kerl!« Arschinow klopfte Tolik freundschaftlich auf die Schulter. »Mit einem wie dir kann man beruhigt in den Kampf ziehen, aber hallo!«
    Tolik seufzte. Ihm stand eine schwierige Aufgabe bevor.
    »Also, wo?«
    »Wo? Wo? Am Klo! Zähl die Seitentunnel. Die auf der rechten Seite . A us dem neunten gebe ich dir ein Signal mit der Lampe. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Kapiert?«
    »Klar.«
    »Quatsch. Nichts hast du kapiert. Meinen Militärdienst habe ich als Funker in der Marine abgeleistet. Und im Morsealphabet bedeutet dieses Signal › SOS ‹ . Verstanden?«
    Tolik nickte. Er dachte in diesem Moment jedoch weder an die Marine noch ans Morsealphabet, sondern an die Taschenlampe des Streckenwärters . A bartig und krank – so hatte jener Händler das Licht der Lampe beschrieben, die der Wiedergänger benutzte. Tolik lief es kalt den Rücken herunter.
    Musste das sein?, haderte er. Dass mir dieser Krämer mit seinen Märchen ausgerechnet kurz vor so einem Einsatz über den Weg läuft! Ich kann mir doch nicht jedes Mal, wenn in einem finsteren Tunnel eine fremde Lampe aufleuchtet, das Hirn darüber zermartern, ob es ein normales Licht ist oder nicht …
    Dabei verbringt man in der Metro doch das halbe Leben in diesen vermaledeiten Tunneln. Da dreht man doch durch! Stopp! Immer schön kühlen Kopf bewahren. In der Metro gibt es weder untote Streckenwärter noch Mamotschkas! Diese idiotischen Horrorgeschichten haben sich bösartige Menschen ausgedacht, um diejenigen zu erschrecken, die noch dümmer sind als sie selbst.
    Abartig? Morbid? Was, bitte schön, ist eigentlich nicht abartig und morbid in dieser schönen neuen Welt? Nehmen wir nur mal die Schweine. Sie grunzen zwar alle recht munter, aber wenn du di e Viecher nicht vorher abstichst, krepieren sie an Krebs . A ls normal kann man die schon gar nicht bezeichnen . A m Retschnoi woksal erzählt man sich hinter vorgehaltener Hand, dass die Schweine so eine Art kollektiven Verstand hätten und dass es gar nicht mal so sicher sei, ob die Hirten die Schweine hüten oder umgekehrt. Die Pilze sehen sowieso leichenblass aus. Genau wie die Kinder, die in der Metro zur Welt kommen. Woher sollte man im Untergrund auch eine gesunde Gesichtsfarbe haben?
    Eine Motordraisine, die jämmerlich quietschend zum Stehen kam, riss Tolik aus seinen düsteren Gedanken. Im Führerhaus stand ein grinsender Mann, dessen Gesicht so mit Öl und Ruß verschmiert war, dass seine gebleckten Zähne leuchteten wie bei einem Schwarzen. Der Typ hätte wohl selbst dem Streckenwärter einen Schrecken eingejagt . A ls er den Fähnrich bemerkte, salutierte er theatralisch.
    Arschinow drückte Tolik zum Abschied die Hand.
    »Bis bald. Und nicht vergessen: dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Der neunte Seitentunnel. Herrlich, Brüder, herrlich! Das Leben ist so herrlich! « Der Fähnrich sang aus voller Brust. »Mit unsrem Ataman ist das Dasein nie beschwerlich!«
    Mit der inoffiziellen Hymne der Partisanenarmee auf den Lippen sprang Arschinow etwas wackelig vom Bahnsteig auf die Ladefläche der Draisine, hob das am Boden liegende Sturmgewehr auf und nahm auf der Holzbank Platz.
    Tolik begab sich zum anderen Ende des Bahnsteigs, wo sich die Gemeinschaftskantine befand.
    Die Bewohner der ehemaligen Woikowskaja waren unkompliziert und gastfreundlich, wenn sie gut aufgelegt waren. Die Lebensmittel, die von den loyalen Nachbarstationen geliefert wurden, reichten für alle. Deshalb konnten sich Gäste – unabhängig von ihrem Rang oder Status – immer darauf verlassen, eine Schüssel Pilzsuppe oder ein Stück eingesalzenen Speck zu bekommen. Der Anarchie sei Dank.
    Auch jetzt saßen auf den langen Bänken viele Fremde unter den Kantinengästen, die aßen, rauchten oder sich einfach nur unterhielten.
    Die sechs Saboteure hatten an einem eigenen Tisch Platz genommen und plauderten, während sie auf ihren Kommandeur warteten. Tolik kannte sie alle mit Namen. Einige von ihnen hatten sich schon vor ihm an der

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